Erfurt (rad-net) - «Die Weltmeisterschaft ist weiter mein Ziel, aber ich bleibe realistisch.» Mehr als fünf Monate nach der Entlassung aus dem Krankenhaus und gut ein halbes Jahr nach ihrem Horror-Unfall arbeitet Bahn-Sprinterin Kristina Vogel weiter an ihrem Weg zurück an die Weltspitze. «Es ist schon gut voran gegangen», so die 18-Jährige gegenüber «rad-net». «Ich trainiere, war in einem ersten Trainingslager und alles stabilisert sich.» Druck macht sie sich auf dem Weg in Richtung der Titelkämpfe in Kopenhagen dabei aber höchstens selber. «Ich werde noch stark gebremst, vor allem von Bundestrainer Detlef Uibel», so die dreifahe Junioren-Weltmeisterin.
Für den am 6. November in Berlin geplanten Leistungstest, muss sie allerdings aus beruflichen Gründen absagen. Vogel absolviert eine Ausbildung bei der Bundespolizei, für die sie auch auf ein erstes Trainingslager auf Mallorca verzichtet hat. Statt dessen war sie zum Grundlagentraining in Bad Endorf. «Ich kann im Moment nicht so lange weg, wegen der Ausbildung und der Zwischenprüfungen. Ich bin ja sogar in Bad Endorf im Unterricht gewesen», sagt Vogel.
Insbesondere ihrem Arbeitgeber verdankt Vogel jedoch auch den unglaublich schnellen Weg von der Intensivstation zurück auf das Rad. «Es ist schon ein Wunder, so weit zu sein. Ich hatte allein drei Monate Reha, hatte ein fantastisches Ärzteteam, das sich fast rund um die Uhr um mich gekümmert hat und auch sonst ein Umfeld, das mich nur beflügeln konnte. Bei so einer starken Unterstützung von allen Seiten, da muss es ja jetzt so weiter gehen.»
Weiter, das heißt weiter Richtung Bahn-WM in Kopenhagen, die vom 24. bis zum 28. März stattfindet. «Man hat mir auch von Seiten des Bund Deutscher Radfahrer, der Bundespolizei und des Vereins zugesichert, dass man mir die Chance geben wird, die WM zu fahren», so Vogel. «Aber für mich ist auch klar, wenn ich einen Monat vorher merke, das traue ich mir nicht zu, die Form ist nicht entsprechend, dann werde ich nicht fahren. Ohne Form wohlmöglich einem der Mädels, die bei den Weltcups die Punkte geholt haben, den Platz wegnehmen, das mache ich nicht.» Letzten Aufschluss über die Form sollen neben dem Training die Rennen im so genannten «Evolutions-Cup» im britischen Manchester und in Pruszkow in Polen bringen. «Es ist doch was anderes, nur zu trainieren, oder im Rennen zu schauen, wie der Leistungsstand ist.»
Außer gegen die naturgemäß noch fehlende Form kämpft die 18-Jährige auch weiter mit den Folgen des Verkehrsunfalls, bei dem sie auf dem Rückweg vom Training mit dem Rad in einen Transporter gekracht war. «Auch wenn die meisten Narben gut verheilt sind, ich merke noch immer was und muss noch gut aufpassen», so Vogel. «Ich muss vor allem dem Rücken und der Wirbelsäule einfach noch Zeit geben, sich zu stabilisieren, muss noch an der allgemeinen Kraft arbeiten, damit sich alles festigen kann.» Den Zeitplan dafür bestimmt sie selbst. «Es baut da keiner Druck auf. Ich kann mich frei entwickeln. Klar denkt man an die Weltmeisterschaft, aber da mache ich mir wohl selbst den meisten Druck», so Vogel.
Ihren Unfall hatte sie nur dank ihres Radhelmes überlebt. Auf ihrer Webseite appelliert die Sportlerin daher dringend dazu, nur mit Helm zu trainieren. «Ich werde in Zukunft mit niemandem trainieren, der keinen Helm auf hat», so Vogel.
Kristina Vogel kann aus dem Krankenhaus: «Ohne Helm wäre ich tot»
Kristina Vogel bei Unfall schwer verletzt