Le Rouget (dpa) - Das Barometer zeigt für Tony Martin deutlich steigende Tendenz. Obwohl die eigene Leistung stimmt und die Konkurrenz der Top-Ten-Kandidaten durch Stürze bereits erheblich geschrumpft ist, bleibt er bescheiden.
«Erstmal bleibe ich bei meinem Ziel: Top-Ten. Am zweiten Ruhetag vor den beiden entscheidenden Alpen-Etappen kann ich mehr sagen. Es wird noch schwer genug», erklärte der Gewinner der Fernfahrt Paris-Nizza - als Gesamt-Sechster bei der Tour de France bester deutscher Radprofi - am Montag.
«Es war noch nicht schwer genug, eine Entscheidung ist noch nicht gefallen», sagte Martin, der beim Topfavoriten Alberto Contador und dessen Mannschaft aber sehr wohl schon Schwachpunkte entdeckt hat. «Contadors Team kommt mir nicht so souverän vor, und er wirkt nervös. Wie er Rad fährt, ist er auch sonst: So ein hibbeliger Typ.» Der 26-jährige HTC-Kapitän will sich an der unmittelbaren Konkurrenz des Spaniers, der bereits rund eineinhalb Minuten auf die aktuelle Spitze verloren hat, orientieren: «Wenn er gewinnen will, muss er attackieren und die Schlecks müssen eigentlich nur hinterherfahren.»
Der zweite Ruhetag am kommenden Montag ist für Martin auch in Bezug auf sein zukünftiges Arbeitsverhältnis wichtig. Bis dahin soll die Zukunft seines Teams geklärt sein, das für 2012 einen neuen Sponsor sucht - beziehungsweise mit dem bisherigen verlängern will. Team-Besitzer Bob Stapleton wird in den nächsten Tagen bei der Tour erwartet. «Ich habe noch für 2012 einen Vertrag und hoffe, dass es weiter geht. Aber ich habe auch einen Plan B, um den sich mein Manager Jörg Berner kümmert», erklärte Martin, dem die fast unheimliche Sturzserie der diesjährigen Tour bis auf eine kleine Schramme am Knie noch nichts anhaben konnte.
Trotzdem «appellierte» er an die Tour-Organisatoren vor dem Hintergrund der zwei folgenschweren Stürze vom Vortag und forderte für zukünftige Streckenplanungen «breitere Straßen und bessere Absicherungen». Er gibt aber auch zu, dass die meisten Profis bereit sind, für die Tour besondere Opfer zu bringen. «Zugegeben, manchmal schalten wir den Kopf aus. Man ist für die Tour auch mal bereit, auf dem Boden zu liegen», erklärte Martin, der während der laufenden Rundfahrt eigenen Angaben zufolge bereits sechsmal zu Doping-Kontrollen gebeten wurde.