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Das Team Omega Pharma-Quick Step um Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin wurde nur Zweiter. Foto: Yoan Valat
02.07.2013 20:44
Martin traurig - Orica-GreenEdge tanzt vor Freude

Nizza (dpa) - Tony Martin war eigentlich schon in Jubelstimmung. Dann ließ der verletzte Radprofi aber doch den Kopf hängen - und die Orica-GreenEdge-Mannschaft vollführte auf Nizzas Prachtstraße bei 30 Grad im Schatten einen Freudentanz.

Beim Sekundenpoker fehlte dem Martin-Team Omega Pharma-Quick Step am Ende des 25 Kilometer langen Mannschaftszeitfahrens der vierten Etappe der 100. Tour de France weniger als eine Sekunde zum Etappensieg. Der Erfolg ging in 25:56 Minuten an Orica-GreenEdge. Fürst Albert von Monaco gratulierte vor Zehntausenden von Zuschauern.

Die Australier waren beim Tour-Auftakt mit ihrem unglücklichen Busfahrer, der die Ziellinie in Bastia blockiert hatte, noch zum Gespött der Tour geworden. Nun konnten sie nach ihrem Überraschungssieg jubeln und in Simon Gerrans den neuen Mann im Gelben Trikot präsentieren. Als Extra konnte Orica-GreenEdge noch den Tour-Rekord für Teamzeitfahren mit einem Schnitt von 57,8 Stundenkilometern verbuchen. Daran hatte auch der 39-jährige Stuart O'Grady seinen Anteil. Der «Oldie» ist mit 17 Tour-Starts der Rekord-Teilnehmer.

Gerrans flachste nach seinem Triumph: «Vielleicht zahlt der Busfahrer ja heute Abend die Flasche Champagner». Der Träger des Gelben Trikots fühlte sich auf Wolke sieben. «Das ist Wahnsinn. Es gibt so wenige Leute, die die Chance haben, das Trikot zu tragen - und ich gehöre dazu.»

Ex-Weltmeister Mark Cavendish klopfte dem schweißgebadeten Martin anerkennend auf die Schulter. Ein Teamkollege nach dem anderen nahm den verletzten Zeitfahrweltmeister vorsichtig in den Arm. Doch der tapfere deutsche Radprofi wollte sich lieber nicht zu früh freuen und behielt recht. Martin fehlte mit seinem Team die Winzigkeit von 75 Hundertstelsekunden zum ersehnten Tagessieg. Der Zeitfahr-Weltmeister - gehandicapt von einer Lungenprellung und einer tiefen Fleischwunde am Ellenbogen - musste sich mit seinen Kollegen mit dem undankbaren zweiten Platz begnügen. Platz drei ging an die britische Sky-Formation um Tour-Favorit Christopher Froome (25:59).

«So ein Rennen mit weniger als einer Sekunde zu verlieren, ist unheimlich enttäuschend. Wir hätten den Erfolg nach all dem Pech der letzten Tage gebrauchen können. Jetzt müssen wir sehen, dass wir wieder Moral bekommen», sagte Martin, dem die Rennjury am Abend eine Strafe von 2000 Schweizer Franken wegen einer falsch lackierten Zeitfahrmaschine aufbrummte.

Der Wahlschweizer war einmal mehr über sich hinausgewachsen - und wie üblich bescheiden geblieben. «Das Team war zu stark, als dass ich mich groß hätte hervortun können. Ich habe mich gut gefühlt, allerdings nicht überragend wie bei der WM im Vorjahr. Aber das war ja mit meinen Verletzungen auch nicht zu erwarten», sagte der 28-Jährige nach dem Rennen. Zum Tourauftakt hatte Martin beim Massensturz in Bastia schwere Verletzungen erlitten. Er wollte aber unbedingt den Sieg auf der Promenade des Anglais in Nizza und hatte dafür die großen Opfer in Kauf genommen. Doch es sollte nicht reichen.

Der Name der Prachtstraße Nizzas war für die Sky-Truppe um Froome nicht Programm. Auf dem «Boulevard der Engländer» mussten die Favoriten um den in Kenia geborenen Froome eine empfindliche Niederlage einstecken und der Norweger Edvald Boasson Hagen sich vom Traum des Gelben Trikots verabschieden. Dass Alberto Contador mit Saxo-Bank nur sechs Sekunden auf Sky verlor, dürfte Froome ebenso gewurmt haben.

Orica übertraf unterdessen - die Wertigkeit sei dahingestellt - die alte Bestmarke aus dem Jahr 2005. Discovery Channel mit Lance Armstrong an der Spitze hatte 57,3 Stundenkilometer im Schnitt erreicht. Allerdings war die Strecke vor acht Jahren mit 67,5 Kilometern mehr als doppelt so lang.

André Greipels Lotto-Belisol-Team war erstaunlich stark. Der Mittwoch ist allerdings der wichtigere Tag. Auf dem fünften Teilstück nach Marseille bietet sich Greipel nach dem Frust von Bastia die nächste Siegchance. Vier kleinere Anstiege auf der 228,5 Kilometer langen Etappe sollten kein großes Hindernis für eine Massenankunft darstellen. «Man kann natürlich nicht sicher sein, aber wir wollen die Möglichkeit nutzen», sagte Greipel der Nachrichtenagentur dpa.


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