Aigle (rad-net) - UCI-Präsident David Lappartient denkt, dass die Maximalanzahl für WorldTour-Rennen der Frauen beinahe erreicht sei. Im Gespräch mit «Wielerflits» erklärte der 48-Jährige, dass es nicht genügend Fahrerinnen auf dem höchsten Niveau des Sports gebe, um noch mehr Rennen für sie anzubieten.
«Die Zahl der Wettbewerbstage, die wir noch in den Kalender aufnehmen können, ist nun fast erreicht», erklärte Lappartient. «In den letzten Jahren sind viele neue, gute Wettbewerbe hinzugekommen, wie zum Beispiel die Tour de France Femmes in diesem Jahr. Man sieht jetzt, dass immer mehr Veranstalter von den lokalen Behörden ermutigt werden, auch ein Frauenrennen zu organisieren. Das ist natürlich schön, aber die Frage ist, ob es genug Fahrerinnen für all diese neuen Rennen gibt.»
Tatsächlich waren in den vergangenen Jahren immer mehr Rennen in die Women's WorldTour aufgestiegen. Zuletzt hatte die UCI bekanntgegeben, dass 2022 erstmals eine von der ASO organisierte Tour de France Femmes stattfinden würde und auch der Veranstalter der Tour de Romandie kündigte für 2022 einen Wettbewerb für Frauen auf WorldTour-Niveau an. Zudem kehrt der Giro d'Italia Donne Ende Juni in die höchste Liga zurück.
Der Veranstalter von Omloop Het Nieuwsblad und Dwars door Vlaanderen, Flanders Classics, hat ebenfalls um ein Upgrade seiner Rennen in die Women's WorldTour für 2023 gebeten und auch der Organisator der Women's Tour Down Under erklärte zu Beginn des Jahres, dass ein Upgrade des Rennens möglich wäre.
Diesen vielen neuen Wettbewerben der Women's WorldTour stehen allerdings eher geringe Zahlen der Topfahrerinnen entgegen. Die WorldTour-Mannschaften unterhielten gerade einmal halb so viele Profis, wie die Männerteams der ersten Liga, sodass die einzelnen Rennen bereits jetzt in Konkurrenz um die Teilnehmerinnen stünden, so Lappartient. Er sagt weiter: «Es besteht in der Tat ein Ungleichgewicht zwischen der Anzahl der Fahrerinnen oder Teams und dem aktuellen Wettkampfkalender. Wir müssen erkennen, dass das Frauenfeld auf dem höchsten Niveau noch nicht groß genug ist. Bei den Männern haben wir etwa neunhundert Fahrer in den ersten beiden Ligen, bei den Frauen sind es weniger als vierhundert. Man kann den Frauen also nicht das gleiche Programm anbieten wie den Männern.»
Insgesamt zeigte sich der Präsident des internationalen Dachverbands zufrieden mit der Entwicklung des Frauenradsports der vergangenen Jahre. Mit der Anpassung der Gehälter bis 2023 seien auch die Frauen mittlerweile in der Lage, vom Sport zu leben, was ein großer Fortschritt gewesen sei. Nun hoffe er, dass die neue Tour de France Femmes dem Sport im Sommer noch einen «extra Boost» geben könne.