Heubach (rad-net) - Sabine Spitz und Elisabeth Brandau sind die beiden deutschen Eisen im Feuer der 18. Auflage des BiketheRock in Heubach. Sie treffen auf Weltmeisterin Jolanda Neff, auf die Weltranglistenerste Yana Belomoina, auf den neuen Stern Anne Tauber, auf Routinier Maja Wloszczwoska und einige weitere Weltklasse-Athletinnen. Das verspricht Spannung. Und einen deutlichen Hinweis auf die kommenden Weltcups.
Ob nun das BiketheRock für sich steht oder drei Wochen vor dem Weltcup in Albstadt «nur» eine hochkarätige Durchgangsstation ist, das ist müßig zu diskutieren. Das am längsten bestehende internationale Cross-Country-Event in Deutschland und älteste HC-dotierte Rennen der Welt hat sich mit seinem speziellen Flair eine Bedeutung erarbeitet, die einen Sieg beim BiketheRock zu einer nennenswerten Zeile im Palmares eines XC-Bikers machen.
Sabine Spitz (Wiawis Bikes) musste lange warten, im Grunde hatte sie wohl gar nicht mehr damit gerechnet, dass sie während ihrer Karriere beim BiketheRock jemals ganz oben auf dem Podest stehen würde. Sie mag zwar das Festival, obwohl ihr die lange Kletterpassage nicht entgegenkommt. Und dann ist es vergangenes Jahr auf einmal passiert. Und dieses Jahr? Schwer einzuschätzen, was ihre Form wert ist. Die 46-Jährige hat die vergangenen Monate in Südafrika verbracht und seit dem Weltcup in Stellenbosch, wo sie als Achte zu überzeugen wusste, mit anderen Weltklasse-Athletinnen keinen Vergleich mehr gehabt.
Aber wer hat das wirklich? Weltmeisterin Jolanda Neff (Kross Racing) kam nach ihrem Schlüsselbeinbruch vom Januar erstaunlich schnell zurück, doch vor zwei Wochen knallte sie bei einem Trainingssturz mit dem Oberschenkel so heftig auf, dass sich ein großer Bluterguss bildete. Vorige Woche war das Bein noch grün und blau. «Das war noch nicht so ideal», bekannte Neff vergangenen Sonntag in Schaan, wo sie Zweite wurde. «Ich hoffe, das wird bis zum nächsten Rennen schon wieder besser, so dass ich ohne Probleme fahren kann.»
Ob das schon in Heubach der Fall sein wird? Ob sie die Leer-Zeile in ihrem Palmares mit ihrem ersten «echten» BiketheRock-Sieg ergänzen kann? Vor acht Jahren gewann die Schweizerin als Juniorin und wäre damals mit ihrer Siegerzeit im Damenrennen vor der Schlussrunde an erster (!) Stelle gelegen. Vor Annika Langvad.
Ihre Teamkollegin Maja Wloszczowska hat 2011 und 2013 in Heubach schon gewonnen. Und sie hat das lange Klettern am vergangenen Sonntag bei der Marathon-EM in Italien gewissermaßen geübt. Mit der Silbermedaille hat die Polin zudem unter Beweis gestellt, dass sie in sehr guter Verfassung ist.
Keine Geheimfavoritin mehr: Anne Tauber
Die Weltranglistenerste und Gesamtweltcupsiegerin Yana Belomoina (CST Sandd American Eagle) scheint nach ihrem Trainingsunfall im Herbst wieder zurück auf dem Weg in die Weltspitze. Die Ukrainerin, die auch amtierende Europameisterin ist, bestätigt das mit einem Lächeln: «Ja, es geht wieder besser. Ich hoffe, jedes Rennen sorgt für mehr Speed und Kraft in den Beinen.»
Eine, die sicherlich Kraft und Speed in den Beinen hat, das ist Anne Tauber (CST Sandd American Eagle). Sie hat ihre Leistung vom Weltcup in Stellenbosch, als sie Dritte wurde, spätestens mit dem überzeugenden Sieg in Haiming bestätigt. Das Kraftpaket aus den Niederlanden war voriges Jahr schon Siebte in Heubach, könnte dieses Jahr die Konkurrenz aber auch überholen. Eine Geheim-Favoritin ist sie jedenfalls nicht mehr.
Ob London-Olympiasiegerin Julie Bresset (Scott-Breizh) bereits wieder ganz vorne mitmischen kann, muss man abwarten. Die Französin, die nach mentaler Erschöpfung 2017 komplett pausierte, tastet sich langsam wieder an die Spitze heran – siehe Rang drei in Rivera. Unabhängig vom Resultat ist es für das BiketheRock ein Plus die sympathische Französin zu Gast zu haben.
Sehr gespannt sein darf nicht nur das deutsche Publikum auf Elisabeth Brandau (EBE-Racing). Nach ihrer zweiten Schwangerschaft 2017 wurde sie im Januar Fünfte bei der WM im Cyclo-Cross und hat die Form offenbar sehr gut in die Cross-Country-Saison hinübergerettet. Ein Sieg im spanischen Banyoles, einer beim C2-Rennen in Saalhausen und aus hinterer Startposition ein 13. Platz beim Weltcup in Südafrika sprechen für sich. «Ich bin Heubach schon länger nicht mehr gefahren, aber in meiner derzeitigen Verfassung müsste es schon gut gehen», meint die Schönaicherin. «Ein bisschen kann man das Profil ja mit Albstadt vergleichen und da ist es gut zu wissen, wo man im Vergleich mit der Weltklasse steht.»
Womit wir wieder die Brücke zum Weltcup in Albstadt geschlagen hätten. Drei Wochen liegen dazwischen. Im Vorjahr, da waren es diese drei Wochen zu Nove Mesto, das 2017 im Kalender vor Albstadt platziert war.
Aber der Blick auf die Ergebnisse vom Vorjahr ist interessant. BiketheRock-Siegerin Spitz wurde in Nove Mesto Zweite, auf einem völlig anderen Profil. Und dann Siebte in Albstadt. Die Zweite von Heubach, Yana Belomoina, wurde Fünfte in Nove Mesto. Und in Albstadt? Feierte sie ihren ersten Weltcup-Sieg. Die damalige Dritte von Heubach, Annika Langvad, siegte in Nove Mesto. Die zur Zeit noch verletzte Adelheid Morath war Fünfte beim BiketheRock, Sechste in Nove Mesto und Achte in Albstadt. Wer also Heubach gut kann, die kann auch im Weltcup. Beziehungsweise es ist fast schon Garantie, dass es auch drei, vier Wochen später klappt.