San Vincenzo (dpa) - Die Distanz liegt ihm, die Form stimmt: Tony Martin ist ein heißer Kandidat für den Gesamtsieg bei der 44. Fernfahrt Tirreno-Adriatico, die mit ihrer Starbesetzung locker mit der Tour de France mithält.
Der Doppel-Weltmeister misst sich bei seiner Premiere in Italien von Mittwoch an mit den Radsport-Größen Alberto Contador, Christopher Froome, Cadel Evans, Vorjahressieger Vincenzo Nibali, Peter Sagan und Fabian Cancellara. Als Joker steht unter Umständen auch noch Toursieger Bradley Wiggins bereit.
«Das Teamzeitfahren zum Auftakt und das Einzelzeitfahren am Schluss gab den Ausschlag, warum Tony Tirreno diesmal Paris-Nizza vorgezogen hat», erklärte Martin-Manager Jürgen Werner. «Die Konstellationen sind gut, auch wenn am vierten Tag eine schwere Bergetappe ansteht», meinte Teamsprecher Alessandro Tegner noch etwas zurückhaltend.
Auch die Sprinter-Elite ist für die Sieben-Etappenfahrt fast komplett am Start. Auf den Flachetappen duellieren sich unter anderem Ex-Weltmeister Mark Cavendish, André Greipel und der deutsche «Radsportler des Jahres», John Degenkolb.
Die Traditionsfahrt quer durch Italien über insgesamt 1060 Kilometer dient schließlich als Generalprobe für den ersten Saisonklassiker Mailand-San Remo, der am 17. März über die Bühne geht. Nach dem fünften Platz vom Vorjahr und Rang vier im WM-Rennen von Valkenburg spekuliert Degenkolb an der Blumenriviera in San Remo diesmal zumindest auf das Podium.
Das Verletzungs- und Pannen-Pech des Vorjahres ist vergessen: Martin glückte mit dem Sieg in der Algarve-Rundfahrt ein perfekter Saison-Start. Jetzt will der Wahlschweizer und Paris-Nizza-Gewinner von 2011 nachlegen. Im 9,2 Kilometer langen Einzelzeitfahren zum Finale in San Benedetto sinnt Vize-Weltmeister Taylor Phinney auf Revanche an Martin.
Die Konkurrenz im Kampf um den Gesamtsieg ist allerdings groß, auch wenn die besten Rundfahrer von ihrer Topform so früh im Jahr noch entfernt sind. Aber die direkte Konkurrenz könnte zum Beispiel bei Contador und Froome, die als erste Kandidaten für den Jubiläumssieg bei der kommenden Tour de France gehandelt werden, verblüffende Kräfte freisetzen.
Hinter dem möglichen Start von Sir Bradley Wiggins steht noch ein großes Fragezeichen. Der dürre Brite hat sich in diesem Jahr dem Giro verschrieben und will dort im Mai unbedingt seinen Premierensieg einfahren. Angeblich legt er keinen gesonderten Wert auf die Titelverteidigung bei der Tour. Dort könnte er sich in Froomes Dienst stellen.
Für seinen Aufbau zur optimalen Giro-Verfassung könnte ein Start bei der Vuelta Catalunya in Spanien vom 18. März an logischer als ein so früher Auftritt in Italien sein - zumal Wiggins' Form zu Zeit wohl nicht reicht, Akzente zu setzen.