Hamburg (dpa) - Der frühere Radprofi Jan Ullrich will in einem Buch die Frage beantworten, ob er jemals gedopt hat. «Diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten. Solche Dinge werden alle in meinem Buch stehen, das ich für die Fans und auch für meine eigene Verarbeitung schreiben werde», sagte der Tour-de-France-Sieger von 1997 in einem Interview der «Bild am Sonntag». Hierfür würde er sich «so viel Zeit nehmen, wie ich brauche». Zugleich deutete Ullrich an, dass zu seiner aktiven Zeit nicht alles sauber ablief. «Wer immer noch nicht eins und eins zusammenzählen kann, was im Radsport los war, dem kann ich auch nicht helfen», meinte der 35-Jährige.
Sein Manager Wolfgang Strohband erklärte, dass mit dem Buch noch nicht in Bälde zu rechnen sei. «Ich weiß, dass er mit den Arbeiten an diesem Buch noch nicht angefangen hat», sagte Strohband der Deutschen Presse-Agentur dpa. Er glaube aber nicht, dass Ullrich, der sich derzeit bei einem Rennen in Südafrika aufhalte, «Leute in die Pfanne hauen wird».
Ullrich sagte, er verspüre noch immer «eine große Verbitterung» über sein erzwungenes Karriereende. Der Olympiasieger von 2000 war kurz vor der Tour 2006 vom früheren T-Mobile-Team wegen vermuteter Verbindungen zum mutmaßlichen Doping-Arzt Eufemiano Fuentes suspendiert worden. Im Februar 2007 trat Ullrich, der Doping trotz belastender Indizien stets bestritten hat, endgültig vom Radsport zurück.
Er habe einige lukrative Offerten gehabt, auszupacken, sagte der Wahl-Schweizer. «Die Angebote gingen in die Millionen.» Die Kronzeugen Jörg Jaksche und Patrik Sinkewitz, die umfassend über Doping im Radsport ausgesagt hatten, hält der gebürtige Rostocker für Heuchler. «Sie haben nur das gesagt, was ihnen genutzt hat.» Dem widersprach Jaksche: «Wo ist der Nutzen, wenn ich jetzt arbeitslos bin?», fragte der Franke. «Ich habe wenigstens meine Vergangenheit offengelegt, bei mir kann nichts mehr kommen», sagte er der dpa.
Das Comeback seines langjährigen Rivalen Lance Armstrong begrüßte Ullrich. «Für den Radsport ist die Aufmerksamkeit, die Lance mit sich bringt, auf jeden Fall gut», sagte Ullrich. Dem Texaner prophezeit er eine schwierige Rückkehr. Es werde für den siebenfachen Tour-Sieger nicht leicht, wieder an alte Erfolge anzuknüpfen, meinte Ullrich.
Eine Rückkehr in den Profi-Radsport wollte der frühere Profi nicht ausschließen. Momentan strebt er aber keinen Posten an, da er sehr enttäuscht von den diversen Radsport-Verbänden sei, sagte Ullrich. «Wenn sie schützen sollen, dann schauen sie weg. Und wo Ruhm ist, da stehen sie in der ersten Reihe. Der Fahrer ist immer unwichtiger geworden, weil der Verband immer mieser wurde.»