Berlin (dpa) - Der brisante Inhalt des Interviews mit Lance Armstrong macht weltweit Schlagzeilen. Die Nachrichtenagentur dpa hat einige Reaktionen der internationalen Presse zusammengestellt.
USA:
«New York Times»: «Die Erde ist wieder eine Kugel.»
«Time Magazine»: «Es ist sehr wahrscheinlich, dass Armstrong bei seiner Erlösung genauso konkurrenzbetont sein wird, wie bei allem anderen, was er gemacht hat. (...) Auch als Schwindler kann Armstrong nie etwas anderes machen, als gegen alle anderen antreten.»
«Los Angeles Times»: «Die Beichte könnte sehr schlecht für Lance Armstrongs Konto sein. (...) Das ist eine der vielen Nachteile des Eingeständnisses eines früher bewunderten Athleten, der für mehr als eine Dekade Doping nicht nur geleugnet, sondern seine Kritiker auch angegriffen hat. Die wirklich wichtige Frage bleibt, ob es einen Vorteil bei dem Eingeständnis gibt.»
SPANIEN:
«El País»: «Armstrong steht vor seiner letzten Demütigung. Wenn das Aufgeben Erniedrigung bedeutet, hat Lance Armstrong die Hälfte der Strecke hinter sich gebracht.»
«El Mundo»: «Armstrongs Beichte ist mehr als 100 Millionen Euro wert. Der Amerikaner wird nun mit Schadensersatzforderungen konfrontiert, die sein gesamtes Vermögen in Gefahr bringen.»
«Marca»: «Das Gelbe Trikot der Schande: 13 Jahre lang bestritt Armstrong alle Dopingvorwürfe. Nun legte er ein Geständnis ab.»
«As»: «Armstrong zielt mit seinem Geständnis auf den Weltverband UCI, auf Ärzte und andere Leute, die sein Doping ermöglichten.»
ITALIEN:
«La Gazzetta dello Sport»: «Armstrong gesteht. Die Spitze des Radsports wackelt. Wenn Lance selbst all das Doping zugibt, die ihn die Institutionen nie nachweisen konnten, wird immer klarer, dass man sich auf niemand mehr verlassen kann, der in jenen Jahren machtlos, unfähig, oder gar Komplize war.»
«Tuttosport»: «Armstrong gesteht. Stürmische Zeiten für den Radsport.»
«Corriere dello Sport»: «Armstrongs gemütliche Beichte.»
NIEDERLANDE:
«De Telegraaf»: «Endlich die Beichte. Für Armstrong beginnt jetzt die Zeit der Entschuldigungen. Bei Winfrey machte er seinen ersten Kniefall. Mitarbeit an einer weiteren Untersuchung mit Usada scheint auch näher zu rücken.»
«De Volkskrant»: «Armstrong will die Regie zurück, über alles. Monatelang bereitete der Radrennfahrer Armstrong seine Rehabilitationskampagne vor und diese wird für eine Reihe von Betroffenen nicht ohne Folgen sein. (...) Der Radrennfahrer muss die Leute, die ihn schützten, an den Galgen bringen. Hein Verbruggen, Pat McQuaid, Johan Bruyneel, Michel Ferrari, Thomas Weisel: Alle haben sie etwas zu befürchten.»
ÖSTERREICH:
«Kurier»: «Ein Geständnis als Quotenhit. (...) Klingt nach tränenreichem Lamento über die böse Welt, die sich gegen den armen, krebskranken Familienvater verschworen hat. Doch es zählen nur die Antworten auf zwei Fragen: Reicht Armstrongs Selbstverteidigung, um das System der korrupten Funktionäre, der Dealer und Profiteure offenzulegen? Und: Muss er ins Gefängnis?»
«Der Standard»: «Canossagang auf Mutter Oprahs Sofa. (...) Der Fall des Helden, gefolgt von Innehalten und einem Comeback, so ungefähr soll es laufen.»
SCHWEIZ:
«Neue Zürcher Zeitung»: «Armstrong hat in der Vergangenheit zur Genüge gezeigt, welch skrupelloser Taktierer er ist. (...) Der notorische Lügner und Manipulator als Sieger? So absurd es auch klingt: Ein öffentlich inszeniertes Geständnis macht's möglich.»
«Tager-Anzeiger»: «Armstrongs Plan birgt durchaus erhebliche Risiken. (...) So ist zum Beispiel nicht klar, inwieweit nach dem Geständnis seine Aussagen in einem Schiedsgerichtsverfahren von 2006 nun bestraft werden können. Ob der 41-Jährige nunmehr strafrechtlich belangt werden kann, hängt von der Deutung der Verjährungsbestimmungen ab.»