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Remco Evenepoel (Mitte) wurde Straßen-Weltmeister vor Marius Mayrhofer (li.) und Alessandro Fancellu. Foto: BDR
27.09.2018 17:57
Junior Mayrhofer Vizeweltmeister im Straßenrennen - Evenepoel nicht zu schlagen

Innsbruck (rad-net) - Der deutsche Junior Marius Mayrhofer ist Vizeweltmeister im Straßenrennen. Derweil wurde Remco Evenpoel mehr als überzeugend Weltmeister der Junioren, nachdem er auch schon im Zeitfahren gewinnen konnte. Selbst ein Sturz und ein Zeitverlust von über zwei Minuten konnten den 18-jährigen Belgier nicht aufhalten. Mit über eineinhalb Minuten Vorsprung siegte er nach 132,2 Kilometern. Dritter wurde der Italiener Alessandro Fancellu im Zweiersprint gegen Alexandre Balmer aus der Schweiz.

Das Rennen der Junioren, das über drei Anstiege führte, war mehr als nur spannend. Von Beginn an wurde ein hohes Tempo, das vom deutschen Nationalteam bestimmt wurde, angeschlagen und die ersten rund 40 Kilometer absolvierte das Peloton geschlossen. Dann ereigneten sich zwei größere Stürze, wodurch einige Fahrer zurückfielen und sich das Feld dezimierte. Direkte Auswirkungen auf das Rennen hatte das aber noch nicht.

Evenepoel stürzt
Weitere rund 20 Kilometer später, 72 Kilometer vor dem Ziel, vor dem ersten Anstieg, kam es erneut zu einem Massensturz, der das komplette Rennen auf den Kopf stellen sollte, denn davon betroffen war auch Topfavorit Remco Evenepoel. «Ich bin in einem schlechten Moment vor dem ersten Anstieg gestürzt und der Mechaniker hat nicht gesehen, dass ich auch gestürzt war und hat nur auf meinen Teamkollegen geachtet und nur dessen Rad gewechselt.» Aber auch Evenepoel hatte einen Defekt zu beklagen. «Ich musste denke 30 Sekunden warten, bis mein Schaden behoben war und war dann rund zwei Minuten hinter der Spitze.»

Durch den Sturz war das Feld arg dezimiert, nur noch 20 bis 30 Fahrer befanden sich vorne, darunter aber einige Deutsche - auch Marius Mayrhofer. Aus dieser Gruppe griffen an dem rund drei Kilometer langen Anstieg im Gnadenwald Mayrhofer und der Italiener Andrea Piccolo an und holten schnell einen größeren Vorsprung von rund einer Minute heraus.

Derweil «pflügte» Evenepoel durch das zersplitterte Feld und verringerte seinen Rückstand stetig. 56 Kilometer vor dem Ziel, nach der Abfahrt des ersten Anstiegs, schaffte er schließlich den Anschluss an die Verfolgergruppe hinter dem Spitzenduo. «Ich musste hart arbeiten. Eigentlich war unser Plan, mit hohem Tempo in den ersten Anstieg zu gehen. Aber dann bin ich gestürzt und Plan B musste her. Ich bin so schnell wie möglich zurück gekommen und habe alles auf die beiden Schlussrunden gesetzt», erklärte Evenepoel. «Als ich dann zurück war, waren zwei Fahrer vorne raus, aber ich wusste, dass das kein Problem ist, da ja noch zwei Anstiege kamen.»

Vorentscheidung am zweiten Berg
Die Belgier, die dann zu dritt in der Verfolgergruppe waren, erhöhten sofort das Tempo, um den Abstand der beiden Ausreißer zu reduzieren. «Mein Teamkollege Ilan van Wilder hat einen tollen Job und super Tempo gemacht und den Abstand auf 30 Sekunden verkürzt.» Das war am zweiten, rund sieben Kilometer langen Anstieg auf der sogenannten Olympia-Runde, die zweimal befahren werden musste. «Dann hatte ein Amerikaner angegriffen und ich bin einfach hinterher gefahren.» So schloss rund 40 Kilometer vor dem Ziel eine kleine Gruppe um das Spitzenduo auf. Im weiteren Verlauf konnten Piccolo und ein weiterer Italiener nicht mehr folgen und es blieben nur noch drei Mann an der Spitze des Rennens: Remco Evenpoel, Marius Mayrhofer und Karel Vacek (Tschechien), der auch zum Kreise der Favoriten gehörte.

«Dann war ich allein mit zwei weiteren Fahrern. Ich bin super die Abfahrt runter gekommen und habe fast beide abgehängt, aber der Deutsche kam zurück und dann haben wir gut zusammengearbeitet. Ich wusste, dass ich ihn am Anstieg würde abhängen können, da er mit mir nicht mitfahren konnte.» Vacek hatte auf der Abfahrt Probleme und Krämpfe bekommen und fiel hoffnungslos zurück.

Während Evenepoel und Mayrhofer inzwischen einen relativ komfortablen Vorsprung hatten, machten sich zwei Italiener auf die Verfolgung. Am Fuße des letzten Anstiegs – der selbe Berg wie die Runde zuvor – konnte auch Mayhofer nicht mehr mithalten. Er konnte aber Platz zwei verwalten, denn die Italiener kamen nie näher als 1:10 Minuten heran. Stattdessen wurden sie von einer Verfolgergruppe wieder zurückgeholt.

Mayrhofer sichert sich Silber
Alessandro Fancellu und Alexandre Balmer setzten eine Konterattacke und machten den Kampf um Silber noch einmal spannend, während Evenepoel einem ungefährdeten Sieg entgegenfuhr und sich schon 1,5 Kilometer vor dem Ziel von den Zuschauern am Straßenrand feiern lassen konnte. Die beiden Verfolger kamen immer näher an Mayrhofer heran und waren schon auf Sichtweite, aber der 18-Jährige gab noch einmal alles und rettete 13 Sekunden Vorsprung ins Ziel. Im Sprint sicherte sich Fancellu vor Balmer die Bronzemedaille.

«Ich bin super glücklich, dass es geklappt hat. Es war mein Ziel, nach Gold im Zeitfahren auch das Straßenrennen zu gewinnen und das Doppel zu schaffen», freute sich Evenepoel.

«Es war ein sehr hartes Rennen. Vor allem am letzten Berg musste ich sehr kämpfen, weil ich Krämpfe bekam. Aber ich freue mich total, dass ich die Silbermedaille gewinnen konnte», sagte Mayrhofer. Und Bundestrainer Wolfgang Ruser ergänzte: «Unsere Taktik ging auf. Die Mannschaft hat sehr gut funktioniert. Marius ist exzellent gefahren, hat sich seine Kräfte eingeteilt und Reserven fürs Finale aufgespart. Der zweite Platz ist fast wie ein WM-Titel, denn gegen Evenepoel hatte heute keiner eine Chance. Es war ein tolles Rennen von der ganzen deutschen Mannschaft.»

Das starke deutsche Ergebnis rundeten Jakob Geßner als 14. und Michel Heßmann auf Platz 27 ab. Kim Heiduk wurde 31. und Felix Engelhardt 38. Pirmin Benz beendete das Rennen nicht.

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