Bonn (dpa) - Andreas Klöden will endlich Ruhe und zahlt angeblich 25 000 Euro. Wie vor ihm Jan Ullrich und Ex-Teamchef Rudy Pevenage will der Radprofi damit einen Schlussstrich unter die Blut-Doping- Affäre seines früheren T-Mobile-Rennstalls ziehen.
Der 34-jährige Wahlschweizer habe sich bereiterklärt, eine Geldbuße zu zahlen, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Bonn der Deutschen Presse-Agentur dpa und bestätigte damit Angaben des Nachrichtenmagazins «Focus».
Im Gegenzug habe das Bonner Landgericht auf Antrag der Ermittler das Verfahren wegen Sportbetrugs zum Nachteil des inzwischen aufgelösten Bonner Rennstalls eingestellt. Ein Schuldeingeständnis Klödens, der vom früher ebenfalls Doping-belasteten Rennstall Astana zum neuen US-Team RadioShack an die Seite Lance Armstrongs wechselte, war für den Justiz-Deal nicht erforderlich. Auch Ullrich kann bis heute beteuern, nie gedopt zu haben, obwohl viele Indizien dagegen sprechen. Ullrich und Klöden bestreiten Doping.
Nach Informationen von «Focus» beträgt die Buße Klödens etwa 25 000 Euro. Dazu wollte die Justizbehörde keine Angaben machen. Die Bonner Staatsanwaltschaft hatte Klöden vorgeworfen, dass er im Juli 2006 zum Auftakt der Tour de France an der Freiburger Universitätsklinik wie weitere Teammitglieder Blutdoping vorgenommen habe. Klöden, in seiner Karriere zweimal Tour-Zweiter und in diesem Jahr an der Seite Armstrongs und des Gesamtsiegers Alberto Contador Sechster in Paris, hat die Vorwürfe bestritten.
Auf ähnliche Weise waren die Akten im Vorjahr in Bonn auch in den Fällen Ullrich und Pevenage geschlossen worden. Gegen Ullrich, dem nachgewiesen worden war, dass 4,5 Liter seines Blutes beim mutmaßlichen Dopingarzt Eufemiano Fuentes lagerten, wurde gegen Zahlung von 250 000 Euro keine Anklage erhoben. Zusätzlich hatten die Ermittler Zahlungen Ullrichs auf Fuentes' Konto offengelegt. Dessen Intimus und langjährige Betreuer Pevenage soll wie Klöden ebenfalls 25 000 Euro an die Bonner Behörde gezahlt haben.
Noch detailliertere Angaben zu dem illegalen Geld- und Doping- Verkehr zwischen dem einstigen deutschen Sport-Darling und Fuentes gingen aus Informationen des Bundeskriminalamtes Wiesbaden hervor, aus denen vor zwei Wochen der «Spiegel» zitierte. Der Toursieger von 1997 soll 24 Mal nach Madrid gereist sein, um sich von Fuentes «behandeln» zu lassen. Dafür soll er dem Gynäkologen 80 000 Euro bezahlt haben.
«Zusammenfassend kann festgehalten werden», heißt es in der BKA- Akte, «dass der Beschuldigte Ullrich das Dopingsystem des spanischen Arztes Dr. Fuentes nutzte, um sich vertragswidrig mit leistungssteigernden Mitteln und Methoden auf seine Wettkämpfe vorzubereiten.» Ähnlich hatte sich der zuständige Bonner Staatsanwalt Fred Apostel nach Verfahrenseinstellung geäußert: «Unsere Ermittlungen über 21 Monate haben ergeben: Ullrich hat gedopt.»
Obwohl Ullrich jetzt kein juristisches Unheil aus Bonn mehr droht, steht er zum einen noch in einem Prozess gegen den Molekular-Biologen Werner Franke in Hamburg vor Gericht. Zudem muss der inzwischen 35- Jährige eine weitere Klage wegen «falscher eidesstattlicher Versicherung» fürchten. Ullrich behauptet weiter, nicht 35 000 Euro an Fuentes, wie Franke behauptete, gezahlt zu haben. Noch vor Ende dieses Jahres will die Hamburger Staatsanwaltschaft entscheiden, ob gegen den 2007 zurückgetreten Profi Klage erhoben wird.