Sarran (dpa) - Nach der gestrigen Etappe der Tour de France musste Peter Sagan Kritik von allen Seiten einstecken. Der dreimalige Weltmeister Peter Sagan hatte sich bei Tempo 70 mit einem Bodycheck gegen Wout van Aert Platz geschaffen.
«Sprinter sind verrückte Typen, wenn sie um die Positionen kämpfen. Aber es sollte fair zugehen», sagte van Aerts Kapitän und Gelbträger Primoz Roglic. Ex-Weltverbandschef Brian Cookson nannte Sagans Manöver «unverschämt gefährlich». Und André Greipels Teamkollege Hugo Hofstetter sprach von einer Gesundheitsgefährdung. «Bei allem Respekt, den ich vor Dir habe. Hätte ich in dem Moment nicht gebremst, wären ich und andere Jungs jetzt im Krankenhaus», schrieb der Franzose auf Twitter.
Sagan - wegen seiner spektakulären Fahrweise berühmt wie berüchtigt - rechtfertigte sich mit seiner eingeklemmten Position: «Ich musste mich bewegen, um nicht an der Bande hängen zu bleiben.» Dass Werbesäulen aus den Banden herausragten, stützt dabei die Meinung des 30-Jährigen. Die Jury sah das anders, setzte den Superstar auf Platz 85 zurück und zog ihm im Kampf um das Grüne Trikot insgesamt 43 Punkte ab. Wohl auch mit Blick auf die vielen Stürze und den schlimmen Crash von Fabio Jakobsen bei der Polen-Rundfahrt gab es keine Nachsicht. Die 500 Franken Strafe waren da noch eher zu verschmerzen. Genauso wie die 200 Franken für van Aert, der dem Slowaken den Mittelfinger zeigte und später berichtete, dass eine Konversation mit Sagan «sehr schwer» war.
Sagan und die Kommissäre der Tour werden wohl nicht mehr Freunde. 2017 war er sogar komplett ausgeschlossen worden, nachdem er fälschlicherweise beschuldigt wurde, auf der vierten Etappe den Ellbogen gegen Mark Cavendish ausgefahren zu haben. Der Fall beschäftigte sogar den Internationale Sportgerichtshof CAS, der den Ausschluss später auch als unrechtmäßig einstufte. Es führte aber dazu, dass Sagan das einzige Mal in den vergangenen acht Jahren nicht das Grüne Trikot in Paris gewann.
Das könnte ihm nun wieder passieren. Statt fünf Punkte betrug der Rückstand vor der zwölften Etappe bereits 68 Zähler. Und dass ausgerechnet sein Ex-Teamkollege Sam Bennett, der bei Bora-hansgrohe immer im Schatten von Sagan stand, ihn nun ablösen könnte, passt irgendwie zur Situation. Seit 14 Monaten wartet die einstige Siegmaschine auf einen Sieg.