Zürich (dpa) - Von Lance Armstrong gab es bei der Tour de Suisse 2001 keinen positiven Doping-Befund. Das hat Martial Saugy, Leiter des damals zuständigen Anti-Doping-Labors in Lausanne, in einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» erklärt.
Saugy nannte die vier 2001 anonym vorliegenden Urin-Test-Ergebnisse zwar «suspekt». Sie hätten aber Doping nicht eindeutig belegt und seien «nicht unter den Tisch gewischt» worden. Mit den Resultaten hätte man laut Saugy «vor Gericht keine Chance» gehabt.
Im Zuge der Ermittlungen gegen Armstrong in den USA waren schwere Vorwürfe gegen das Labor laut geworden, das angeblich positive Analysen des Tour-de-France-Rekordsiegers in Kooperation mit dem Weltverband UCI unter den Teppich gekehrt hätte. Davon hatten die Armstrong-Belastungszeugen, seine früheren Teamkollegen Floyd Landis und Tyler Hamilton, gesprochen. Nach Informationen der «Washington Post» will Saugy, der seit September mit den US-Ermittlern und der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA im Fall Armstrong zusammenarbeitet, bald Details zu diesen «suspekten Ergebnissen» vorlegen.
«Wenn zwischen 70 und 80 Prozent der EPO-typischen» Parameter gefunden wurden, sei laut Saugy zum damaligen Erkenntnisstand der Wissenschaft von verdächtigen Resultaten gesprochen worden, die jedoch «eine ziemlich große Wahrscheinlichkeit für Doping» darstellten. 2002 wurde Radprofi Bo Hamburger vom Internationalen Sportgerichtshof CAS freigesprochen, die Probe lag laut Saugy genau bei 80 Prozent. Später hatte der Däne zugegeben, mit EPO gedopt zu haben. Die Grenze, ab der von Doping ausgegangen wird, liegt heute bei 85 Prozent.
Armstrong soll Landis und Hamilton gesagt haben, ihm sei das Analyse-Verfahren erklärt worden, um sich daran anpassen zu können. «Das war nie und nimmer der Fall, es ist absurd, mir so etwas zu unterstellen», sagte Saugy, der Armstrong und dessen Teamchef Johan Bruyneel «während einer unserer Reisen zum Blutsammeln» aber dennoch über den Test informierte. Sie hätten nach Saugys Worten ein Recht darauf gehabt, zu wissen, wie die bei ihnen angewandten Methoden funktionierten.
Positive im Labor von Lausanne erstellte Analysen von Landis und Hamilton in Lausanne, die Sperren nach sich zogen, seien unter großem Aufwand durchgefochten worden. «Ich habe damals gesehen, was für eine Maschinerie in Bewegung gesetzt werden kann, um ein Ergebnis umzustoßen, was für uns eindeutig ist. Ein paar Jahre später geben dann die Sportler alles zu und suchen mit Anschuldigungen neue Publizität. Die ganze Geschichte ist eine bittere Ironie», sagte der Laborleiter dem Schweizer Blatt weiter.