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Sabine Spitz fährt auf dem Mountain-Bike-Kurs in Peking 2008.
29.04.2009 11:24
Spitz ist skeptisch gegenüber Scharping-Angebot

Murg-Niederhof (rad-net) - Das Angebot von Rudolf Scharping zur Mitarbeit in einem Athleten-Beirat des Bund Deutscher Radfahrer (BDR) betrachtet Sabine Spitz mit einer gehörigen Portion Skepsis. «Ich habe keine Lust, dass ich hergenommen werde, um Entscheidungen zu legitimieren. Wenn das nur als Alibi dient, wäre es eine zweifelhafte Geschichte», sagte die Mountainbike-Olympiasiegerin. Ein Vier-Augen- Gespräch mit BDR-Präsident Scharping, den die Goldmedaillengewinnerin im Vorfeld der Präsidiumswahl in Leipzig heftig kritisiert hatte, soll Klarheit schaffen.

Rudolf Scharping hatte sich am Wochenende am Rande des Mountainbike- Weltups in Offenburg zunächst telefonisch mit Spitz ausgetauscht und ihre Zustimmung zu einer Zusammenarbeit begrüßt. «Es ist prima, dass Sabine Spitz aktiv mitarbeiten will, wie viele andere. Ich denke, wir sehen uns alle Anfang Juli bei passenden Terminen», so Scharping gegenüber «rad-net». Spitz gehe allerdings mit «gewissen Vorbehalten» in ein noch nicht terminiertes Treffen mit dem ehemaligen Verteidigungsminister: «Als Politiker kann er ja gut und viel reden», so Spitz gegenüber der Deutschen Presse Agentur (dpa). Scharpings Anti- Doping-Kampf hatte Sabine Spitz im Vorfeld der Wahl als «heiße Luft» bezeichnet. Die zunächst ins Auge gefasste Zusammenkunft der beiden im Anschluss an den Weltcup im Offenburg vergangenen Sonntag war nicht zustande gekommen.

Unklar seien die Kompetenzen der Athleten, die Praxis der Treffen und die Zusammensetzung des neuen Gremiums, das Scharping auch als Antwort auf Kritiker ins Leben rufen will. «Wie sollen die Zusammenkünfte aussehen? Ich könnte als Leistungssportlerin nicht alle zwei, drei Monate zum BDR-Sitz nach Frankfurt fahren und anderen Aktiven dürfte es ähnlich gehen», sagte Sabine Spitz. Nach dem Wunsch des BDR- Präsidenten soll im Sommer im Rahmen einer Tagung das weitere Vorgehen abgestimmt werden: «Wir planen, Anfang Juli eine mehrtägige Veranstaltung. Da wird das Leistungssportkonzept weiter entwickelt. Dafür wollen wir auch den erfahrenen Rat von Athleten», so der ehemalige Bundesverteidigungsminister.

Der Rat der Athleten wird dabei ausdrücklich auch für den Anti-Doping- Kampf gesucht, in dem Spitz eine kompromisslose Linie vertritt und sich zuletzt sogar für Handy-Ortung der Athleten durch die NADA aussprach und keine Scheu hat, den Finger auf die Wunde zu legen - auch in ihrer eigenen Sparte. «Wir werden Trainer weiterbilden und wir werden 2010 vorbereiten, einschließlich der Maßnahmen gegen Doping – auch da freuen wir uns auf sachverständigen Rat», so Scharping.

Eine Vertiefung der Zusammenarbeit mit der Nationalen Anti-Doping- Agentur (NADA) wie von Seiten des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), der zum 1. Mai als erster Spitzensportverband seine kompletten Trainings- und Wettkampfkontrollen in die Hände der NADA übergeben hat, sei dabei nicht geplant: «Wir arbeiten sehr eng mit der NADA zusammen. Wir haben der NADA ein Berufungsrecht bei erstinstanzlichen Urteilen gegeben und wir sind einer der wenigen Verbände, die ihr Kontrollkontingent mehr als ausgeschöpft haben. Wir haben keine Sonderregelung gefordert wie in anderen Mannschaftsportarten. Der Radsport hat seine Lektion gelernt. Mehr kann man nicht tun», so Scharping.

Vor dem Hintergrund der «Lex-Fußball» oder der Entscheidung, in Spanien in den Nachtstunden keine Doping-Kontrollen vorzunehmen, bemängelt die 37-jährige Spitz das Ungleichgewicht der Doping- Bekämpfung im internationalen Maßstab. «Ich habe gehört, in Spanien erhalten Athleten, die getestet werden sollen, zwei Tage vorher einen Anruf», sagte Spitz, die in Margareta Fulana eine Haupt-Konkurrentin im Kampf um den Mountainbike-Weltcup aus Spanien in den eigenen Reihen weiß. Sie wünschte sich mehr Druck vom IOC auf «bestimmte Sportarten oder Nationen», die im Anti-Doping-Kampf hinterherhinkten. Sie selbst sei in diesem Jahr im Training erst einmal kontrolliert worden.

Sportlich ist Sabine Spitz im Moment von ihrem Leistungsvermögen aus dem Vorjahr weit entfernt. Bei den ersten beiden von acht Weltcups belegte sie in Kapstadt Rang elf, in Offenburg zuletzt Platz acht. Am Wochenende folgt der nächste Weltcup-Stopp in Belgien. «Vom Trainingslager aus Zypern bin ich mit einer bakteriellen Leber- Entzündung zurückgekommen, die mir weiter zu schaffen macht. Meine Leberwerte sind schon wieder besser, aber die Genesung dauert», meinte Spitz, die sich den «Gesamt-Weltcup noch nicht abgeschminkt» hat. Allerspätestens bis zur WM im September will sie wieder 100 prozentig fit sein, um das «Regenbogen-Trikot angreifen» zu können.

Aus Radsport-Kreisen bekommt Spitz für ihr offensives Auftreten zahlreiche positive Rückmeldungen. «So ein Gehör kann sich nur ein absoluter Weltspitzenathlet verschaffen. Als Mountainbike- Olympiasiegerin leistet Sabine für unseren Sport und damit auch für einen sauberen Weltsport mehr als wir das alle zusammen könnten», so Thomas Schediwie, Landestrainer Mountainbike für die Radsportverbände Baden und Württemberg und Trainer zahlreicher Radprofis.

Spitz hatte mit ihren Äußerungen insbesondere die Fußballer scharf angegriffen: «Es wäre absolut nicht nachvollziehbar, wenn hier mit zweierlei Maß gemessen wird. Es darf keinen Dopingurlaub geben. Die FIFA sitzt auf einem sehr hohen Ross, wenn sie denkt, sie brauche das Dopingproblem nicht ernst zu nehmen. In jeder Sportart gibt es Substanzen, mit denen sich ein Vorteil verschaffen lässt - auch im Fußball», so Spitz.

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