Aigle (rad-net) - UCI Präsident David Lappartient hat im Interview mit «De Telegraaf» über die finanziellen Folgen des neuartigen Coronavirus gesprochen. Dabei äußerte der 46-Jährige seine Sorgen um die Existenz einiger Profimannschaften nach der Krise.
«Wir wissen von drei, vier, fünf Mannschaften, die mehr Probleme als der Rest haben. Wir hoffen aber, dass sie alle das Ende der Saison erreichen», berichtete Lappartient, der seine «Sorgenkinder», dabei nicht spezifisch benannt hat. Unter den 19 WorldTour Teams haben jedoch im Zuge der Coronakrise mit EF Pro Cycling, CCC Astana, Lotto-Soudal, Bahrain-McLaren und Mitchelton-Scott sechs Mannschaften Lohnkürzungen bei Fahrern und Mitarbeitern vorgenommen, was Vermutungen über die betroffenen Teams zulässt.
Bereits im April hatte die UCI gemeinsam mit der CPA und AIGCP Maßnahmen ausgehandelt und vertraglich festgelegt, die es den Teams der Herren erlaubten, Gelder zu kürzen, solange alle Rechte der Fahrer und Mitarbeiter gewahrt blieben. Das Dokument wurde anschließend, nach Verhandlungen mit der CPA Women und UNIO auch auf die WorldTour der Frauen ausgeweitet. Dabei gilt der Zusatz, dass die Damenteams außerdem im Notfall ihre Rücklagen bei den Banken belasten dürfen.
Seit dem Ausbruch der Krise, Mitte März, sind mit über 800 Events gut ein Drittel des UCI-Rennkalenders abgesagt oder verschoben worden. Dabei gilt eine Suspension aller Veranstaltungen bis zum 1. Juli und für die WorldTour der Männer und Frauen bis 1. August.
«Unsere Union geht durch eine Krise, die wir seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr erlebt haben», berichtete Lappartient von den Folgen der Situation. Die UCI habe dadurch ebenfalls Einsparungen vorgenommen, indem im April alle 130 Mitarbeiter in Zwangsurlaub geschickt wurden und das Management auf Anteile des Gehalts verzichtet habe.
Mit dem lang erwarteten, neuen Rennkalender vom 1. August bis 8. November hat die UCI nun vor allem den drei Grand Tours und den Monumenten Raum gegeben, sowie 18 Events der Damen WorldTour. Dabei werden bereits Stimmen laut, die ihre Sorge darüber äußern, dass finanziell belastete Mannschaften die späte Saison nicht stemmen könnten. Diese Sorgen könne Lappartient gut verstehen, weshalb die UCI die Situation auch streng überwache: «Wir kontrollieren die Situation kontinuierlich und haben ein Protokoll erschaffen, das Transferkosten reduziert. Aber wir sind keine Bank. [...] Wir haben uns Mühe gegeben, viele Rennen unterzubringen. Das ist der einzige Weg, um den Teams etwas Luft zu geben.»
Während die spanische Sport-Tageszeitung «Marca» von einer Verschiebung der Weltmeisterschaften von Mitte September in der Schweiz auf Mitte November in den nahen Osten vermutet hat, dementierte Lappartient diese Aussagen. Er wisse von diesen Plänen nichts und freue sich auf die WM vom 20. bis 27. September in Aigle-Martigny. «Das wird historisch, denn zum ersten Mal werden Fahrer, die an der Tour teilgenommen haben und Fahrer, die sich auf den Giro vorbereiten ein Kopf-an-Kopf-Rennen fahren. Das werden besondere Weltmeisterschaften.»
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