Oldenburg (rad-net) - Das Kreidler Werksteam baut sein Engagement aus und holt zwei Nationalkader-Fahrer aus dem Cross-Country-Lager in seine Reihen. Schwerpunkt bleibt die Marathon-Disziplin, aber Markus Bauer und Christopher Platt bleiben trotzdem mit einem Bein in der Olympischen Disziplin.
Mit Bauer stößt ein Sportler zum Kreidler Werksteam, der bisher vor allem als Cross-Country-Fahrer Karriere gemacht hat und seit 2006 den jeweiligen Nationalkadern angehört. Dass Bauer bei einem auf Marathon fokussierten Team landet, hat sicherlich auch mit dem dürftigen Angebot zu tun, das es für Fahrer auf seinem Niveau gibt. Noch keine Weltspitze, aber auch schon zu gut für ein Nachwuchs-Team.
Aus einem solchen kommt Bauer ja. Beim Lexware Mountainbike Team durfte er - auf Grund von Verletzungspech - 2014 als Elite-Fahrer nochmal antreten. Aber es war klar, es würde seine sechste und letzte Saison im Trikot der Schwarzwälder werden. «Ich blicke auf sechs großartige Jahre bei Lexware zurück und bin dankbar für die Unterstützung, die ich dort bekommen habe. Für junge Athleten ist es das beste Team, das es in Deutschland gibt und ich bin auch froh, dass ich dieses eine Jahr noch mal bekommen habe», schickt Markus Bauer eine Dank-Adresse an seine langjährigen Wegbegleiter. Tatsächlich gab ihm dieses Jahr die Chance auf sich aufmerksam zu machen.
Der 25-jährige Markus Bauer ist auch im Marathon-Bereich kein Greenhorn. 14. war er bei der WM 2012, Silber gewann er bei der DM 2013 und bei der Sparkasse Trans-Zollernalb gewann er vergangenes Jahr die Schluss-Etappe.
Die Olympia-Norm im Hinterkopf
«Mit Markus wollen wir unser sportliches Niveau halten und künftig weiter ausbauen. Man hat gesehen, zu was er in der Lage ist und ich denke, er kann sich im Marathon-Bereich sehr positiv entwickeln», erklärt Rainer Schenk, Team-Manager des Kreidler Werksteams. Wichtig war Markus Bauer dennoch den Fuß in der Cross-Country-Tür drin zu lassen. Und das ermöglicht ihm Kreidler. «Meine Cross-Country-Karriere kann weiter gehen. Ich habe bei der Planung in vielen Punkten freie Hand bekommen und kann die Weltcup-Rennen bestreiten», erklärt Bauer.
Natürlich werde die UCI Marathon Serie nächstes Jahr für ihn eine Rolle spielen. «Aber die Trans-Schwarzwald hat mir auch gezeigt, dass mir lange Rennen als Vorbereitung auf Cross-Country helfen», betont Bauer. Sein oberstes Ziel sei, sich in den Regionen zu etablieren, in denen er bei der WM in Hafjell gelandet sei (22.) und sich vielleicht den Top 15 anzunähern. Das würde ihn dann 2016 sogar in die Reichweite der Olympia-Norm bringen. «Markus bekommt Unterstützung im Kampf um einen Olympia-Startplatz. Es wäre natürlich auch für Kreidler eine tolle Sache in Rio dabei zusein«», sagt Rainer Schenk.
Vor dem Niveau im Marathon hat Markus Bauer Respekt. «Im ersten Jahr wird es sicher extrem schwierig bei großen Rennen tolle Ergebnisse zu erzielen, auch mit Top-Form. Den Rhythmus sind andere besser gewöhnt. Aber ich glaube schon, dass ich die Veranlagung dazu habe und bin zuversichtlich, dass sich da der Erfolg einstellen wird», meint der DM-Dritte im Cross-Country.
Besonders im Blick hat er die Marathon-DM. Als Student an der FH in Furtwangen ist der Schwarzwald Bike-Marathon ein Heimspiel für ihn.
Rainer Schenk: Christopher Platt ist ein Rohdiamant
Christopher Platt hat noch ein U23-Jahr vor sich und er soll behutsam an die Marathon-Materie herangeführt werden. Weil er seine Fachhochschul-Reife abgeschlossen hat, fehlten 2014 die Top-Resultate. So wird er vermutlich 2015 nicht mehr dem Nationalkader angehören. Dafür aber einem Team.
In diesen Genuss kam Christopher Platt erst einmal 2012 im Team notebooksbilliger.de, ansonsten war der Wettenberger immer auf sich alleine gestellt. «Das ist für mich eine große Erleichterung, ein nächster Schritt und eine neue Aufgabe», sagt Platt. Ein Jahr später wäre im Blick auf sein letztes Jahr in der Nachwuchs-Kategorie auch noch in Ordnung gewesen, aber wenn sich die Gelegenheit bietet, dann wolle er sie auch ergreifen.
Arg viel Marathon-Erfahrung bringt Platt nicht mit. Doch bei seinem allerersten Marathon überhaupt, belegte er bei der DM 2013 gleich Platz 21 und war zweitbester U23-Fahrer. «Da dachte ich, okay, in diese Richtung kann es auch gehen. Hinten raus werde ich auch in Cross-Country-Rennen immer stärker. Die Disziplin müsste also passen», meint Platt.
Allerdings darf auch er langsam in die Marathon-Schuhe hinein wachsen. «Ich werde langsam heran geführt und bleibe mit einem Bein noch im Cross-Country. Das hat auch für Kreidler gesprochen», so Christopher Platt.
Dass der gelernte Fahrrad-Mechaniker jetzt in Gießen ein Studium der Beruflichen und Betrieblichen Bildung, Fachrichtung Metalltechnik, begonnen hat, ist auch im Sinne seines Vertragspartners Kreidler.
Rainer Schenk: «Wir sehen Christopher als Roh-Diamant, der von der Erfahrung eines Torsten Marx profitieren soll. Wir werden ihm Zeit geben und ihn nicht verheizen. Ich denke, er wird sich unserem professionellen Umfeld freier entwickeln können.» Das glaubt im Übrigen auch Bundestrainer Peter Schaupp: «Bei Christopher ist noch Luft nach oben», so Schaupp.
Mit diesem Trio, Routinier Torsten Marx (38), Markus Bauer und Christopher Platt, wird das Kreidler Werksteam in die Saison 2015 gehen. «Matthias Leisling wird nächstes Jahr nicht mehr unsere Farben tragen», notiert Schenk einen Abgang.
«Unser Grund-Konzept bleibt bestehen: Wir bleiben ein Marathon-Team und wollen in der Marathon World Serie in den Top-Ten vertreten sein. Mit Christopher beginnen wir ein Nachwuchs-Programm im Marathon, das wir in den kommenden Jahren gerne ausbauen möchten», umreißt Schenk die Ziele, die mit der Kreidler-Zentrale in Oldenburger abgestimmt sind.