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Pat McQuaid fordert weitere Geständnisse von Lance Armstrong. Foto: Patrick Seeger
29.05.2013 13:54
McQuaid fordert Armstrong-Geständnis und Entschuldigung

St. Petersburg (dpa) - UCI-Präsident Patrick McQuaid hat den amerikanischen Dopingsünder Lance Armstrong zu einem umfassenden Geständnis und einer Entschuldigung aufgefordert - eigene Fehler in der Vergangenheit aber nicht eingeräumt.

Der gestürzte Radstar aus Texas müsse endlich reinen Tisch machen, sagte der Ire vor einer Journalistenrunde in St. Petersburg. «Jeder weiß, dass er nicht alles rausgelassen hat. Wenn er Informationen hat, die wertvoll für den Sport sind, sollte er sie mitteilen», sagte McQuaid, «ich wünsche mir, dass er in seinen Privatflieger steigt, in die Schweiz kommt und fragt, wie kann ich euch helfen». Aus juristischen Gründen habe er allerdings wenig Hoffnung, dass sich Armstrong einer Behörde gegenüber öffnen werde.

Die Affäre Armstrong sei eine «schwere Last» für den Weltverband UCI, den gesamten Radsport und auch ihn selbst, so der 63-Jährige weiter. «Ich habe mich täuschen lassen. Ich habe sein Buch gelesen. Er lag im Sterben und ich hätte nie gedacht, dass er es riskiert, seinem Körper solche gefährlichen Substanzen zuzuführen», erklärte der UCI-Boss. Deshalb habe er Armstrong auch trotz dessen unglaublicher Siegesserie nie wirklich verdächtigt. Armstrong hatte Hodenkrebs besiegt und danach sagenhafte siebenmal die Tour de France gewonnen. Im Vorjahr wurden ihm wegen Dopings alle Tour-Titel nachträglich aberkannt.

«Ich glaube nicht, dass wir Fehler gemacht haben. Es gab auch keine Nachlässigkeiten gegenüber bestimmten Fahrern. Das Doping-System war damals einfach schwach», behauptete McQuaid, der seit 2005 an der UCI-Spitze steht. Allein zwischen 1999 und 2005 habe die UCI 200 Doping-Kontrollen bei Armstrong veranlasst, die Anti-Doping-Agentur der USA (USADA) habe den überführten Rad-Helden im gleichen Zeitraum nur zwölfmal getestet. Auch die französische und italienische Anti-Doping-Agenturen hätten Armstrong nicht erwischt.

«Jeder sollte sich schlecht fühlen und jeder sollte Verantwortung übernehmen», meinte McQuaid und bestätigte eine Einladung an die WADA und USADA, um das belastete Arbeitsverhältnis zwischen allen Beteiligten zu entkrampfen. Trotz der Dauerkritik an seinem Umgang mit dem Fall Armstrong schloss er vier Monate vor der UCI-Präsidentenwahl eigene Konsequenzen aus. «Ich habe nie an Rücktritt gedacht. Der Radsport hat sich positiv verändert. Ich glaube wirklich, dass ich etwas bewirke», sagte McQuaid und ging zum Wahlkampf über: «Der Radsport hat eine lange Doping-Kultur und ich habe den Ehrgeiz, diese auszulöschen. Ich möchte vier weitere Jahre, um diese Veränderung abzuschließen. Die UCI steht vor einer rosigen Zukunft.» Angst vor einem Gegenkandidaten habe er nicht.

Auch McQuaids Intimus, UCI-Ehrenpräsident Hein Verbruggen, in dessen Amtszeit der Armstrong-Skandal fiel, braucht keine Sanktionen zu fürchten. Im Gegenteil. «Die Menschen respektieren nicht genug, was er geleistet hat», meinte McQuaid, der sich in diesen «schweren Zeiten» von verschiedenen Spitzenfunktionären, darunter auch Deutschlands Ober-Olympier Thomas Bach, beraten ließ.

Zur Imageverbesserung hatte der Weltverband eigens die Beratungsfirma Deloitte damit beauftragt, Empfehlungen für eine erfolgreiche Zukunft auszuarbeiten. Einer der elf Expertenvorschläge für eine größere Glaubwürdigkeit des Sports ist ein unabhängiges Gremium, das die Strafen für Dopingsünder festlegen soll. «Wir können unser Testsystem nicht an eine unabhängige Kontrollinstanz abgeben. Das wäre gegen die Regeln», erklärte McQuaid. «Die Armstrong-Sache wird irgendwann vorbeigehen. Ich glaube fest an eine strahlende Zukunft.»

In dieser Zukunft hält er auch ein Olympia-Debüt von Skateboard unter dem Dach der UCI für möglich. Die Disziplin BMX Freestyle könne schon bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio Premiere feiern. Und auch auf einen Rad-Champion aus Afrika müsse die Sportwelt nicht mehr lange warten. McQuaid prophezeite: «Ein schwarzer Afrikaner wird in den kommenden sechs Jahren bei einer großen Rundfahrt auf dem Podium stehen.»


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