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Simon Stiebjahn (re.), Julian Schelb (Mitte) und Moritz Milatz auf der letzten Etappe des Rothaus Bike Giro. Foto: Erhard Goller
13.08.2017 14:49
Stiebjahn und Morath holen Gesamtsieg beim Rothaus Bike Giro

Feldberg (rad-net) - Adelheid Morath und Simon Stiebjahn haben auf den letzten 54,6 Kilometern des Rothaus Bike Giro ihre Gelben Trikots verteidigt und beim Premieren-Event jeweils den Gesamtsieg verbucht. Julian Schelb und Clarissa Mai gewannen am Feldberg die Schlussetappe.

Bei den Herren riss in Abfahrt nach Todtnau (km 38) die große Spitzengruppe erstmals richtig auseinander. Bis dahin hatte vor allem der Tscheche Matous Ulmann (Ceska Sporitelna) für das Tempo gesorgt und auch den Fluchtversuch von Matthias Bettinger (Lexware) und der Österreicher Christoph Soukup (Texpa-Simplon) wieder gekontert.

Markus Bauer (Kreidler Werksteam) machte auf diesem Downhill eine Lücke auf. Bewusst, weil er gerne einen kleinen Vorsprung in den fast neun Kilometer langen Anstieg zum Leistungszentrum Herzogenhorn mitnehmen wollte. «Dadurch konnte ich unten meinen Rhythmus suchen und musste nicht reagieren», erklärte Bauer.

15 Sekunden hinter ihm kamen Simon Stiebjahn und Julian Schelb aus der Unterführung der B317 hervor. Weitere drei Sekunden dahinter nahm Moritz Milatz den Anstieg in Angriff. Er hatte eine Lücke kassiert, weil vor ihm Nicola Rohrbach (goldwurstpower.ch/Felt) den Anschluss verpasste. «Das war nicht ideal, aber ich hätte heute auch nicht die Beine gehabt, um Stiebi anzugreifen», erklärte Milatz später. Er schloss zu Stiebjahn und Schelb auf und gemeinsam holten sie auch Markus Bauer ein.

Dann schlug die Stunde von Julian Schelb, der nach seinem riesigen Pech vom Tag zuvor erneut die Moral und die Verfassung hatte, sein Potenzial auszuspielen. «Ich habe schnell meinen Rhythmus gefunden. Einen Kilometer sind sie mir noch gefolgt, dann war ich alleine», erklärte Schelb seinen dritten Etappensieg.

Er hatte zwischenzeitlich rund eine Minute Vorsprung, am Ende waren es 33 Sekunden vor Moritz Milatz, der das Finish der Verfolger gewann, fünf Sekunden vor Simon Stiebjahn. Die beiden hatten den Schweizer Michael Stünzi (Team Pedale-Simplon) noch auf Rang vier verwiesen. Stünzi hatte im Anstieg die Verfolger passiert und lag zwischenzeitlich auf Rang zwei.

Julian Schelb hatte am Samstag alle Chancen auf den Gesamtsieg eingebüßt. Bis dahin souverän unterwegs, riss ihm die Kette. Er reparierte die Kette, verlor aber über sieben Minuten. Die Konkurrenten attestierten ihm, dass er auch am letzten Tag wieder der Stärkste gewesen sei. «Ich habe alle Etappen gewonnen, bei denen ich die Chance hatte. Deshalb bin ich auch zufrieden. Das muss ich mitnehmen. Dass es mit dem Gesamtsieg nicht geklappt hat, ist natürlich schade, aber so ist das Rennfahrerleben», erklärte Schelb.

So wurde Simon Stiebjahn Premieren-Sieger des Rothaus Bike Giro, nachdem er beim Vorgänger Trans-Schwarzwald zwar schon mal die Team-Wertung aber noch nie die Einzelwertung gewonnen hatte. «Es ist natürlich schade für Julian. Für mich ist es ein geniales Gefühl vor der eigenen Haustür endlich zu gewinnen, nachdem ich schon Vierter, Dritter und Zweiter war», bilanzierte Stiebjahn. Im letzten Anstieg sei er nur noch mit den beiden Kreidler-Fahrern mitgegangen, ohne den Druck Führungsarbeit zu machen.

Moritz Milatz zeigte sich zufrieden mit Gesamtrang zwei. «Schön, dass ich heute noch mal das Verfolgerduell gewinnen konnte. Weil ich ohne das Pech von Julian sowieso nur Dritter geworden wäre, bin ich auch nicht traurig, dass mir am Ende 23 Sekunden fehlen», meinte der Freiburger.

Sein Teamkollege Markus Bauer wählte die richtige Strategie, um seinen dritten Platz gegenüber Nicola Rohrbach zu verteidigen. Dem gelang kein Angriff mehr. «Ich bin super glücklich, dass ich hier auf dem Podium stehe», sagte Bauer. «Wenn mir vorher jemand gesagt hätte, dass ich jeden Tag in den Top Fünf ins Ziel komme.»

Damen: Morath mit Magenproblemen
Clarissa Mai konnte Adelheid Morath am Final-Tag 1:24 Minuten abnehmen, doch so das Gelbe Trikot konnte sie nicht mehr richtig gefährden. Die Hausacherin bewies am letzten der vier Tage des Etappenrennens aber, dass ihr Etappensieg am Freitag kein Zufall gewesen ist. «Das war am Limit», stöhnte sie im Ziel. «Am Anfang ging es mir gar nicht so gut, aber ich wollte unbedingt dran bleiben, damit ich von der Gruppe profitieren kann», erklärte die Hausacherin.

Das brachte sie gegenüber Adelheid Morath in eine komfortable Situation. Die musste viel alleine arbeiten. Der Abstand wuchs auf eineinhalb Minuten an, doch auf dem Weg vom Schluchsee zur Skibrücke am Feldbergpass, hatte die Freiburgerin den Rückstand fast wieder getilgt. Auf dem Weg nach Todtnau dann das gleiche Spiel: Wieder fuhr Clarissa Mai mit ihrer Herren-Gruppe weg und nahm einen Vorsprung in den Schluss-Anstieg. «Ich hatte nur den Tagessieg im Kopf, weil ich voll am Limit war», gestand Clarissa Mai. «Ich habe vom taktischen Vorteil profitiert.»

Hinter ihr versuchte Adelheid Morath das Beste aus einem Handicap zu machen, das sie schon die Tage zuvor gequält hatte. «Ich hatte Magenkrämpfe, eigentlich schon seit vergangener Woche. Ich konnte mich nicht verpflegen und habe deshalb versucht so schlau wie möglich zu fahren», erklärte Morath. Sie hielt den Schaden erfolgreich in Grenzen und überquerte die Ziellinie so, dass sie noch 1:20 Minuten Vorsprung übrig blieben.

«Es war sehr schwer für mich heute, aber Clarissa ist auch super gefahren. Respekt. Es hat jedenfalls auch super Spaß gemacht, mich mit ihr zu duellieren. Ich bin froh, dass es zum Gesamtsieg gereicht hat», erklärte Morath. Sie hofft auch, dass ihr die vier Tage für den Formaufbau geholfen haben. «Da waren viele Sachen drin, bei denen ich meine Schwächen habe. Das sollte mir gut getan haben», nickte sie.

Miriam Oeschger musste hinter den beiden Hauptprotagonisten am letzten Tag anerkennen, dass die Stuttgarter Straßenspezialistin Jaqueline Dietrich die Stärkere war. «Sie hat mich am letzten Anstieg von Todtnau hoch überholt, sie war klar stärker», bekannte Oeschger, die aber ihren dritten Gesamtrang souverän behauptete. «Ich bin hochzufrieden mit dem Ergebnis. Damit hätte ich nie gerechnet», so die Niederhofer U23-Fahrerin.

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