Hamburg (dpa) - Dem ehemaligen Radprofi Jan Ullrich droht neuer juristischer Ärger. Werner Franke, der vor dem Hamburger Landgericht einen Rechtsstreit mit Ullrich ausficht, reagierte mit Genugtuung auf die neueste Entwicklung.
Die Staatsanwaltschaft Hamburg ermittelt seit etwa zwei Wochen «wegen des Verdachts der Abgabe einer falschen Eidesstattlichen Versicherung und des versuchten Prozessbetruges im Rahmen eines Zivilverfahrens», sagte Wilhelm Möllers, Sprecher der Hamburger Staatsanwaltschaft, der Deutschen Presse-Agentur dpa und bestätigte damit einen Bericht des Nachrichtenmagazins «Der Spiegel». Über Einzelheiten könne er aber noch nichts sagen.
«Das war mühsam erkämpft», sagte Franke der dpa. Der Heidelberger Molekularbiologe hatte erklärt, der Tour-de-France-Sieger von 1997 habe dem mutmaßlichen spanischen Dopingarzt Eufemiano Fuentes 35 000 Euro für die Anschaffung illegaler Substanzen gezahlt. Dies war Franke per Einstweiliger Verfügung untersagt worden. Ullrich bestreitet jegliches Doping sowie eine Zahlung an Fuentes - zu Frankes Empörung.
«Er hat das Geld überwiesen, Blut dort gebunkert und zusätzlichen Stoff gebunkert. Wenn sie das nicht verurteilen, weiß ich nicht, was sie überhaupt verurteilen wollen», sagte Franke, der nach eigener Aussage dem Hamburger Landgericht Belege über eine Ullrich-Zahlung an Fuentes vom Januar 2006 präsentiert hat. «Was soll ich noch vorlegen, damit das klar bewiesen ist?», meinte der Doping-Jäger, der selbst die Strafanzeige in Hamburg erstattet hatte.
Der Vorgang war zunächst bei der Bonner Staatsanwaltschaft gelandet, die ein eigenes Verfahren gegen Ullrich führte. Die Bonner Ermittler waren zu dem Ergebnis gekommen, dass Ullrich während seiner aktiven Karriere gedopt habe. Das Verfahren wurde im April 2008 gegen Zahlung einer sechsstelligen Summe - nach dpa-Informationen 250 000 Euro - eingestellt. Das hatte Franke damals scharf kritisiert. «Die haben in Bonn alles in einem Aufwasch mit eingestellt, auch meine Strafanzeige wegen falscher Versicherung an Eides statt», hatte Franke gesagt. Nun fühlt er sich bestätigt: «Ich zeichne mich durch eine gewisse Hartnäckigkeit aus.»
Dies gilt auch für die Schweizer Disziplinarkammer, die Anfang Juli gegen Ullrich ein Doping-Verfahren eingeleitet hat. Drei Jahre nach Ullrichs erzwungenem Aus bei der Tour de France 2006 war die Stiftung des Schweizer Sport-Dachverbandes Swiss Olympic zu dem Schluss gekommen, ein Verfahren für «notwendig und gerechtfertigt» zu halten. Ullrich, der mit eidgenössischer Lizenz gefahren war, droht als Wiederholungstäter - er war 2002 positiv auf Amphetamine getestet worden - eine lebenslange Sperre, die ihm eine Rückkehr in den Profi- Radsport egal in welcher Funktion verbieten würde.