Lübeck (rad-net) - Der Lübecker Wissenschaftler Wolfgang Jelkmann sieht die neuen indirekten Verfahren zum Nachweis von Epo-Missbrauch bei Ausdauersportlern kritisch. «Die Tests basieren auf dem Nachweis sogenannter abnormaler Blutwerte, die aber auch eine Reihe anderer Ursachen haben können», sagte Jelkmann der Deutschen Presse-Agentur dpa. Jelkmann ist Direktor des Instituts für Physiologie der Universität zu Lübeck und gilt als führender Epo-Experte.
Für «vielversprechend» halte er dagegen eine andere Methode, bei der die Hämoglobinmasse im Blut eines Sportlers gemessen werde. «Das ist ein absoluter Wert, der sich nicht durch Trinken oder dergleichen beeinflussen lässt - wie die Hämoglobinkonzentration oder der Hämatokritwert, also der Anteil an Zellbestandteilen im Blut. Nur die Einnahme von Epo oder Bluttransfusionen erhöhen die Hämoglobinmasse, so dass durch den Vergleich mit früher gemessenen Werten ein Nachweis von Blutdoping sicher möglich wäre», erklärte Jelkmann.
Der Wissenschaftler warnt zudem vor einer Verteufelung des Hormons Epo. Durch die Diskussion um die verbotene Leitungssteigerung im Sport werde vergessen, dass gentechnisch hergestelltes Erythropoietin ein wichtiges Medikament für Nierenkranke und Tumorpatienten sei, sagte Jelkmann, der seit etwa 30 Jahren die Wirkungsweise von Epo erforscht.