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Mit seinem Nachwuchs im Arm feiert der Däne Michael Rasmussen sein Bergtrikot.
24.07.2006 10:10
Tour endet mit Windeln und startet 2007 in London

Paris (dpa) - Als die Sieger der Tour de France auf das Podium in Paris stiegen, hatten einige auch ihre Kinder mit auf das Treppchen genommen.

Ob im rotpunktierten Strampelhöschen, in knielangem Grünen Trikot oder gleich in Windeln: Mit ihrem Nachwuchs präsentierten sich die Fahrer eher als weiche Familienväter denn als hart gesottene Berghelden. Die Szene mit Babys steht für den Wandel der 103 Jahre alte Frankreich-Rundfahrt.

Die «Modernität» habe bei der Tour Einzug gehalten, sagte der scheidende Direktor, Jean-Marie Leblanc, am Wochenende. Der einstige Journalist hat die Erneuerung und Globalisierung des Rennens gefördert, immer wieder Etappen in europäische Städte verlegt und die Tour-Karawane zu einem gigantischen Massenspektakel ausgebaut. Für 2007 zieht die Tour mit dem Prolog nach London.

Doch seit Leblanc vor 18 Jahren sein Amt antrat, hat kein Fahrer aus den traditionellen Radsport-Nationen Frankreich und Belgien das Rennen gewonnen und nur ein Italiener (Marco Pantani) schaffte es bis zum Sieg in Paris. Im ersten Leblanc-Jahr 1989 eroberte der Amerikaner Greg LeMond das Gelbe Trikot - jetzt verabschiedete sich der Tour-Chef, und wieder wehte dank Floyd Landis das Sternenbanner auf den Champs-Elysées.

Mit dem Amerikaner Lance Armstrong, der die Tour seit 1999 sieben Mal in Folge gewann, habe sich die Internationalität durchgesetzt, stellte am Wochenende die Sportzeitung «L'Equipe» fest. Die «Große Schleife», die wie kaum ein anderes großes Sportereignis mit dem Gastgeberland verbunden ist, sei zu einer «Tour der Welt» geworden. In diesem Jahr gewann ein Australier (McEwen) das Grüne Trikot, ein Däne (Rassmusen) wurde bester Bergfahrer und beste Mannschaft das deutsche Team T-Mobile, dem sieben Fahrer aus vier Ländern angehörten. Angesichts der multinationalen Mannschaften und des nachlassenden Publikumsinteresses wünschte sich das einflussreiche Blatt ein stärkeres Profil der Tour - in Zukunft vielleicht als Radsport-Weltmeisterschaft mit nationalen Teams nach dem Vorbild der Fußball-WM.

Grenzüberschreitend wurde auch das Doping, das auf der Tour immer wieder für Skandale sorgte - so auch in diesem Jahr mit dem Ausschluss unter anderem von Jan Ullrich, dem Sieger von 1997, und des Giro-Gewinners Ivan Basso. Laboratorien in Italien, Spanien oder den USA versorgen die Fahrer mit Hormonen wie EPO, Amphetaminen oder angereichertem Eigenblut. Der Madrider Arzt Eufemiano Fuentes, dessen Netzwerk die spanische Polizei jetzt aufgedeckt hat, reiste kreuz und quer durch Europa mit einer Kühltasche, vollbepackt mit manipulierten Blutkonserven.

Zwar wollen die deutschen Radsponsoren T-Mobile und Gerolsteiner angesichts des Ullrich-Schocks an einem «Runden Tisch» mit Trainern, Fahrer und Experten bessere Kontrollen durchsetzen. Doch es gibt erhebliche Zweifel, ob dafür nationale Bestimmungen reichen. Es sei gut, dass der Skandal um das spanische Netzwerk aufgedeckt wurde, betonte Leblanc. Gestalten wie Fuentes oder betroffenen Sportdirektoren wie Manolo Saiz (Liberty Seguros) und Rudy Pevenage (T-Mobile) müssten aus dem Verkehr gezogen werden.

Und auch im Fall des Rekordsiegers Lance Armstrong zeigte sich der scheidende Tour-Chef nicht zimperlich. Er glaube den Resultaten des angesehenen Doping-Labors Chatenay-Malabry, sagte Leblanc dem «Kölner Stadtanzeiger». «1999 war EPO im Urin von Lance Armstrong. Für mich gilt er deshalb für das Jahr 1999 als gedopt. Punkt.»


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