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Manuel Fumic wird am Sonntag beim olympischen Mountainbike-Rennen an den Start gehen und will für eine Überraschung sorgen. Foto: Erhard Goller
19.08.2016 16:22
Fumic vor olympischem MTB-Rennen: «Werde versuchen, bestes Rennen des Jahres zu fahren»

Rio de Janeiro (rad-net) - Den bisherigen Saisonverlauf hatte sich Manuel Fumic (Cannondale Factory Racing) ganz anders vorgestellt. Doch das alles zählt bei den Olympischen Spielen nicht mehr, sagt Fumic und erklärt im Interview was er im ersten Halbjahr vergessen hatte und worauf es für ihn jetzt ankommt.

Manuel, was sind die Faktoren, die uns für Sonntag Hoffnung auf ein gutes Rennen von dir machen können? «Das sind meine vierten Spiele – das hört sich ganz schön krass an – und dass ich mit einer gewissen Ruhe reingehe, fokussiert und auf der anderen Seite, dass ich viel gemacht habe in der Vorbereitung, vom Training her. Das Wichtigste vielleicht: Ich freue mich wahnsinnig auf das Rennen. Das ist gepaart mit meiner Erfahrung vielleicht eine gute Mixtur, um erfolgreich das Rennen zu beenden. Ich weiß, dass im Vorfeld nicht die Ergebnisse da waren, die ich mir erhofft habe. Aber Groß-Ereignisse haben immer ihre eigenen Regeln.»

Wie kommst du mit der Strecke zurecht? «Ich fühle mich sehr wohl darauf. Sie ist schnell, man muss dicke Gänge treten können, das liegt mir.»

Was wäre ein gutes, ein erfolgreiches Rennen für Dich? «Dass ich im Ziel zufrieden mit meiner Leistung bin, dass ich für mich ein gutes Rennen gefahren bin. Ich muss schmunzeln, wenn ich im Vorfeld die Berichterstattung sehe. Natürlich läuft es immer auf die Resultate hinaus. Aber man muss auch sehen, was der Sportler und sein Umfeld getan hat, um überhaupt hier zu sein. Das sollte auch eine Rolle spielen.»

Du bist mit anderen Vorstellungen in die Saison gestartet. «Ja, ich war Weltranglisten-Dritter und jetzt bin ich etwas abgerutscht. Es ist witzig, wie schnell jemand dann abgeschrieben wird. Klar werden die Ergebnisse heran gezogen, um eine Prognose abzugeben. Aber ich glaube, dass es bei Groß-Ereignissen auch Überraschungen geben kann.»

Denkst du, dass du zu einer Überraschung fähig bist? «Ich will jetzt nicht sagen, dass ich die Überraschung sein werde, sondern meine damit, dass es einfach ein anderes Rennen ist. Was vorher war, zählt dann nicht mehr. Das versuche ich mir als Sportler klar zu machen, um mich zu motivieren. Ich könnte ja Trübsal blasen und sagen, die ganze Saison war schlecht und ich habe keine Chance bei Olympischen Spielen. Aber das sehe ich gar nicht so. Ich werde versuchen das beste Rennen des Jahres zu fahren. Am Ende des Tages will ich sagen, dass ich alles rausgeholt habe. Sicher, wenn ich ein paar Rennen weiter vorne beendet hätte, wäre sie anders ausgefallen, die Zielsetzung. Aber vielleicht ist das auch gar nicht so schlecht. Hinten anstellen, muss ich mich jedenfalls nicht.»

Wie ist das zu verstehen? «Hmm, viele sind nervös. Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, wenn ich nicht so den Druck habe, wenn niemand von mir eine Medaille erwartet.»

Machst du dir denn selber Druck? «Einen gesunden Druck, ja, aber nichts was mich fertig macht.»

Und was die Zukunft angeht? «Nein, überhaupt nicht. Es wird ja nicht an einem Rennen die Zukunft aufgehängt. Da ist die ganze Saison wichtig und du selbst als Persönlichkeit spielst auch eine Rolle. Ich mache mir keine Sorgen.»

Die drei Tage in Petropolis, welche Rolle haben die in der Vorbereitung gespielt? «Durchatmen, rauskommen aus dem Trubel, Ruhe finden. Ich weiß das zu schätzen. Wenn du zum ersten Mal bei den Spielen bist, dann nimmst du das auf, es freut dich, aber es stresst dich auch. Das merkst du aber erst im Nachhinein. Nach der Anreise am Dienstag wusste ich genau was ich mache. Ich bin eigentlich total entspannt und freue mich, dass ich die Ruhe gefunden habe, die mir während der Saison gefehlt hat.»

Dieses Entspannt-Sein ist das eine neue Qualität? «Nein, gar nicht. Das kennt man ja von mir, die lockere Art, die man mir nachsagt. Aber dieses Jahr war es nicht so, dass ich wiiirklich locker war. Ich hatte immer das Gefühl, ich bin meiner Form oder den Ergebnissen nachgejagt. Die Form war ja da, die Werte haben es gezeigt. Deshalb war ich auch immer zuversichtlich. Aber ich habe eine Komponente vergessen, der Kopf, der bei mir die entscheidende Rolle spielt. Und der hat dieses Jahr zu wenig Ruhe bekommen.»

Wie ist es dazu gekommen? «Du kennst ja unseren Terminplan. Wenn man den liest, dann sieht das so einfach aus. Aber das in der Saison umzusetzen, ist schwierig. Als Sportler nimmst du dir immer viel vor, bist ehrgeizig. Und wenn es dann nicht läuft…, ich habe mich selber in so eine Negativ-Spirale hinein manövriert und bin nicht wieder richtig rausgekommen. Ich habe immer von einem Wochenende zum nächsten gehofft, dass es besser wird.»

Du hast wiederholt gesagt, dass du dich körperlich sehr fit fühlst. Auch das Training in Kanada ist sehr gut verlaufen. Es geht also vor allem um die mentale Komponente? «Ja. Ich habe akzeptiert, dass das Saison war sie eben war und einen Punkt gemacht. Ich kann es ja nicht mehr ändern. Es ging darum, zu entschleunigen. Nicht die ganze Zeit an Ergebnisse und an die Olympischen Spiele zu denken. Jetzt da rein zu gehen und zu denken, ich habe alles falsch gemacht und jetzt will ich es allen noch mal beweisen, das wäre der falsche Ansatz. Das habe ich das ganze Jahr gemacht. Meine besten Rennen bin ich gefahren, wenn ich meine Lockerheit hatte. Und genau damit versuche ich am Sonntag ins Rennen zu gehen. Das ist mir gelungen, in Mont Sainte Anne war es in der vergangenen Woche schon richtig gut.»

Um die Olympischen Spiele wird ein riesiger Hype gemacht. Du hast schon drei davon erlebt. Ist es gerechtfertigt, dass sie so wichtig genommen werden? «Ich kann nur von mir sprechen, es ist vielleicht auch für jede Sportart ein bisschen anders. In der Mountainbike-Szene haben die Weltcups einen so hohen Stellenwert, dass Olympia halt ein Bonus ist. Alle vier Jahre. Natürlich ist es was Schönes, wenn Du mit der Olympia-Mannschaft auftrittst. Aber für mich persönlich ist es immer nur Hype, wenn ich unmittelbar hier bin. Aber davor sage ich nicht, es ist mein Ein und Alles. Jeder fährt die gleichen Rennen und Olympia ist ein Bonus. Wer bis dato vorne war, wird auch bei Olympia vorne sein. Es belohnt diejenigen, die harte Arbeit geleistet, sich qualifiziert haben. Eine Medaille in der Hand zu halten, ist natürlich schön. Wer weiß ob es in vier Jahren wieder so ist.»

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