Emmen (dpa) - Dem Befreiungsschlag soll eine goldene Woche folgen: Gerald Cioleks furioser Auftakt-Coup in den Niederlanden hat dem Milram-Team bei der Vuelta Appetit auf mehr gemacht.
«Das wäre ein absoluter Höhepunkt», kommentierte der Sportliche Leiter Ralf Grabsch die Aussicht auf einige Tage im goldenen Leader-Trikot. Das selbstgesteckte Ziel hat das einzige deutsche ProTour-Team, das bei der Tour de France vergeblich einem Erfolg hinterhergerast war, dank Cioleks Etappensieg aber schon nach dem zweiten Tag der Spanien- Rundfahrt erreicht. «Alles was jetzt noch kommt, ist eine Zugabe», sagte der frühere U 23-Weltmeister der Deutschen Presse-Agentur dpa vor dem Start des dritten Abschnitts.
Mit dem Triumph im niederländischen Emmen beendete Ciolek nicht nur seine persönliche Durststrecke, sondern auch eine zweijährige Zeit des Darbens seiner Equipe. Zuletzt hatte der Italiener Alessandro Petacchi am 13. September 2007 für einen Milram-Erfolg bei einer der drei großen Länderrundfahrten gesorgt - ebenfalls bei der Vuelta. «Es war sehr erleichternd, mal wieder ein Rennen gewonnen zu haben. Der Sieg ist befreiend für die Mannschaft und macht optimistisch für die nächsten Tage», sagte Ciolek.
Noch im Frühjahr war nicht abzusehen, dass Ciolek in dieser Saison für große Erfolge gut sein würde. Eine rätselhafte Krankheit im März bei Tirreno-Adriatico - Teamchef Gerry van Gerwen: «Niemand weiß, was es war» - schwächte Ciolek wochenlang. Erst bei der Tour fand der Pulheimer langsam zu alter Stärke zurück, musste sich aber der Dominanz des Briten Mark Cavendish beugen. Auch bei den Hamburg Cyclassics wurde es nichts mit dem erhofften Heimsieg. Als Dritter demonstrierte der 22-Jährige aber ansteigende Form. Bei der Vuelta klappte es nun endlich. «Es hat Monate gedauert, bis er wieder der Alte war. Jetzt hat Gerald bestätigt, dass er doch etwas drauf hat», meinte van Gerwen, den es «unheimlich stolz» machte, dass er in seinem Heimatland den wichtigsten Saisonsieg bejubeln durfte.
Dem Bund Deutscher Radfahrer (BDR) dürfte Cioleks Leistungssprung ebenfalls bestens zupasskommen. In knapp vier Wochen stehen die Weltmeisterschaften in Mendrisio auf dem Programm - mit einem Ciolek in Topform darf der Verband im Straßenrennen am 27. September durchaus nach einer Medaille schielen. Ralf Grabsch jedenfalls traut seinem Sprint-Ass in der Schweiz «einiges» zu: «Der schwere Kurs liegt ihm.»