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Der Australier Michael Rogers gewinnt vor Vladimir Gusev. Foto: Florian Schaaf
24.05.2012 16:14
Michael Rogers gewinnt in Kempten

Kempten (rad-net) - Es scheint eine Bayern Rundfahrt der Superstars zu werden: Einen Tag nach dem Sprinterfolg des Italieners Alessandro Petacchi hat in Kempten der dreifache Zeitfahr-Weltmeister Michael Rogers zugeschlagen. Der 32-jährige Australier setzte sich nach 195,6 Kilometern zwischen Penzberg und Kempten im Sprint einer fünfköpfigen Ausreißergruppe knapp vor dem russischen Tour-Etappensieger Vladimir Gusev aus der Mannschaft Katusha sowie dem 25-jährigen Franzosen Jerome Coppel aus der Equipe Saur-Sojasun durch. Für Alessandro Petacchi blieb als Sieger im Sprint des Feldes nur Platz sechs vor Allan Davis sowie John Degenkolb.

Die erstklassig besetzte fünfköpfige Gruppe, zu der neben Rogers, Gusev und Coppel noch der Spanier Haimar Zubeldia von RadioShack-Nissan und Rogers Teamkollege Kanstantin Siutsou aus Weißrussland gehörten, hatte sich kurz vor der zweiten Bergwertung des Tages im Anstieg nach Immenstadt-Knottenried aus dem Feld abgesetzt und maximal einen Vorsprung von 1:05 Minuten herausgefahren. Bei der Einfahrt in die 6,7 Kilometer lange Schlussrunde blieben dann noch 41 Sekunden - zu viel für die dezimierten Teams der Sprinter in der Vorbereitung eines weiteren Massensprints.

Mit einem Vorsprung von fünf Sekunden auf Vladimir Gusev geht Michael Rogers im Gelben Trikot der Volksbanken Raiffeisenbanken jetzt in die kommenden drei Tage des wichtigsten deutschen Etappenrennens. Dritter der Gesamtwertung ist nun Jerome Coppel. Der bisherige Spitzenreiter Alessandro Petacchi fällt mit 26 Sekunden Rückstand auf Platz sechs zurück. In der Sprintwertung um das Blaue Trikot der Süddeutschen Krankenversicherung liegt Rogers nach seinem Sieg ebenfalls vorn. Die Spitze in der Bergwertung um das Trikot von Clear Group verteidigte der Leipziger Steffen Radochla. Als Zehnter in der Gesamtwertung ist der Kemptener Michael Schwarzmann vom deutschen Top-Team NetApp Träger des Weißen Trikots der R+V Versicherung und bester Nachwuchsfahrer der Tour.

Michael Rogers, 2003 bereits Gesamtsieger der Deutschland-Tour, will jetzt alles daransetzen, die Führung in der Gesamtwertung zu verteidigen: «Es war ein sehr schwieriges Rennen. Vom zweiten Berg bis ins Ziel war es noch weit, aber wir waren eine starke Fluchtgruppe und haben zum Glück gut zusammengearbeitet, um das Feld fern zu halten und dann habe ich meine Chance genutzt. Ob ich jetzt Favorit bin, müssen wir sehen, das Zeitfahren steht ja auch noch aus. Aber das war heute ein großer Schritt und jetzt schauen wir von Etappe zu Etappe. Das hier ist ein tolles Rennen durch einen unglaublich schönen Teil von Deutschland und die Zuschauer sind einfach spitze. Wir sind hergekommen, um die Gesamtwertung zu gewinnen.»

Vladimir Gusev konnte dagegen nach Platz zwei seine Enttäuschung nicht ganz verbergen: «Ich wollte in einer Fluchtgruppe dabei sein und Torsten Schmidt hat dann die Devise ausgegeben, am letzten Berg zu attackieren und das hat funktioniert. Leider hat es dann am Ende nicht ganz für den Etappensieg gereicht.»

Mann des Tages aus deutscher Sicht war NetApp-Profi Michael Schwarzmann, der alles gab, bei seinem Heimspiel ganz vorne zu landen und mit dem Weißen Trikot für den besten Nachwuchsmann erfolgreich war: «Es war eine harte Etappe. Ich war schon zweimal fast abgehängt, habe mich wieder zurückgekämpft und am Ende hat es noch gereicht. Klar ist man bei einem Heimspiel top motiviert und als wir dann auf dem Schlusskurs waren, habe ich schon damit gerechnet, das Trikot zu holen weil ich Alex Schmitt in unserer Gruppe nicht mehr gesehen habe. Das Finale war einfach grandios. Ich kannte die Strecke natürlich sehr gut, das war ein großer Vorteil für mich. Jetzt muss ich mal abwarten, wie es mir morgen geht. Aber ich will das Trikot so lange wie möglich verteidigen, am besten bis zum letzten Tag nach Bamberg.»

Bereits nach wenigen Kilometern der Etappe hatte sich eine mit dem Niederländer Karsten Kroon, dem Franzosen Thomas Voeckler sowie dem deutschen Nachwuchsfahrer Christian Mager hochklassig besetzte Gruppe abgesetzt. Das Trio fuhr trotz eines Reifenschadens des Tour-Vierten Voeckler maximal 6:40 Minuten heraus, aber kurz vor der ersten Bergwertung des Tages in Oberelleg, gut 71 Kilometer vor dem Ziel in Kempten, war die Flucht wieder beendet.

Die dritte Etappe der Bayern Rundfahrt führt am Freitag über 196,4 Kilometer von Kempten nach Treuchtlingen. Start ist um 10.45 Uhr auf dem Rathausplatz, die Zielankunft in Treuchtlingen wird gegen 15.15 Uhr erwartet. Auf der weitgehend flachen Etappe durch die Donau-Ebene Richtung Norden steht nur eine Bergwertung der zweiten Kategorie in Ronsberg auf dem Programm, Sprintwertungen gibt es in Mindelheim und Donauwörth sowie acht Kilometer vor dem Finale bei der Zielpassage in Treuchtlingen. Nach dem Heimspiel für Michael Schwarzmann, der das Etappenziel in seiner Heimatstadt Kempten mit dem Gewinn des Weißen Trikots feiern konnte, geht es damit in die Heimat der deutschen Nachwuchs-Hoffnung John Degenkolb. Der 23-Jährige, zuletzt Etappen- und Gesamtsieger der Tour de Picardie, ist entsprechend motiviert für seinen zweiten Etappensieg in Bayern. Dass die Form stimmt, hat der Radprofi aus Weißenburg mit den Plätzen vier in Penzberg und als Dritter im Sprint des Feldes hinter Petacchi und Davis in Kempten unter Beweis gestellt.

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