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Kunstradsport-Bundestrainer Dieter Maute übte Kritik an der Hallen-EM in Prag. Foto: privat
09.06.2017 12:43
Kunstrad-Bundestrainer Maute fordert Standards für Oberflächenbelag

Frankfurt (rad-net) - Die Kunstrad-Europameisterschaft der Junioren in Prag Ende Mai erhitzten die Gemüter. Bundestrainer Dieter Maute hatte die Titelkämpfe der Nachwuchsradsportler per Livestream verfolgt - und übte einige Kritik, die er im Interview erklärt.

Herr Maute, was haben Sie gesehen?
Kein Starter konnte auf diesem Parkett sein Programm wirklich zeigen. Diverse Übungen konnten nicht gefahren werden, da der Boden dies nicht zuließ. Alle mussten deshalb Abzüge hinnehmen, ihr Programm ändern und letztendlich sogar Verletzungen in Kauf nehmen. Zum Glück ist nicht wirklich etwas passiert, zum Beispiel beim Sturz im Handstand/Kopfstand, weil das Rad zu langsam wurde, die Sportlerinnen aber natürlich versuchten, die hohen Schwierigkeitsabzüge zu verhindern. Aktive, die in der Lage sind, eine Lenkerstanddrehung in Perfektion taktisch auf achtfach zu erweitern, mussten nach dreifacher Lenkerstanddrehung unter Inkaufnahme von zehn Prozent schnell abbauen, um nicht auch noch zu stürzen. Es gäbe viele weitere Beispiele.

Ein ‚No Go‘ für den gesamten Sport also?
Eine Grundvoraussetzung ist, dass der Boden das Fahren aller im Reglement enthaltenen Übungen zulässt. Ist dies nicht gegeben, so ist die Chancengleichheit passé, da die Präsentation bestimmter Übungen aus dem Reglement nicht mehr möglich ist. Der Hallenradsport kämpft darum, größer zu werden, voranzukommen, sich zu verbreiten, wahrgenommen zu werden. Er kämpft unermüdlich um neue Athleten und Athletinnen, die die Strapazen des täglichen Trainings auf sich nehmen um am Ende der beziehungsweise die Beste auf dem Fahrrad zu sein. Von den verantwortlichen Funktionären wurden sie durch einen ungeeigneten Boden mit Füßen getreten. Ich möchte mich bei den Sportlern dafür entschuldigen, möchte ihnen sagen, dass ich versuchen werde, Veränderungen herbeizuführen, um einen derartigen ‚Wettkampf‘ zu verhindern. Dies sollten die eigentlich Verantwortlichen ebenfalls tun.

Das hieße Konkret?
Folgender Vorschlag: Für die Bewerbung einer Wettkampfhalle muss ein Grenzwert für den Verformungswert des Oberflächenbelags der Wettkampf- und Trainingsstätte festgelegt werden. Diese sind für Sportböden genormt. Der Bewerber muss den Nachweis über die Eignung des Bodens, das heißt über den Verformungswert der Unterlage erbringen oder einen geeigneten Boden verlegen. Vielleicht wäre das ein Schritt, um ein solches Desaster wie bei den Europameisterschaften der Junioren 2017 zu verhindern.

Junioren-Bundestrainer Dr. Marcus Klein sieht das genauso: «Mein wichtigster Eindruck ist, dass sich meine Sportler super mit der Situation arrangiert haben! Sie haben Anpassungsfähigkeit bewiesen, eine sehr wichtige Fähigkeit zum erfolgreichen Betreiben von Kunstradsport. Dass eine derart große Portion an Anpassungen notwendig war, muss mit Blick auf kommende Meisterschaften diskutiert und analysiert werden. Problem war die Nachgiebigkeit der obersten Bodenschicht, des ansonsten flächenelastischen Bodens. Ich denke, es muss von der UCI ein kunstradspezifischer Bodenkennwert definiert werden, der entsprechend auf die Punkt- und Linienbelastung des Saalsportreifens ausgerichtet ist. Dieser Kennwert ist bei der Bewerbung um eine Meisterschaft anzugeben – die UCI beziehungsweise die vergebende Institution kann dann entscheiden, ob ein Sekundärboden verlegt werden muss.

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