Wijster (rad-net) - Liane Lippert hat bei den Europameisterschaften im Straßenrennen der Frauen den siebten Platz belegt. Europameisterin wurde etwas überraschend Mischa Bredewold aus den Niederlanden.
Es dauerte eine Zeitlang, ehe Bewegung ins Feld kam. Erst nach rund 45 Kilometern des 129,6 Kilometer langen Rennens, das in Coevorden gestartet wurde und auf dem Col du Vam endete, gab es durch Emilia Fahlin (Schweden) eine erste Angreiferin. Mehr als eine halbe Minute Vorsprung holte sie allerdings nicht heraus und wurde etwas mehr als zehn Kilometer später, auch aufgrund der Nachführarbeit der deutschen Nationalmannschaft, wieder eingeholt.
Dann begannen die Positionskämpfe im Peloton, denn kurz darauf wurde die etwa 13 Kilometer lange Vamberg-Runde erreicht, die die Frauen fünfmal absolvieren mussten und wo sich ein überaus spannendes Finale entwickelte. Die Niederländerinnen setzten dort erste Attacken, konnten aber keine Entscheidung herbeiführen, da unter anderem auch die deutschen Frauen sehr aufmerksam waren und stets vorne gut positioniert waren. Bei der zweiten Überfahrt löste sich eine dreiköpfige Spitzengruppe mit Elise Chabbey (Schweiz), Soraya Paladin (Italien) und Jelena Eric (Serbien), die maximal 45 Sekunden Vorsprung herausholte, aber rund 30 Kilometer vor dem Ziel wieder gestellt wurde. Daraufhin gab es zahlreiche weitere Angriffe aus dem Peloton. Es war dann ein Hin- und Hergespringe, ein Zurückschauen, was die Konkurrenz macht. Niemand konnte richtig durchziehen.
Bis zur Einfahrt auf Rundkurs hinauf zum Col du Vam wurde Lippert vom gesamten deutschen Team sehr gut unterstützt; auf dem Rundkurs blieben Romy Kasper und Franziska Koch am längsten an Lipperts Seite. Dann führte Marlen Reusser (Schweiz) bei der vorletzten Überquerung des Vambergs allerdings eine Vorentscheidung herbei. Durch ihre Tempoverschärfung zerfiel das Feld in mehrere Gruppen, wodurch nur noch circa 20 Fahrerinnen vorne lagen, von den Deutschen konnte nur noch Lippert folgen.
In einem Moment der Uneinigkeit unter den Frauen zehn Kilometer vor dem Ziel beschleunigte Bredewold und hatte schnell einige Sekunden Vorsprung. Zwar machten sich Emma Bjerg-Norsgaard und später auch noch einmal Reusser auf die Verfolgung, kamen aber nicht mehr an die Niederländerin heran. Auch Lippert kämpfte weiter und versuchte ihre Mitstreiterinnen zur Konterattacke zu animieren, aber keine zog mit. «Im Finale war ich alleine, aber auch die anderen Teams mit zwei Fahrerinnen haben keine richtige Nachführarbeit gemacht, einfach nur attackiert. Holland war dann immer am Rad und hat es wieder neutralisiert», sagte Lippert im Ziel.
So konnte Bredewold dem EM-Titel fast ungefährdet entgegenfahren. Sie rettete drei Sekunden Vorsprung vor den Verfolgerinnen ins Ziel und gewann vor ihrer Landsfrau und Vorjahressiegerin Lorena Wiebes und Weltmeisterin Lotte Kopecky (Belgien).
«Sie haben sich wieder als Mannschaft gut verkauft, waren von Anfang an sehr präsent. Im Finale wäre es gut gewesen, wenn noch ein, zwei mehr Fahrerinnen Liane zur Seite gestanden hätten. So war sie sehr isoliert. Sie ist sehr offensiv gefahren und hat das Beste aus ihrer Situation gemacht», sagte Frauen-Bundestrainer André Korff nach dem Rennen.
