Frankfurt/Oder (rad-net) - Marco Mathis, der in den vergangenen vier Jahren bei den WorldTour-Teams Katusha-Alpecin beziehungsweise Cofidis auf höchstem Niveau fuhr, hat für 2021 keinen Vertrag mehr in der WorldTour bekommen. Doch der 26-Jährige lässt sich davon nicht unterkriegen und will seine Radsportkarriere auf der Bahn fortsetzen.
«Ich hätte schon weiter auf der Straße fahren können, aber ich habe kein Vertragsangebot bekommen, dass mich angesprochen hätte. Einen Rückschritt wollte ich nicht machen», erklärte Mathis, der im Oktober noch sein Grand Tour-Debüt beim Giro d'Italia gab, im Gespräch mit rad-net. «Erst einmal wusste ich nicht, was ich machen soll und habe überlegt. Dann habe ich einfach unseren Bahn-Bundestrainer Sven Meyer angerufen und nachgefragt, ob es Möglichkeiten auf der Bahn geben würde.» Prompt wurde Mathis zum Lehrgang in Frankfurt an der Oder eingeladen.
Dass Marco Mathis auch auf der Bahn ein schneller Mann ist, ist nichts Neues. 2016 war er bei der Bahn-DM in Cottbus der erfolgreichste Sportler im Ausdauerbereich: Mit Bahnrekord gewann er Gold in der Einerverfolgung, zwei Tage später holte er mit dem rad-net ROSE-Vierer (mit Maximilian Beyer, Leif Lampater und Lucas Liß) den Titel in der Mannschaftsverfolgung und zwischendurch sicherte er sich auch noch die Silbermedaille im Punktefahren. 2013 hatte Mathis schon DM-Silber im Zweiermannschaftsfahren mit Christopher Muche und 2014 Bronze mit Pascal Ackermann in derselben Disziplin geholt. In der Mannschaftsverfolgung gab es 2015 auch noch einmal Silber für ihn. Auch bei der Bahn-Europameisterschaft konnte Mathis in der U23-Klasse 2014 schon Bronze mit dem deutschen Vierer einfahren.
Konkrete Ziele hat sich der U23-Weltmeister im Einzelzeitfahren von 2016 aber noch nicht gesetzt. «Ich mache jetzt erst einmal den Lehrgang mit und will mit den Jungs bis zum Sommer richtig Gas geben. Ich bin richtig motiviert. Weiter habe ich aber noch nicht gedacht», erklärt Mathis gegenüber rad-net. Dennoch ließ der 26-Jährige durchblicken, dass er eine Olympia-Teilnahme nicht abgeschrieben hat: «Die Olympischen Spiele sind der Traum eines jeden Sportlers!»
Auch Vorstellgungen, wie es bis zum Sommer konkret weitergeht, habe er, teilweise der Corona-Pandemie geschuldet, noch nicht. «Wenn es sich ergibt, Renneinsätze im BDR-Trikot zu fahren, wäre das natürlich super. Aber über Rennen hat sich aufgrund von Corona noch keiner wirklich Gedanken gemacht», sagt Mathis.
Selbstverständlich kommt bei Marco Mathis' Plänen die Frage auf, ob er Rennfahrer wie Filippo Ganna (Ineos Grenadiers) oder die Oliveira-Zwillinge Rui und Ivo (beide UAE-Team Emirates), die erfolgreiche Bahnradsportler sind, aber auch auf der Straße zu den Besten gehören, als Vorbilder hat. «Nein», betont Mathis. «Ich verstehe mich mit den Jungs aus dem Vierer gut und hatte einfach Bock darauf, nochmal auf der Bahn zu fahren. Ich mache das nicht, weil andere das auch machen.»
Der Lehrgang des Bund Deutscher Radfahrer (BDR) auf der Radrennbahn in Frankfurt/Oder geht noch bis zum morgigen Donnerstag. Danach bricht das Nationalteam ins zweiwöchige Trainingslager nach Mallorca auf - inklusive Marco Mathis.