Marsberg (rad-net) - Lennard Kämna (Bora-hansgrohe) ist zum ersten Mal Deutscher Meister im Einzelzeitfahren. Er setzte sich vor Jannik Steimle (Quick Step-Alpha Vinyl) und seinem Teamkollegen Nils Politt durch. In der U23 feierte Maurice Ballerstedt (Alpecin-Fenix) den Sieg.
«Ich war etwas verwundert, als ich im Ziel war. «Ich dachte erst, ich hab's verkackt, weil ich keine Zeiten hatte. Und das ist in einem Zeitfahren nie ein gutes Zeichen. Vor dem Start hatte ich schon im Kopf, dass ich gewinnen kann, wenn es gut läuft. Aber man sollte die Konkurrenz nie unterschätzen. Es war ein schwerer Kurs mit ständigem Rhythmuswechsel. In den letzten vier Jahren habe ich mit den Zeitfahren gekämpft, bin nie auf das Level von früher gekommen», sagte Kämna. «Ich bin super happy, dass es geklappt hat. Es hat für mich einen sehr hohen Stellenwert, diesen Titel zu holen.» Kämna ist damit Nachfolger von Tony Martin, der sich seit 2010 insgesamt zehnmal den Titel sicherte - neun davon in Serie. Der 25 Jahre alte Bora-hansgrohe-Profi setzte sich auf dem anspruchsvollen 27,5 Kilometer langen Kurs mit Start und Ziel in Marsberg in einer Zeit von 35:31 Minuten mit 15 Sekunden Vorsprung auf Steimle durch. Politt war 24 Sekunden langsamer als der Sieger.
«Der Stärkste hat heute gewonnen. Ich bin nicht enttäuscht über den zweiten Platz. Dieses Jahr war die Konkurrenz so stark wie nie», sagte Steimle. Und Politt berichtete: «Meine Form ist okay, meine Zeitfahren seit 2020 waren eher so lala. Ich bin jetzt das erste Mal seit der Dauphiné wieder in ein Zeitfahren gegangen, was ich eigentlich gar nicht wollte. Ich hätte es fast abgesagt, aber dann habe ich in den letzten zwei Wochen auf dem Zeitfahrrad trainiert und bin glücklich, dass es zu einer Medaille gereicht hat. Es hat Spaß gemacht auf dem Parcours, auch wenn er mir nicht lag.»
Ballerstedt kürte sich mit einer Fahrzeit von 37:19 Minuten zum Zeitfahrmeister der U23-Klasse und wurde damit seiner Favoritenrolle gerecht. Er war 15 Sekunden schneller als Tobias Buck-Gramcko (rad-net ROSE Team) und lag 41 Sekunden vor Hannes Wilksch (DSM). Es war ein Balanceakt. «Man durfte zu Beginn nicht alles raushauen, musste sich die Kräfte einteilen», erklärte Ballerstedt seine Taktik und sagte weiter: «Bergfahrer und Zeitfahrspezialisten hatten heute beide eine Chance. Die letzten Kilometer musste man nur noch verwalten, ins Ziel rollen.»