Freudenstadt (rad-net) - Mit einem Short Track-Wettbewerb und Cross-Country-Rennen geht die MTB-Bundesliga am Samstag und am Sonntag in Freudenstadt ihre dritte Runde. Der französische Weltklasse-Biker Maxime Marotte führt bei den Herren das internationale Starterfeld an, bei den Damen ist es die Weltranglisten-Erste Anne Terpstra aus den Niederlanden. Sie sind die Prüfsteine für die deutschen Biker um den Essener Ben Zwiehoff und U23-Weltcupsiegerin Ronja Eibl.
Maxime Marotte gehört seit vielen Jahren zu den besten Cross-Country-Spezialisten der Welt. Der Franzose vom Team Cannondale Factory Racing hat das vor kurzem mit dem dritten Rang beim Weltcup-Finale in Snowshoe, USA, wieder bewiesen. Nachdem er im Sommer aus verschiedenen Gründen eine Leistungsdelle zu überwinden hatte, ist der 33-Jährige zum Ende der Saison wieder in den Kreis der Weltbesten zurückgekehrt. Mehrere Gründe nennt Marotte, warum er das Bundesliga-Rennen in Freudenstadt bestreiten wird. «Ich brauche UCI-Punkte», sagt Marotte. «Und Freudenstadt wird helfen die Form für das Rennen in Tokio aufrecht zu erhalten.»
In Japan findet am 4. Oktober ein Test-Rennen auf der Strecke für die Olympischen Spiele 2020 statt und die sind – nicht nur für ihn – natürlich ein großes Ziel.
Nach der Rückkehr aus den USA hat sich Marotte eine Erkältung eingefangen. «Die hat wohl ein bisschen Energie gekostet, aber ich hoffe, ich bin stark genug um den Sieg mitzufahren. Die Motivation ist jedenfalls da», erklärt Marotte, der aus Zillisheim, nahe Mulhouse stammt.
Er geht sicher als Favorit auf die 4,1 Kilometer lange Strecke im Christophstal, doch da gibt es zum Beispiel zwei Schweizer und einen Neuseeländer, die ihm den Sieg streitig machen können.
Anton Cooper (Trek Factory Racing) kann sicherlich Paroli bieten. Dem Ozeanienmeister lief es 2019 nicht so rund, aber um in einem Weltcup in die Top-Ten zu fahren kann, wie Cooper das im Val di Sole (Italien) gelang, muss viel Potenzial besitzen. Cooper kennt das Terrain in Freudenstadt, er war 2018 hier schon Vierter.
Matthias Stirnemann (Möbel Märki) hat schon die renommierten Etappenrennen Cape-Epic und Swiss-Epic gewonnen. Er kann auf Top-Ten-Ergebnisse im Weltcup zurückblicken und gilt fahrtechnisch als sehr ausgereifter Fahrer. Sein Landsmann Reto Indergand (BMC Racing) war Fünfter bei den Europameisterschaften, sowohl 2018 als auch 2019 und hat ebenfalls Weltcup-Top-Ten-Ergebnisse in seiner persönlichen Bilanz stehen. Indergand ist übrigens auch einer, der für die Gesamtwertung der Bundesliga noch in Frage kommt. Er hat auch für das abschließende Rennen in Titisee-Neustadt (28.9.) gemeldet.
Einer seiner Kontrahenten wird der deutsche Vize-Meister Ben Zwiehoff (Bergamont, 25) sein. Der Essener freut sich schon mal, «dass in Freudenstadt ein paar namhafte Leute am Start stehen». Er hat trotz Erkältungs-Handicap beim Weltcup-Finale Rang 27 belegt und am vergangenen Wochenende bei einem Rennen in Wetter/Ruhr Platz zwei. «Ich denke, ich muss mich da nicht verstecken. Vermutlich wird wieder eine Spitzengruppe entstehen und ich möchte dabei sein. Die Strecke liegt mir, ich denke da geht was», meint Zwiehoff.
Der Vorjahres-Zweite, der estnische Meister Martin Loo (Hawaii Express) dürfte ebenfalls wieder mit vorne zu finden sein. Und mit Alexandre Balmer (Scott) aus der Schweiz ist auch der Junioren-Weltmeister des vergangenen Jahres im Rennen.
Damen: Nummer eins gegen die Talente
Im Lager der Damen gibt muss Anne Terpstra (Ghost Factory Racing) mit der Bürde der Favoritin leben. Die 28-jährige Niederländerin hat sich mit der besten Saison ihrer Karriere zur Nummer eins der Weltrangliste aufgeschwungen. Im Juli feierte sie in Andorra ihren ersten Weltcupsieg und vor zehn Tagen verpasste sie ihren zweiten nur um vier Sekunden hinter Weltmeisterin Pauline Ferrand Prevot (Frankreich).
Terpstra will auch im Short Track an den Start gehen und damit ihre Chancen auf den Sieg in der Gesamtwertung wahren. «Ich erwarte, dass meine Form etwas weniger gut ist als zuletzt, aber die wird sicher noch ausreichen, um mitzuhalten, denke ich», erklärt Terpstra. Mit ihrem Start, so erklärt sie ungefragt, wolle sie «einfach auch die Organisatoren unterstützen», weil sie es «cool» finde, «dass es diese Rennen gibt». «Von daher werde ich, wie immer, alles geben und hoffentlich ein bisschen Spaß haben», so die WM-Vierte.
Ihre Hauptkonkurrentinnen? Sicherlich auch Bundesliga-Titelverteidigerin Ronja Eibl (Grosselfingen), die 2018 als jüngste Gesamtsiegerin aller Zeiten in die Bücher einging. Die 20-jährige Eibl vom Team Corendon-Circus hat im U23-Weltcup mit drei Siegen und drei zweiten Plätzen den Gesamtsieg eingefahren, was vor ihr noch keiner deutschen Bikerin gelungen ist. «Abgesehen vom Jetlag bin ich fit», sagt U23-Meisterin Eibl. Der dürfte bis zum Wochenende allerdings überwunden sein. Eibl hatte 2019 ausgerechnet bei den internationalen Meisterschaften Pech. Bei der EM war nach einem Defekt nur noch Rang acht möglich und bei der U23-WM musste sie wegen Krankheit gar ganz verzichten.
Dort holte die Österreicherin Laura Stigger (Specialized) Silber. Die ist ein Jahr jünger als Eibl, war 2018 Junioren-Weltmeisterin auf der Straße und auf dem Mountainbike und gilt als Supertalent.
Es dürfte sehr interessant werden, wenn sich diese beiden Youngster am Sonntag mit Anne Terpstra messen. Mit Nadine Rieder (Rotwild Factory Team) aus Sonthofen gibt es noch eine zweite Deutsche, die in Freudenstadt mitmischen will – und auch kann. Die Allgäuerin war prächtig in das Jahr 2019 gestartet, ehe sie durch eine Verletzung erst mal auf Eis gelegt wurde. Zum Ende der Saison ist sie noch mal sehr gut in Schuss gekommen, wie die Silbermedaille bei der Marathon-DM vor zehn Tagen belegt. «Ich würde in Freudenstadt gerne meine Form bestätigen. Auch wenn die Saison zwischenzeitlich nicht gut lief, sie hat für mich sehr gut angefangen und ich möchte sie gerne gut beenden», sagt Rieder und fügt hinzu: «Es ist toll, dass mit Anne die Weltranglisten-Erste da ist. So hat man einen guten Vergleich und es werden sicher spannende Rennen werden.»
Mitmischen wird sicherlich auch Lisi Osl (jb Brunex Felt). Die Österreicherin in Schweizer Diensten mag solche Kletterpartien wie man sie in Freudenstadt vorfindet und die Form der Weltcup-Gesamtsiegerin von 2009 war zuletzt ansteigend.
Mit Corina Gantenbein (RDR Italia) auch noch eine Schweizerin auf der Meldeliste auf, die sich nach längerem krankheitsbedingten Ausfall auf dem Weg zurück befindet.
Short Track mit Punkten
Nadine Rieder dürfte auch im Short Track am Samstag auf dem Freudenstädter Marktplatz eine ernsthafte Konkurrentin für Terpstra sein. Da erreichte Rieder im Mai im Weltcup einmal Rang 13 (Albstadt) und einmal Rang sieben (Nove Mesto). Mit dem Short Track beginnt um 17:10 Uhr (Frauen) und 17:40 Uhr (Männer) das dritte Bundesliga-Wochenende der Saison. Für diese Rennen gibt es einerseits auch Weltranglistenpunkte und andererseits für die Bundesliga-Gesamtwertung die halbe Punktzahl.
Zuvor schon, ab 12 Uhr werden mehr als 300 Kinder und Jugendliche im Schwarzwälder MTB-Cup auf dem Short Track-Kurs ihre Runden drehen und ihre Sieger ermitteln.
Der Zeitplan musste aufgrund der hohen Teilnehmerzahl ausgedehnt und nach vorne gezogen werden.