Hamburg (dpa) - Beim einzigen deutschen ProTour-Rennen setzt das einzige deutsche ProTour-Team alles auf die Karte Gerald Ciolek.
Der Sprinter aus Pulheim, der in dieser Saison einem großen Sieg noch hinterher fährt, ist das Trumpfass des Milram-Teams für die Vattenfall Cyclassics in Hamburg. «Wir wollen in der Nähe des Sitzes unseres Hauptsponsors zeigen, dass wir nicht nur vorne mitfahren, sondern auch gewinnen können. Ciolek ist unser Mann», sagte Teamchef Gerry van Gerwen.
Seine Fahrer hatten bei der Tour de France zwar die Team-Prämisse «attraktiv fahren» einigermaßen eindrucksvoll umgesetzt, den Coup eines Etappensieges oder einer Platzierung unter den ersten zehn aber verpasst. Ciolek, diesmal in seinem Team von fünf weiteren Tour-Startern unterstützt, stand 2007 als Dritter schon einmal auf dem Podium in Hamburg.
Heimspiel-Atmosphäre wird auf den 216,4 Kilometern auch - und vor allem - für André Greipel herrschen. Der gebürtige Rostocker vom Super-Team Columbia-Highroad durfte zwar nicht zur Tour, hielt sich aber ansonsten in Massensprints schadlos. Der 27- Jährige verzeichnete in dieser Saison schon 15 Siege und gilt für Sonntag als Topfavorit - trotz Ciolek, den Ex-Weltmeistern Tom Boonen und Oscar Freire und Mitfavorit Filippo Pozzato.
Vorjahressieger Robbie McEwen hat kurzfristig abgesagt - der Australier plant sein Comeback nach seiner im Mai erlittenen Knieverletzung erst bei der Eneco-Tour ab 18. August in den Niederlanden. Altmeister Erik Zabel, der vor acht Jahren als letzter deutscher Profi in Hamburg gewann, hält Greipel «für den schnellsten Mann im Feld».
«Niemand ist unschlagbar - auch Greipel nicht», machte sich van Gerwen Mut für den wichtigen Sonntag-Termin, der nach seinem Gusto so enden sollte, wie das Rennen am 1. Mai in Frankfurt. Der Sieg des in Hamburg fehlenden Fabian Wegmann wirkte vor gut drei Monaten wie ein Befreiungsschlag für das bis dahin wenig erfolgreiche Team, das von den norddeutschen Milchbauern finanziert wird. Nachdem der Sponsor sein weiteres Engagement für 2010 während der Tour noch einmal offiziell bestätigt hatte, ist van Gerwen auf der Suche nach «zwei Verstärkungen für die Klassiker». In zwei Wochen soll die Verpflichtung der «ziemlich bekannten Fahrer» abgewickelt sein.
Trotz wirtschaftlicher Flaute und Doping-Krise sieht sich Frank Bertling, Geschäftsführer der veranstaltenden Agentur Upsolut, mit seinem Rennen fest im Sattel. Mit 22 000 Hobby-Fahrern - unter ihnen der schwergewichtige Reiner Calmund - ist das größte Amateur- Radrennen Europas vor dem Profi-Act ausverkauft. Auch auf Sponsorenseite hätte es sogar Zuwächse gegeben. «Er bekommt von uns eine Ausnahmegenehmigung», sagte Breitling zum Debüt des ehemaligen Leverkusen-Managers Calmund, der auf einem Dreirad an den Start rollen wird.