Rio de Janeiro (rad-net) - Die Schwedin Jenny Rissveds hat sich im Deodoro Mountainbike Park die olympische Gold-Medaille im Cross-Country geholt. Rissveds gewann in 1:30:15 das Duell an der Spitze gegen Maja Wloszczowska (Polen). Bronze ging an Catharine Pendrel (Kanada), die mit 1:26 Minuten Rückstand das Ziel erreichte. Helen Grobert wurde als beste Deutsche bei ihrer Olympia-Premiere 3:35 Minuten zurück Zwölfte.
Derweil quälte und kämpfte sich Sabine Spitz über die Strecke und erreichte als 19. das Ziel. Der 44-jährigen Mountainbikerin gelang es immerhin trotz einer Entzündung im linken Knie den 4,85 Kilometer langen Kurs über sechs Runden in Gänze zu absolvieren. 9:01 Minuten betrug am Ende ihr Rückstand.
Im Lager der deutschen Mountainbiker haben die Turbulenzen um den Start von Sabine Spitz im Vorfeld die Stimmung schon etwas eingetrübt. Was am Ende in der Ergebnisliste stand, spiegelt vielleicht auch ein wenig diesen Umstand wieder. Helen Grobert versuchte sich davon nicht beeinflussen zu lassen, doch bei ihrem ersten Olympia-Auftritt gelang ihr nicht ganz das Rennen, das sie sich gewünscht hatte.
Zumindest die Startphase funktionierte nach Plan. Grobert machte mit Power und mit kluger Linienwahl rasch Positionen gut und reihte sich an vierter Position ein, als es in den ersten Singletrail ging. «Ich hatte vor dem Start extrem Respekt, aber der Plan ist aufgegangen. Ich wollte einfach mitfahren und schauen was», erklärte Grobert.
Pendrel stürzt und verschiebt sich den Schalthebel
Doch es dauerte nicht lange, dann musste sie Positionen abgeben. Vorne hatte Linda Indergand (Schweiz) das Gaspedal am schnellsten gefunden und stürmte erst mal davon, verfolgt von einer Gruppe um Jenny Rissveds (Schweden) Maja Wloszczowska (Polen) und ihrer Landsfrau Jolanda Neff.
Helen Grobert fand sich dann in einer Gruppe zwischen Platz neun und zwölf wieder, bevor sie von Catharine Pendrel (Kanada) passiert wurden. Die Kanadierin war in der Startrunde gestürzt und hatte sich den Schalthebel verschoben. «Ich konnte nur noch einen Gang den Berg hoch fahren. Deshalb habe ich an der Tech-Zone angehalten», erklärte Pendrel. Mit 1:04 Minuten Rückstand kam sie aus der ersten Runde und machte sich an die Aufholjagd.
Helen Grobert kämpfte derweil in ihrer Gruppe mit Vize-Weltmeisterin Lea Davison (USA) und Yana Belomoina (Ukraine) um Platz zehn. «Das war eigentlich eine ganz gute Gruppe. Vorne, die waren einen Tick zu schnell für mich. Ich habe so gekämpft, ich wollte noch mal ran kommen, aber es ging nicht», erzählte Grobert.
Während Lea Davison in typischer Manier noch ein starkes Finish abliefern konnte und die schwächer werdende Weltmeisterin und Teamkollegin Annika Langvad (Dänemark), sowie die einbrechende Gunn-Rita Dahle-Flesjaa (Norwegen) noch passieren konnte (7.), blieb Helen Grobert auf dem zwölften Platz hängen. «Ich habe alles gegeben, das war mein Ziel. Die zweite Runde war mega hart für mich, weil es so super zäh war. Ich habe trotzdem nicht so viele Plätze verloren und verglichen mit dem Weltcup in Kanada habe ich auch viel weniger Zeit verloren. Deshalb bin ich auch zufrieden», bilanzierte sie ihre Olympia-Premiere.
Ohne Intensitäten keine Chance: Sabine Spitz dennoch froh gestartet zu sein
Sabine Spitz konnte von Anfang an das Tempo der Spitze nicht folgen. Damit hatte sie auch gerechnet. Die Peking-Olympiasiegerin hatte trotz einer Entzündung am Knie und entgegen ärztlicher Ratschläge den Kurs über Felsen, Wurzeln und Gras in Angriff genommen. «Seit dem 12. August habe ich keine Intensitäten mehr trainiert, das war klar. Die Kraftausdauer hat gefehlt, ich konnte nicht mit Zug fahren», bekannte Spitz. Sie wurde bis an 20. Stelle zurückgereicht und fuhr dort ein einsames Rennen. Ihr letztes auf der großen Bühne. Am Ende passierte sie noch die Brasilianerin Raiza Goulao-Henrique und machte mit Rang 19 einen Knoten an ihre Cross-Country-Karriere.
Es war höchstwahrscheinlich ihr letztes Cross-Country-Rennen in ihrer Karriere, denn jetzt geht es erst einmal um die weitere Behandlung des Knies. «Das habe ich eigentlich überhaupt nicht gespürt, das ging super», schüttelte sie den Kopf. «Ich bin froh, dass ich am Start gegangen bin und dass ich durchgefahren bin. Das war ein guter Abschluss, ohne Rennen wären es nicht wirklich die fünften Olympischen Spiele gewesen. Das war es mir wert, das hat mir sehr viel bedeutet. Um die Medaillen zu fahren, das war schon utopisch unter den Vorzeichen.»
Spitz hatte bei Olympia 2008 in Peking Gold, Silber 2012 in London und Bronze 2004 in Athen geholt. Kurz vor den Rio-Spielen zog sie sich in Kanada eine Wunde am Knie, die sich entzündete. Die Schwarzwälderin soll nach Angaben ihres Ehemanns Ralf Schäuble kommende Woche operiert werden.
Entscheidung fällt in der letzten Runde - ohne Neff
An der Spitze entwickelte sich ein interessantes Rennen. Linda Indergand wurde am Ende der ersten Runde eingeholt, fuhr aber aus einer achtköpfigen Gruppe noch einmal davon. Rissveds, Wloszczowska und Neff bildeten die erste Verfolgergruppe. Sie holten Indergand zu Beginn der dritten Runde ein. Die Eliminator-Weltmeisterin fiel an die vierte Position zurück und verlor den Anschluss.
Ihre Landsfrau Jolanda Neff übernahm die Spitzenposition und es wirkte als hätte Indergand die Steilvorlage geliefert. Geplant sei es nicht gewesen, aber Neff hatte sich erst mal bedeckt halten können. Doch es half ihr nichts. Als eine der großen Favoritinnen gestartet, verlor sie in Runde vier plötzlich die Körperspannung und den Anschluss: die Rückenbeschwerden, die auch schon bei der WM in Nove Mesto das Problem waren, warfen sie zurück und am Ende zeigte sie sich enttäuscht von ihre sechsten Platz (+2:28).
In der fünften Runde verlor sie rapide ihren Vorsprung auf die Verfolgerinnen Catharine Pendrel, Katerina Nash (Tschechien) und Emily Batty (Kanada). Noch vor dem längsten Anstieg ging das Trio an der Schweizerin vorbei, die Medaille entschwand aus ihrem Blickfeld.
Jenny Rissveds entschied das Duell um Gold gegen Maja Wloszczowska in der letzten Runde und am Ende war es deutlich genug, um sich ausgiebig feiern zu lassen. Richtig fassen konnte sie im Beisein des Schwedischen Königspaars ihr Glück nicht. «Ich habe einfach versucht Spaß zu haben und ruhig zu bleiben. Am Ende war ich die Stärkste, ich kann es kaum glauben», erklärte Rissveds, die sich am Mittwoch bei einem «dummen Trainingssturz» Wunden am Ellbogen und am Knie zugezogen hatte. «Drei Stiche am Ellbogen, fünf am Knie», zählte sie die Folgen auf. «Aber ich habe versucht positiv zu bleiben und das ist mir auch gelungen.»
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