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Mit vollem Tempo rast Martin dem Ziel entgegen.
23.07.2011 18:01
Martins Zeitfahrsieg: «Erfüllung eines Traumes»

Grenoble (dpa) - Nach seiner Triumphfahrt fiel Tony Martin im Ziel beinahe vom Rad, sackte mit strahlendem Gesicht auf den Asphalt nieder und schnappte mit ausgebreiteten Armen nach Luft.

Nach einer enttäuschenden Tour de France hatte der Radprofi am vorletzten Tag doch noch ein Feuerwerk gezündet und im Zeitfahren den ersten Etappensieg seiner Karriere bei der wichtigsten Rundfahrt der Welt gefeiert. «Das ist die Erfüllung eines langgehegten Traums», jubelte der Eschborner, als er in Grenoble umringt von Reportern und Fotografen wieder bei Puste war. «Das ist mein größter Sieg.»

Nach 42,5 Kilometern rund um Grenoble lag Martin sieben Sekunden vor dem Australier Cadel Evans und 1:06 Minute vor dem Tour-Vorjahressieger Alberto Contador aus Spanien. Die Zeit seines größten Rivalens hatte der Fahrer vom Team HTC Highroad geradezu pulverisiert. Weltmeister und Olympiasieger Fabian Cancellara war gewaltige 1:42 Minuten langsamer als Martin - hatte im Gegensatz zum Deutschen aber auch eine zum Teil noch regennasse Straße. «Wenn man gegen einen Cancellara im Zeitfahren antritt, ist er immer der Über-Gegner», meinte Martin.

Nach mehreren Enttäuschungen und Stürzen in den drei Wochen gelang dem 26-Jährigen doch noch ein Happy End. «Beim Zeitfahren merke ich immer auf den ersten ein, zwei Kilometern, ob es geht. Heute hatte ich eine Super-Feeling», sagte Martin und genoss im Ziel die «Tony, Tony»-Jubelschreie der Fans. Seine Verletzungen nach dem Sturz am Donnerstag war noch deutlich sichtbar, zudem hatte er schon seit längerem über Rückenschmerzen geklagt. «Ich war mir heute nicht ganz sicher, wie es ausgehen würde», sagte Martin.

Sein entscheidender Vorteil war, dass er den schwierigen Parcours mit zwei Steigungen im Gegensatz zu vielen Gegner bestens kannte. Im Juni gewann er auf exakt demselben Kurs schon das Zeitfahren bei der Dauphiné Libéré. «Das hat mir unglaubliches Selbstvertrauen gegeben.» Dennoch hätte ihn ein Malheur beinahe um den Erfolg gebracht, als er einem Sky-Begleitwagen nur knapp ausweichen konnte. «Ich habe mein Körpergewicht in letzter Sekunde noch verlagert», sagte Martin.

Zwei WM-Bronzemedaillen gewann Martin bislang, bei der Tour wurde er im Vorjahr zweimal Tageszweiter hinter Cancellara - im Prolog und im Zeitfahren. Nun trug er sich erstmals in die Siegerliste des «Grande Boucle» ein und sorgte nach dem Sprintsieg von André Greipel sogar für den zweiten deutschen Erfolg bei dieser Tour.

Dennoch wird Martin die Rundfahrt nicht als Erfolg verbuchen, das stellte er schon Minuten nach seinem Kraftakt in Grenoble klar. «Sportlich gesehen - nicht für die Autogrammkarte - wäre mir ein achter Platz im Gesamtklassement lieber gewesen», resümmierte er.


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