Glasgow (rad-net) - Lotte Kopecky ist ihrer Favoritinnenrolle gerecht geworden und hat in Glasgow die Straßen-Weltmeisterschaft der Frauen gewonnen. In der U23-Klasse feierte Kata Blanka Vas aus Ungarn den Titel. Beste Deutsche war Liane Lippert, die den 19. Rang belegte und damit ein Top-20-Resultat erzielte.
Nach 154,1 Kilometer überquerte Kopecky mit sieben Sekunden Vorsprung den Zielstrich vor Demi Vollering (Niederlande) und Cecilie Uttrup Ludwig (Dänemark).
Der 19. Platz war nicht das, was Lippert sich vorgestellt hatte, auch wenn sie über weite Teile des Rennens eine tadellose Vorstellung bot. Das Rennen begann für die deutsche Mannschaft mit einem Schreckmoment, als Linda Riedmann schon nach 14 Kilometern stürzte. «Der Sturz passierte zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt. Ich habe lange gebraucht, wieder zurückzukommen. Als wir auf den Stadtkurs gekommen sind, gings bei mir einfach nur ums Überleben», sagte Riedmann. «Dadurch sind wir ein wenig aus dem Konzept gekommen und hatten keine Fahrerin in der ersten Spitzengruppe», erklärte Bundestrainer André Korff nach dem Rennen. Und die Gruppe war stark besetzt, unter anderem mit Elise Chabbey (Schweiz), Elizabeth Deignan (Großbritannien) und Juliette Labous (Frankreich). Die Deutschen konnten zwar das Loch wieder zufahren, aber als die entscheidende Gruppe ging, gehörte nur Liane Lippert dazu. Ricarda Bauernfeind und Antonia Niedermaier hatten sich in der Nachführarbeit zu sehr verausgabt, und Romy Kasper schaffte es gerade noch, Lippert heranzuführen. «Wir haben noch bestmöglich versucht, Liane vorne auf die Runde zu bringen. Und dann ging es auf der Runde Vollgas weiter. Da konnte ich dann am ersten Berg nicht mehr viel ausrichten», sagte Romy Kasper nach dem Rennen. «Auf dem Stadtkurs musste man sich positionieren können. Aber an sich war es eine schöne Runde.»
«Dann hätten noch mindestens zwei Fahrerinnen an Lillys Seite sein müssen», sagte Korff und fand, «dass Lilly ein sehr schlaues Rennen gefahren» ist. Als es aber in die entscheidende Phase ging, musste die Deutsche Meisterin zu hart arbeiten. Da fehlte ihr die Unterstützung.
Das Rennen der Frauen entwickelte sich schnell zu einem Ausscheidungsfahren. Das Feld teilte sich frühzeitig. Rund 75 Kilometer vor dem Ziel attackierte Chabbey, hatte zwischenzeitlich anderthalb Minuten Vorsprung und lag 60 Kilometer lang alleine an der Spitze. 15 Kilometer vor dem Ziel wurde sie gestellt. Aus der Verfolgerinnengruppe gab es immer wieder Angriffe. Auch Lippert setzte nach und vereitelte einige Vorstöße. Das machte sie zwei, drei Mal, dann war ihre Kraft zu Ende. Lippert verlor dadurch schließlich den Anschluss. «Allein hatte sie keine Chance». urteilte André Korff. «Sie hat bis dahin einfach zu viel arbeiten müssen. Trotzdem war es kein schlechtes Rennen für uns. Wir hatten eine extrem junge Mannschaft am Start, für einige war es erst die erste oder zweite Elite-WM. Darauf lässt sich aufbauen.»
Am Ende macht eine siebenköpfige Spitzengruppe den Sieg unter sich aus. Aus der griff Kopecky etwa fünf Kilometer vor dem Ziel alleine an und rettete einen kleinen Vorsprung ins Ziel. Aus der inzwischen komplett zerfallenen Gruppe spurtete Vollering im Zweiersprint gegen Uttrup Ludwig zur Silbermedaille. Die beste U23-Fahrerin, Vas, kam als Elfte ins Ziel und entschied damit die U23-WM vor Shirin van Anrooij (13./Niederlande) und Anna Shackley (17./Großbritannien) für sich. Riedmann wurde in der U23-Wertung Achte.
Liane Lippert kam mit der zweiten Verfolgergruppe ins Ziel und sprintete im Kampf um Platz elf gar nicht mehr mit. «Ich bin sehr enttäuscht, hatte mir mehr erhofft. Aber ich hatte ja die letzten drei Runden Zeit, das zu realisieren. Je länger das Rennen wurde, umso schlechter habe ich mich gefühlt. Irgendwann sind meine Beine explodiert und ich hatte keine Kraft mehr», sagte sie im Ziel.