Manchester (dpa) - Teamsprint-Titelverteidiger Deutschland bekommt bei den Bahnrad-Weltmeisterschaften Konkurrenz aus dem eigenen Land.
Philip Hindes, 2010 für den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) noch Dritter bei den Titelkämpfen der Junioren, soll das zuletzt schwächelnde Trio von Olympiasieger Großbritannien Anfang April in Australien wieder in Fahrt bringen. «Die Nominierung für die WM ist für mich ein großer Schritt und eine gute Gelegenheit zu zeigen, was ich kann», sagte Hindes zuletzt in einem Interview.
Dass der gebürtige Krefelder in der Hisense-Arena von Melbourne mit dem Union Jack auf dem Trikot in die Pedale treten wird, ist nicht ganz überraschend. Ende 2010 wechselte Hindes, dessen Großvater und Vater die britische Staatsbürgerschaft haben, von der Sportschule Kaiserslautern an die Sprint-Akademie nach Manchester.
Der deutsche Ex-Weltmeister Jan van Eijden, der seit 2007 beim britischen Verband als Sprint-Trainer arbeitet, stellte Kontakte her und regelte einen Teil der Formalitäten. «Als ich zum ersten Mal auf die Akademie kam, konnte ich nicht wirklich Englisch sprechen. Jan hat mir eine ganze Menge geholfen», erzählte der erst 19 Jahre alte Sprinter.
Beim BDR blieben die sportlichen Stärken von Hindes als Anfahrer zwar nicht verborgen - hierzulande stand er aber klar im Schatten von René Enders (Erfurt) und Robert Förstemann (Gera). «Philip ist sicherlich ein Talent», meinte auch Sprint-Bundestrainer Detlef Uibel. «In Deutschland hätte er es aber sehr schwer gehabt, sich in den nächsten Jahren durchzusetzen. Deshalb kann ich die Entscheidung nachvollziehen. Und die Tatsache, dass er jetzt bei der WM startet, gibt ihm sicherlich recht.»
In Melbourne hoffen die Briten nach zuletzt schwächeren Ergebnissen im Teamsprint auf eine Steigerung - insbesondere durch Hindes, der Anfahrer Ross Edgar aus der Mannschaft verdrängt hat. «Philip hat im Training großes Potenzial», lobte der englische Cheftrainer Shane Sutton.
Hindes' Bestzeit für die 250-Meter-Runde steht bei 17,81 Sekunden. «Ich will natürlich vor allem Erfahrung sammeln. Aber ich denke, ich bin schnell genug, um einen Einsatz zu bekommen», sagte der Sprinter, der neben Jason Kenny, Superstar Chris Hoy und Matthew Crampton nominiert wurde.
Kann er sich um drei oder vier Zehntel Sekunden steigern, rückt die britische Mannschaft wieder in Schlagdistanz zum deutschen Trio. Unabhängig vom WM-Ergebnis ist Philip Hindes mit seinem Verbandswechsel schon jetzt zufrieden: «Die Nominierung beweist: Ich habe alles richtig gemacht.»
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