Rio de Janeiro (dpa) - Schlüsselbein, Schulterblatt, Becken: Beim wohl schwersten Straßenradrennen der Olympia-Geschichte haben sich gleich mehrere Spitzenfahrer Knochenbrüche zugezogen.
Am bittersten verlief die Hatz über 237,5 Kilometer für Ex-Toursieger Vincenzo Nibali und den Kolumbianer Sergio Henao, die beide klar auf Medaillenkurs liegend in der Schlussabfahrt auf den Asphalt krachten.
Kritik an dem Kurs in Rio de Janeiro kam aber kaum auf. Die Strecke sei zwar «auf jeden Fall am Limit» und die Schluss-Abfahrt sehr technisch gewesen, «aber auf gar keinen Fall zu gefährlich», sagte stellvertretend für viele Kollegen der Freiburger Simon Geschke. «Ich denke, bei den Stürzen waren die Fahrer am Limit.» Nach sechs Stunden Rennen sei man am Anschlag, «da passieren halt eher mal Stürze».
Dabei hatten die Veranstalter vor dem Rennen extra noch hohe Bodenwellen in der berüchtigten Abfahrt vom Vista-Chinesa-Pass abtragen und große Markierungssteine entfernen lassen. Doch diese Sicherheitsmaßnahmen änderten nichts daran, dass gerade dort mehrere Fahrer stürzten - mit brutalen Konsequenzen.
Der italienische Kapitän Nibali erlitt einen Schlüsselbeinbruch, Henao brach sich das Becken, der Australier Richie Porte das Schulterblatt. Beim Zeitfahren am Mittwoch sind sie nicht dabei, eine lange Pause droht. «Als wir Vincenzo am Straßenrand sitzen sahen, war er still, die Stimmung im Keller», berichtete sein Trainer Davide Cassani, «Wenn man überlegt, wie viele Fahrer da stürzten, war das ziemlich verrückt», sagte der britische Coach Rod Ellingworth.
Sein Schützling Geraint Thomas und der Portugiese Nelson Oliveira kamen bei dem Sturz-Festival ebenfalls zu Fall, zogen sich aber keine gravierenderen Verletzungen zu - auch zur Erleichterung des britischen Toursiegers Christopher Froome, der via Twitter wissen ließ: «Hoffe, dass alle Verletzten bald wieder wohlauf sind!»
Der Ravensburger Emanuel Buchmann fand die einer Bergetappe ähnelnde Strecke über gut 4600 Höhenmeter zwar «extrem schwer». Aber: «Es ist die Sache von jedem Einzelnen, wie viel Risiko er eingeht», sagte der 23-Jährige. Ähnlich äußerte sich der belgische Olympiasieger Greg van Avermaet, der ohne die Sturz-Arie wohl nicht gewonnen hätte: «Einige Jungs gingen hohes Risiko.» Er räumte freimütig ein: «Ich war nicht der stärkste Mann im Rennen, aber das gehört zum Radsport dazu.»
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