Heubach (rad-net) - Julien Absalon aus Frankreich und Annika Langvad aus Dänemark haben in Heubach die zehnte Auflage des BiketheRock und den zweiten
Bundesligalauf der Saison gewonnen. Olympiasieger Absalon verwies den Belgier
Roel Paulissen und den Spanier José Hermida auf die Plätze. Annika Langvad holte
sich trotz eines Sturzes den Sieg vor Anja Gradl und Emily Batty. Mit 20
Nationen am Start wurde ein Rekord verzeichnet.
Im dritten Anlauf gelang ihm der erste Sieg. Der vierfache Weltmeister und
Doppelolympiasieger Julien Absalon beendete den zweiten Bundesligalauf der
Saison auf Platz eins und zeigte sich danach ganz gelöst. «In den vergangenen beiden Jahren hatte ich keine super Form, aber heute war ich am Berg stark und der Downhill macht einfach super Spaß», so der Franzose, nachdem er auf den letzten hundert Metern noch ein paar «Slides» auf den Teer legte.
Den Kampf um den Tagessieg hatte allerdings Vorjahressieger Wolfram Kurschat eröffnet. Der Neustädter brachte aus der ersten von sieben 4,3 Kilometer-Runden einen Vorsprung von 15 Sekunden mit und baute ihn im nächsten Anstieg weiter
aus. Doch dann machte seine Schaltung Probleme und in der Folge begann ein Kettenglied zu springen. Versuche den Defekt zu reparieren scheiterten, so dass Kurschat nicht mehr vollen Druck aufs Pedal entfalten konnte. Am Ende wurde er
14. «Shit happens. Besser heute, als nächste Woche beim Weltcup. Wegen der Form muss ich mir keine Gedanken machen», sagte Kurschat im Ziel.
Nachdem sich Absalon alleine an die Spitze gesetzt hatte und seinen Vorsprung auf über eine Minute ausbaute, entwickelte sich im Kampf um Rang zwei ein spannendes Rennen. Moritz Milatz hinterließ einen starken Eindruck, vergab aber in einer Viergruppe durch einen Sturz in der vorletzten Runde die Chance auf
Rang zwei. «Das ärgert mich maßlos. Ich habe mich gut gefühlt, aber nach dem Sturz habe ich nicht nur Zeit, sondern auch den Rhythmus verloren», kommentierte der Freiburger seinen fünften Platz.
Beinahe hätte er den Schweizer Fabian Giger im Sprint noch vom vierten Rang verdrängt, doch der U23-Europameister rettete noch eine Zehntelsekunde Vorsprung über die Ziellinie. Um Rang zwei gab es ebenfalls einen Sprint zwischen Roel
Paulissen und José Hermida.
«Ich hatte heute die richtigen Reifen und es ging mir von Runde zu Runde besser. Heubach liegt mir einfach», sagte Marathon-Weltmeister Paulissen und Hermida freute sich über sein bestes BiketheRock-Ergebnis. «So gut war ich hier
noch nie. Aber eine Woche vor dem Weltcup wollen alle gut in Form kommen. Das Rennen war ja super besetzt», meinte Hermida, der noch eine «Adresse» an Wolfram Kurschat schickte. „Ich denke Wolfram war der Stärkste. Er hat ein Tempo vorgelegt, dem niemand folgen konnte», so der Weltcupführende.
Trotz Sturz: Für Langvad ein «perfektes Rennen»
Nach der ersten Runde rieb man sich in Heubach die Augen. Es war das rot-weiße dänische Meistertrikot von Annika Langvad, das der Wald als Erstes ausspuckte. Und sie brachte gleich mal 45 Sekunden Vorsprung auf die nächste Verfolgerin mit. Dass die ein weiß-blaues Trikot und den Namen Anja Gradl (Kastl) trug, war
ebenso überraschend. Weltmeisterin Irina Kalentieva folgte erst an fünfter Position, hinter der Kanadierin Emily Batty und der Schwedin Alexandra Engen, aber noch einmal 20 Sekunden weiter zurück.
Eine Runde zeigte sich ein identisches Bild, doch in der dritten von vier 4,3 Kilometer langen Schleifen tauchte plötzlich Anja Gradl ein paar Sekunden hinter Langvad auf. Die Dänin hatte sich im Downhill versteuert und ihren kompletten Vorsprung eingebüßt. Doch das entstandene Duell war schnell wieder erledigt.
Anja Gradl hatte einen Hinterrad-Defekt und verlor den Anschluss zu Langvad.
«Echt ärgerlich, auch wenn Platz zwei weiß Gott ein gutes Ergebnis ist», wusste Anja Gradl gar nicht so genau, ob sie sich jetzt freuen oder ärgern sollte. «Ich war noch nie so nah an einem Sieg. Ich bin super den Berg runter gekommen, im Gegensatz zum letzten Jahr.» Gradl kam mit 18,5 Sekunden Differenz ins Ziel.
Annika Langvad hatte indes nach ihren Sturz ein wenig taktiert. «Ich wollte nicht zu viel Risiko gehen, um in der letzten Runde noch zulegen zu können. Ich freue mich riesig, weil es für mich ein perfektes Rennen war. Letztes Jahr ging es mir hier überhaupt nicht gut, deshalb war ich sehr nervös», erklärte die Dänin, nachdem sie jubelnd ihr Bike in die Höhe gestemmt hatte.
Auf Platz drei landete Emily Batty, die sich mit ihrem Ergebnis und dem Wettkampf «sehr zufrieden» zeigte. «Es hat sehr viel Spaß gemacht. Ich bin mit meinen neuen Reifen sehr gut klar gekommen», sagte die Kanadierin, die mit 1:49 Minuten Rückstand ins Ziel kam. Die Russin, die im 15 Kilometer entfernten Wasseralfingen lebt, war an diesem Tag nicht in der Lage um ihren vierten Sieg beim BiketheRock zu kämpfen. «Meine Beine sind immer noch nicht frisch. Insgesamt fühle ich mich gut, aber ich bin wohl noch nicht erholt», kommentierte
sie ihren fünften Platz. In der letzten Runde wurde sie noch von Elisabeth Brandau abgefangen, die sich von Rang neun nach vorne gefahren hat und mit der besten Rundenzeit zum Schluss mit 2:16 Minuten Rückstand noch Vierte wurde.
U23: Strecker sorgt für deutschen Sieg
Im U23-Rennen der Herren holte sich Fabian Strecker den Sieg. «Es ist hier einfach meine Strecke», sagte Strecker, der schon 2009 in Heubach ein gutes Rennen zeigte, der mögliche Podestplatz aber durch einen Sturz verloren ging. Strecker übernahm in der dritten von sechs Runden die Führung von Pascal Meyer (Sui).
Doch dann kam der Niederländer Marco Minnaard vom Rabobank-Giant-Team von hinten und setzte sich an die Spitze. «Er hätte bestimmt gewonnen», zollte Strecker
Minnaard Respekt. Das «hätte» bezog sich auf einen Kettenklemmer zu Beginn der letzten Abfahrt, die den Holländer zur Laufen zwang. Er wurde lediglich Sechster, während Strecker auf der letzten Abfahrt seinen Vorsprung gegenüber dem Schweizer Giancarlo Sax auf 21 Sekunden ausbaute. Dahinter verpasste Andy
Eyring um sieben Sekunden das Podest. Den dritten Rang ergatterte Minnards Teamkollege Jelmer Jubbega.
Junioren: Schelb vor drei Belgiern – Neff schnell wie die Damen
Im Rennen der Junioren siegte Julian Schelb am Ende souverän vor dem belgischen Dreierpack Jens Schuermann, Jeff Luyten und Bart de Vocht. Schelb hatte aber zwei von vier Runden lang in Lukas Kuch einen hartnäckigen Begleiter. Doch zu
Beginn der dritten Runde hatte der Kirchheimer einen Kettenklemmer und fiel auf Rang 15 zurück. Marco Tippmann, ebenfalls aus Kirchheim/Teck war auf Rang fünf
überraschend zweitbester Deutscher. «Ich bin froh, dass es wieder so läuft», sagte Schelb, der zuletzt wegen Krankheit auf den Weltcup in Houffalize verzichtet hatte.
Bei den Juniorinnen überragte die Schweizerin Jolanda Neff. Eine Minute nach den Damen gestartet, fuhr sie in deren Feld bis auf den dritten Rang nach vorne
und ließ an diesem Tag der Deutschen Johanna Techt (Lindau) keine Chance. «Ich mag es wenn es steil bergauf und bergab geht. Der Downhill war cool», freute sich Neff. Weltmeisterin Pauline Ferrand Prevot blieb «nur» der dritte Platz, während Techt mit ihrer Position zufrieden war. «Ich hatte schon mal ein besseres Gefühl, aber Rang zwei ist natürlich okay», sagte Techt.
Insgesamt waren Sportler aus 20 Nationen am Start. Das war für Heubach und die Bundesliga ein Rekord.