Teralfene (rad-net) - Während spanische, französische und italienische Fahrer aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus nur noch zu Hause und drinnen trainieren können, hat der Belgier Oliver Naesen von AG2R La Mondiale eine Trainingseinheit von 364 Kilometern absolviert. Der 29-Jährige wollte gemeinsam mit seinem Trainingspartner Maxim Pirard eine große Einheit bewältigen, um die allgegenwärtigen Gedanken um Covid-19 loszuwerden.
«Ich habe das wirklich gebraucht», berichtete der Fahrer «Sporza». «Sobald man auf sein Smartphone oder in den Fernseher schaut, hört und sieht man Dinge über das Coronavirus. Das ist nicht schön. Wir sind zwölf Stunden gefahren und haben eine Pause von 40 Minuten eingelegt. Wir waren dreimal bei einer Bäckerei, um Donuts zu essen.»
Naesen und Pirard sind am Mittwochmorgen um 5:30 Uhr in Teralfene, im Westen von Brüssel, gestartet und kamen 12,5 Stunden später, um 18 Uhr, wieder dort an. Auf der Trainingsplattform ist die Runde durch Flandern, die den östlichen Grenzen des Gebietes folgte, zu sehen. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 30,5 km/h erbrachte Naesen eine Leistung von durchschnittlich 182 Watt.
«Die Intensität war sehr niedrig, wir haben uns bei der Fahrt unterhalten und nie nach einer Kurve beschleunigt», reflektierte Naesen nach der Einheit. «Die gesamte Energie kommt vom Körperfett, deswegen muss man nicht viel essen. Ich war gestern (Mittwoch) nicht hungrig, selbst gestern Abend nicht. Während des Trainings habe ich drei Berliner gegessen und einige Donuts. Ich habe aber auch 8000 Kalorien verbrannt.»
Naesen, der 2017 bereits belgischer Straßenmeister war, ist mittlerweile zu den besten belgischen Klassiker-Fahrern aufgestiegen, nachdem er im vergangenen Jahr bei Mailand-San Remo den zweiten Platz hinter Julian Alaphilippe belegt hat, Dritter bei Gent-Wevelgem und Siebter bei der Flandern-Rundfahrt wurde. Die derzeitige Zwangspause von Wettkämpfen sei jedoch ein Dämpfer für seine guten Leistungen: «Ich bin im Winter-Modus und nehme jeden Tag zu. Als ich gehört habe, dass die Klassiker abgesagt wurden, habe ich sofort entschieden: Okay, es ist Zeit einiges zu verbrennen. Aber ich bin 29. Es ist nicht die Zeit dafür. Ich bin in meinen stärksten Jahren.»
Nach dieser enormen Trainingsfahrt bleibt von Naesen einiges für die kommenden Rennen zu erwarten, doch auch Pirard, der 2018 für Bahrain-Merida als Stagiaire gefahren ist, konnte bei der Einheit einige Ausrufezeichen setzen. Er fuhr bei Strava an zweite Stelle auf dem Belgo-Dutch Segment und wurde Siebter auf dem 200 Meter langen Zandgangklim-Abschnitt.