Schotten (rad-net) - Völlig überraschend hat sich Manfred Reis aus Niederstaufen bei den Deutschen Nachwuchsmeisterschaften der Mountainbikern den Sieg in der U23-Klasse geholt. Reis siegte vor Marcel Fleschhut und Markus Bauer. Die Juniorentitel gingen an Mona Eiberweiser und Markus Schulte-Lünzum.
„Ich glaub’ ich spinne.“ Manfred Reis war völlig außer Fassung, nachdem er nach 45 Kilometern die Ziellinie überquert hatte. Der neue Deutsche U23-Meister konnte seine Tränen nicht verbergen. „Ich habe bis zur letzten Kurve Angst gehabt, dass noch einer kommt.“ Musste er aber gar nicht haben, denn er siegte in 1:38:06 Stunden mit 19 Sekunden Vorsprung auf Marcel Fleschhut und 50 Sekunden vor Markus Bauer.
Favoriten hatte es auf dem Papier sehr viele gegeben, doch mit Manfred Reis hatte niemand gerechnet. Auch er selbst nicht. Er war auch nicht von Beginn an auf den Medaillenplätzen. Zuerst hatte Titelverteidiger Andy Eyring (Münnerstadt) das Tempo gesetzt. Markus Bauer (Lohr) überholte Eyring in der dritten von neun Runden und arbeitete sich einen Vorsprung heraus, der zwischenzeitlich 40 Sekunden betrug. Doch ab der siebten Runde war es vorbei mit der Herrlichkeit von Bauer.
Aus einer Verfolgergruppe hatte sich Manfred Reis zuerst mit Marcel Fleschhut (Mosbach) immer näher an seinen Teamkollegen Eyring heran gefahren. Zuerst blieb Reis zu Gunsten Eyrings verhalten, konnte dann aber an einem steilen Anstieg Fleschhut entkommen. Er schloss die Lücke zu Eyring ging vorbei und der Rückstand zu Bauer betrug plötzlich nur noch 20 Sekunden.
„Als Manne weg gefahren ist, dachte ich schon ‚oh shit’, aber als ich dann Andy vor mir gesehen habe, hat mich das noch einmal motiviert“, schilderte Fleschhut die Schlussphase aus seiner Sicht. In der letzten Runde fuhr er auch noch auf seinen Teamkollegen auf und mehr oder weniger grußlos vorbei. „Ich bin überglücklich“, sagte der Juniorenmeister des vorigen Jahres über seine Silbermedaille.
Markus Bauer hätte um ein Haar auch noch die Bronzemedaille verloren. Eyring kam heran, verlor durch einen Rutscher kurz noch mal den Kontakt, sorgte mit einem Schluss-Sprint aber für einen Zielfoto-Entscheid, der für Bauer ausging.
„Es ist meine erste Medaille überhaupt, deshalb bin ich nicht unzufrieden. Bei mir lief es sieben Runden lang super und dann war plötzlich Schluss. Das ist so bei mir“, kommentierte Bauer. Der entthronte Titelverteidiger Andy Eyring sah sich von den Trainingsbelastungen zur EM-Vorbereitung noch nicht ganz erholt. „Schade, ich bin schon enttäuscht. Aber wichtig ist mir auch, dass mein Teamkollege den Titel geholt hat. Vielleicht zündet’s bei mir nächste Woche. Dann bin ich auch zufrieden“, sagte Eyring.
Im Junioren-Rennen musste Favorit Julian Schelb mit dem zweiten Platz zufrieden sein. Der Münstertäler war früh in Führung, konnte sich aber nicht gegen Markus Schulte-Lünzum (Haltern) behaupten. Der fuhr in der Mitte des Rennens zum Schwarzwälder auf und setzte sich in der vorletzten Runde ab, nachdem Schelb einen harmlosen Sturz verzeichnete. Die entstandene Lücke konnte er nicht wieder schließen.
„Damit habe ich nicht gerechnet“, sagte Markus Schulte-Lünzum, der im ersten Halbjahr immer wieder Probleme hatte mit Infekten und nie an seine eigentliche Leistungsfähigkeit heran gekommen war. „Der Kurs hat super Spaß gemacht und ich kann jetzt optimistisch zur EM fahren“, so Schulte-Lünzum. Schelb war ein fairer Zweiter: „Markus hat es verdient. Auch ohne Sturz wäre es für mich sehr hart geworden. Er war sehr schnell unterwegs.“ Schelb hatte im Ziel 51 Sekunden Rückstand auf Schulte-Lünzum (1:07:55 Stunden).
Auf Rang drei kam Martin Gluth (Helmbrechts) mit 1:18 Minuten Rückstand ins Ziel. Er war der Pechvogel des Tages. Nach der Startphase hatte er bereits eine 20 Meter große Lücke, als ihm ein unachtsamer Streckenposten in den Weg lief. Gluth prallte voll auf ihn auf und verlor nicht nur den Anschluss sondern war in den nächsten drei Runden auch noch von Kopfschmerzen geplagt. Auf Platz acht liegend ging es dann in den letzten drei Runden wieder besser. Bei seiner bärenstarken Aufholjagd konnte er in der letzten Runde noch Wenzel Böhm-Gräber (Wiesbaden) vom dritten Platz verdrängen und wurde noch mit dem dritten Rang belohnt. „Unter diesen Umständen bin ich mit Bronze zufrieden, aber ich bin schon ziemlich sauer über den Vorfall“, erklärte Gluth.
Mona Eiberweiser wurde bei den Juniorinnen ihrer Favoritenrolle gerecht. Die Degendorferin setzte sich in der zweiten von vier Runden von ihrer Begleiterin Helen Grobert (Remetschwil) ab und überquerte mit 1:17 Minuten Vorsprung nach 53:18 Minuten die Ziellinie und feierte ihren zweiten Meistertitel. „Ich habe versucht sicher zu fahren, um für die Europameisterschaft nichts zu riskieren“, erklärte Eiberweiser, betonte aber, dass sie die DM nicht auf die leichte Schulter genommen habe. „Eine Deutsche Meisterschaft ist schon was Besonderes, die ist immer wichtig“, sagte sie.
Grobert sah ihre Silbermedaille als Maximalausbeute und war insbesondere mit ihrer Startphase sehr zufrieden. „Da habe ich früher immer Probleme gehabt und jetzt geht es. Ich habe es ausgenutzt ein wenig mit Mona mit zu fahren.“ Dadurch hatte sie schnell einen sicheren Vorsprung auf die Verfolgerinnen.
Um Platz drei kämpften Julia Haase (Römerstein) und Elisa Ries (Dettingen/E.). Haase stürzte in der dritten Runde, fiel dabei unglücklich auf den Bauch, so dass der Weg frei war für Elisa Ries, die 4:42 Minuten Rückstand auf Eiberweiser hatte.
In der Klasse U17 gab es einen dreifachen Erfolg für den Württembergischen Radsportverband. Severin Lehmann (Neuffen) fuhr in 48:29 Minuten zu einem Start-Ziel-Sieg, während der Schülermeister des vergangenen Jahres, Martin Frey (Bad Urach) mit 18 Sekunden Rückstand auf Rang zwei eine Überraschung war. Dritter wurde Christian Pfäffle (Beuren), der in der letzten von fünf Runden den Anschluss an Frey nicht mehr halten konnte und mit 29 Sekunden Differenz das Rennen beendete.
Bei der weiblichen Jugend U17 gab es einen bayrischen Doppelsieg. Johanna Techt (Niederstaufen) setzte sich nach vier Runden in 43:01 Minuten souverän vor Lena Putz (Waldkirchen, 44:01) durch. Auf Platz drei behauptete sich Lena Wehrle (St. Märgen) mit 2:23 Minuten Rückstand. Sie hatte sich in der letzten Runde gegen Chiara Eberle (Dettingen/E.) durchgesetzt.
Die Schüler-Titel gingen an die beiden Niederstaufener Marcel Techt und Veronika Brüchle. Bei den Schülern siegte Techt mit 45 Sekunden vor Siegfried Zellner (Freilassing) und 1:01 Minuten vor Patrick Strähle (Römerstein). Brüchle war bei den Schülerinnen 20 Sekunden schneller als Anika Buhl (Kirchzarten) und 22 Sekunden vor Romy Schmid (Weilheim).
Am Samstag hatten die Schüler U15 jeweils zwei Trial-Sektionen absolviert und danach noch einen Slalomlauf, der auf einem Teil der Cross-Country-Strecke stattfand. Das kombinierte Ergebnis wurde für einen Handicap-Start heran gezogen. Es gab die Maximalpunktzahl 20 und die jungen Sportler und Sportlerinnen wurden pro Punkt Differenz jeweils mit zehn Sekunden Rückstand ins Cross-Country-Rennen geschickt. In der Jugendklasse U17 wurden zwei Slalomläufe zusammen gerechnet und für die reine Startaufstellung, ohne Handicap, heran gezogen. In die Gesamtwertung der BDR Nachwuchs-Sichtung gehen die Ergebnisse der einzelnen Module aber als Einzel-Resultate ein.
Im Slalom der Jugend U17 setzte sich Lutz Staake (Dorf-Erbach) nach zwei Durchgängen mit 0,10 Sekunden Vorsprung auf Severin Lehmann (Neuffen) durch. Dritter wurde Christian Pfäffle (Beuren) mit 0,82 Sekunden Differenz. Bei den weiblichen Pendants siegte Lena Wehrle (St. Märgen) mit 3,04 Sekunden Vorsprung auf Julia Thaler (Garching) und 6,32 Sekunden vor Chiara Eberle (Dettingen/E.).
Joshua Barth (Remchingen) und Siegfried Zellner hatten bei den Schülern die Idealpunktzahl und durften als Erste ins Rennen gehen. Zehn Sekunden später startete Marcel Techt (Lindau) als Dritter. Bei den Schülerinnen erreichte Sofia Wiedenroth (Niederstaufen) 19 Punkte, genauso wie Antonia Rödel (Hengen). An dritter Stelle lag Romy Schmid (Weilheim/T.), die 18 Zähler auf ihrem Konto hatte.