Berlin (dpa) - Der vierfache Tour-Etappen-Sieger Marcel Kittel glaubt trotz der Doping-Problematik an eine Zukunft des Radsports in Deutschland.
«Ich bin mir sicher, dass es möglich ist, die ehemaligen Fans zumindest teilweise wieder vor den Fernseher zu holen, wenn wir über Erfolge reden können und nicht nur über die positiven Tests und Skandale von früher», sagte der Top-Sprinter in einem Interview für die Oktober-Ausgabe des Magazins «Tour». Der 25-Jährige geht davon aus, «dass es wieder ein deutsches Profiteam geben wird». Auf der World Tour startet derzeit kein deutsches Radteam mehr.
Der Fahrer der Mannschaft Argos-Shimano sprach sich erneut für ein Anti-Doping-Gesetz in Deutschland aus. «Es muss ein Signal geben, was das Strafrecht angeht: Doping ist so, wie sich im Supermarkt die Taschen vollzumachen und durchs Hintertürchen abzuhauen», verdeutlichte Kittel und bemängelte, dass ein Betrüger im Sportrecht «nach zwei Jahren munter weitermachen kann».
Durch die Strapazen auf der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt habe er viel über sich gelernt. «Gerade, wenn man am liebsten anhalten und das Rad wegschmeißen würde, dann ist man an einem Punkt, an dem man tief in sich hineinschauen kann», meinte Kittel. Er sage sich dann: «Ich bin vielleicht am Arsch, aber ich reiße mich jetzt zusammen.» Das sei reine Kopfsache, man dürfe nicht nachgeben. Sein früherer Trainer Merijn Zeeman habe ihm viel über Selbstreflexion beigebracht. «Das Wissen um die eigene normale Reaktion hilft dabei, stur zu schalten, wenn man eigentlich aufgeben will.»