Berlin (dpa/rad-net) - Tour-Test gelungen: Topsprinter Marcel Kittel hat wie 2011 das Berliner ProRace der Radprofis gewonnen und dem Topfavoriten André Greipel eine empfindliche Niederlage beigebracht.
Nach 184,6 Kilometern verwies der gebürtige Arndstädter vor dem Brandenburger Tor den Italiener Matteo Pelucchi und Greipel auf die Plätze zwei und drei. Mehr als 300 000 Zuschauer hatten in der Hauptstadt bei strahlendem Sonnenschein für Party-Stimmung gesorgt.
Der 24-jährige Kittel absolvierte damit 20 Tage vor dem Start der 100. Tour de France auf Korsika eine vielversprechende Zwischenstation auf dem Weg zum Saisonhöhepunkt. Dort hat der Argos-Shimano-Sprinter schon zum Auftakt auf der ersten Etappe über flaches Terrain auf der Mittelmeerinsel Chancen auf den Etappensieg und das erste Gelbe Trikot der 100. Jubiläums-Ausgabe. Im Vorjahr hatte er sein Debüt bei der Frankreich-Rundfahrt nach einer Magen- und Darmerkrankung aufgeben müssen.
Zu den Geschlagenen im Garmin-ProRace, das auf den letzten Runden wie bei einer Stadtrundfahrt an vielen Sehenswürdigkeiten vorbeiführte, gehörte vor allem Greipel, der in diesem Jahr wie jetzt Kittel ebenfalls zehnmal erfolgreich war. Sowohl Greipel als auch Kittel kamen aus vollem Training in die Hauptstadt.
Der Berliner Sieger aus Thüringen, der zum Tour-Auftakt wie Greipel oder Mark Cavendish auf den Etappensieg und das erste Maillot Jaune schielt, kam aus dem Höhentrainingslager aus Spanien. «Kein Prolog - dafür eine Auftakt-Etappe für uns Sprinter: Das ist ein Geschenk der Organisatoren. Da muss man zugreifen», sagte Kittel, der wie Greipel in Berlin einige seiner Spurt-Anfahrer für die Tour testete.
Der bullige Greipel, «Gorilla» genannt, war in dieser Beziehung zwar noch besser ausgestattet als Kittel, aber am Ende half ihm sein fast kompletter «Sprinterzug», der die Feinabstimmung übte, nicht viel. «Die richtige Generalprobe erfolgt bei der Niederlande-Rundfahrt. Ich bin nicht traurig, vielleicht war ich auf der langen Zielgerade zu früh im Wind», sagte Greipel und versuchte seinen Ärger zu dämpfen.
Das Profirennen war eingebettet in den Velothon, bei dem am Morgen knapp 12000 Jedermann-Fahrer am Start waren. Gut 300.000 Zuschauer verfolgten die Rennen an der Strecke und im Ziel. Entsprechend zufrieden resümierte Frank Bertling, Geschäftsführer des Veranstalters Upsolut, das Wochenende. «Wir sind wirklich in Berlin angekommen. Dies äußert sich zum einen in weiter gestiegenen Zuschauerzahlen, zum anderen können wir für die nächsten Jahre mit dem zweiten Juni-Wochenende als Veranstaltungstermin planen.»