Kitzbühel (dpa) - Ex-Radprofi Jörg Jaksche kann die Vorwürfe von Lance Armstrong an die Adresse des früheren UCI-Chefs Hein Verbruggen nachvollziehen. «Ich glaube ihm», sagte Jaksche, nachdem Armstrong den Niederländer der Komplizenschaft beim Vertuschen von positiven Dopingproben beschuldigt hatte.
«Es gab einen Promi-Bonus bei der UCI, die bestimmte Leute schützte», erklärte Jaksche, der sich 2007 der Justiz und dem Weltverband UCI als Doping-Kronzeuge zur Verfügung gestellt hatte. Er fand nach seinem Geständnis aber keinen langfristigen neuen Arbeitgeber mehr und trat 2008 im Alter von 32 Jahren zurück. Der gebürtige Fürther war unter anderem für die Teams Once, CSC und Liberty Seguros aktiv.
Jaksche, der in Innsbruck BWL studiert, berichtete von morgendlichen Blutkontrollen während der Tour de France in den Fahrerhotels, zu denen «bestimmte Fahrer erheblich verspätet» erschienen. «Das hat keiner moniert». Das ins Kreuzfeuer geratene IOC-Ehrenmitglied Verbruggen war auch von den Ex-Profis Edwig van Hooydonck und Peter Stevenhaagen attackiert worden.
Sie berichteten in der niederländischen Zeitung «AD» von Verbruggen-Drohungen. «Ich entscheide, wer positiv ist», soll der frühere UCI-Präsident erklärt und die Warnung vor einer EPO-Epidemie im Fahrerfeld durch den zweifachen Flandern-Rundfahrt-Sieger van Hooydonck «übertrieben»» genannt haben. «Ich kann Fahrer groß werden lassen oder sie zerbrechen», soll Verbruggen laut Stevenhaagen erklärt haben.
Es habe bei der UCI eine Form der «Nicht-Transparenz» gegeben, «man wusste nicht, für was die stehen», sagte Jaksche der Nachrichtenagentur dpa. Bei seinem Doping-Geständnis am UCI-Sitz in Aigle/Schweiz habe er sich vor sechs Jahren alles andere als willkommen gefühlt. «Die haben so getan, als habe ich ihnen in die Suppe gespuckt.» Jaksche sieht den Radsport nach der Abwahl des Verbruggen-Nachfolgers Pat McQuaid an der UCI-Spitze auf dem Weg aus der Krise. «Die Richtung stimmt», sagte der ehemalige Telekom-Profi.