Paris (dpa) - Die auch in diesem Jahr wieder von Dopingskandalen erschütterte Tour de France wartet bei der Auflage im kommenden Jahr mit einer spektakulären Neuerung auf. Erstmals in der 106-jährigen Geschichte des wichtigsten Radrennens endet die vorletzte Etappe in einer Bergankunft.
Am Vortag des finalen Teilstücks nach Paris wird die Entscheidung am 25. Juli nicht wie in den Vorjahren in einem Einzelzeitfahren fallen, sondern am Mont Ventoux in einer Höhe von 1912 Metern. «Das wird die Spannung erhöhen», sagte Tour-Direktor Christian Prudhomme bei der Strecken-Präsentation in Paris. Titelverteidiger Carlos Sastre aus Spanien meinte: «Es könnte da große Überraschungen geben.»
Die 21 Etappen der 96. Tour führen über rund 3445 Kilometer durch sechs Länder. Nach dem Start am 4. Juli im Fürstentum Monaco mit einem Einzelzeitfahren über 15 Kilometer macht die Tour auch in Barcelona Station. In Montpellier gibt es zum ersten Mal seit einigen Jahren wieder eine Mannschaftszeitfahren, zudem stehen zwei ungewöhnlich kurze Einzelzeitfahren auf dem Programm. Die längste Etappe über 224 Kilometer endet in der Ski-Station Andorra-Arcalis in den Pyrenäen. Der deutschen Grenze am nächsten kommt die Tour am 17. und 18. Juli. Dann ist das elsässische Colmar Ziel- bzw. Startort einer Etappe. In den Alpen mit Abstechern nach Italien und in die Schweiz wird beim Anstieg auf den Großen St. Bernhard mit einer Höhe von 2473 Metern das Dach der Tour erreicht.
Verantwortliche der Teams bezeichneten den Etappenverlauf als spannend, aber äußert anspruchsvoll. «Wer die Tour gewinnen wird, weiß man wirklich erst auf dem Mont Ventoux, sagte Ex-Profi Rolf Aldag, heute Sport-Direktor beim US-Team Columbia. Auch Gerry van Gerwen zeigte sich als Teamchef des einzig übrig gebliebenen deutschen ProTour-Teams Milram zufrieden. «Das ist eine interessante Strecke. Schwierig, aber ich sehe Chancen für uns», meinte der Niederländer. Allerdings müssten die Fahrer wegen der Entfernungen zwischen manchen Etappen viel Zeit im Auto oder im Bus verbringen.
Die jüngsten Doping-Enthüllungen spielten bei der Präsentation in Anwesenheit von Monacos Fürsten Albert II. und den drei Toursiegern der vergangenen Jahre keine große Rolle. Der Fürst sagte, er habe «vollstes Vertrauen, dass die Organisatoren der Seuche ein Ende bereiteten. Auch von Seiten des ZDF gab es Lob für den Anti-Doping-Kampf des Veranstalters ASO. «Wenn die ASO im negativen Sinne schlau gewesen wäre, hätte sie die beiden letzten positiven Tests unter den Tisch fallen lassen können, weil sie wussten, es geht zumindest um einen deutschen Fahrer», sagte Peter Kaadtmann vom ZDF. Das die ASO dies nicht getan habe, zeige ihr Engagement.
«Sie haben sich dem Sport gegenüber in allerbester Weise verhalten und erneut bewiesen, wie sehr sie bemüht sind, ihn sauber zu halten», sagte Kaadtmann. Nach dem ARD/ZDF-Ausstieg hatte es in der vergangenen Woche einen geharnischten Brief der ASO an die Adresse der Sender gegeben. Im Netz der Doping-Fahnder zappelte auch in diesem Jahr mit Riccardo Ricco, Stefan Schumacher und Bernhard Kohl wieder Fahrer-Prominenz aus der ersten Reihe.