Hamburg (dpa) - Das neue Dopingmittel CERA - ein EPO der dritten Generation - baut sich weniger schnell im Körper ab als seine Vorgänger.
Früher sei EPO ein bis zweimal pro Woche injiziert worden, beim neuen sei dies nur alle zwei bis vier Wochen nötig, erläuterte Dopingforscher Prof. Mario Thevis von der Sporthochschule Köln. Ein Grund sei, dass der Wirkstoff nun an eine Trägersubstanz gebunden ist und das große Molekül weniger schnell verwertet wird. CERA lasse sich mit einem verfeinerten, alten EPO-Test nachweisen und mit einem Verfahren, an dem der Hersteller Hoffmann-La Roche mitgearbeitet habe, sagte Thevis. «Das haben die Sportler wahrscheinlich so nicht erwartet.»
EPO (Erythropoietin) ist ein Hormon, das die Bildung der roten Blutkörperchen stimuliert. Mit EPO als Dopingmittel kann der Körper mehr Sauerstoff in die Muskeln transportieren. Bei EPO der ersten Generation war das Hormon unverändert, bei der zweiten Generation waren einige Bausteine ausgetauscht und bei der dritten Generation wurde es an eine Trägersubstanz gebunden.
Der Wirkstoff CERA (Continuous Erythropoietin Receptor Activator) wurde von Hoffmann-La Roche zur Behandlung von Blutarmut bei Nierenkranken entwickelt und ist unter dem Produktnamen Mircera erhältlich. Als Nebenwirkung führt die Rote Liste der Arzneimittel 2008 unter anderem Bluthochdruck, Kopfschmerzen und Hirnveränderungen an. Und sie gibt die ausdrückliche Warnung: «Missbräuchliche Verwendung durch gesunde Personen kann zu einem exzessiven Anstieg des Hämoglobins führen, der mit lebensbedrohlichen kardiovaskulären (Herzgefäße betreffenden) Komplikationen einhergehen kann.» Nach Auskunft der Sporthochschule wurde Mircera im Juli 2007 in der Europäischen Union als Medikament für Patienten zugelassen.