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Nach nur zwei Tour-Etappen in Gelb: Mathieu van der Poel. Foto: Stephane Mahe/Reuters Pool/AP/dpa
28.06.2021 10:33
Van der Poel löst Versprechen ein: Opa wäre «stolz gewesen»

Pontivy (dpa) - Als Mathieu van der Poel im November 2019 am Grab seines berühmten Großvaters Raymond Poulidor stand, gab er ein Versprechen ab.

Er wolle wie Opa sein und die Fans glücklich machen, berichtete seine Mutter Corinne später. Und schon an seinem zweiten Tag bei der 108. Tour de France hatte der niederländische Radstar sein Wort gehalten. Und wie! Van der Poel holte sich an der Mûr-de-Bretagne nicht nur den Etappensieg, sondern auch das Gelbe Trikot.

Tour-Legende Poulidor hätte seine wahre Freude gehabt. «Es ist schade, dass er nicht mehr da ist. Ich könnte mir vorstellen, dass Opa sehr stolz gewesen wäre. Es wäre ein schönes Foto gewesen», sagte Van der Poel im strahlend leuchtenden Gelben Trikot.

Dieses verflixte Trikot - auch bekannt als «Maillot jaune». Wie sehr ist Poulidor dem gelben Stoff in den 60er und 70er Jahren hinterhergejagt. Acht Mal stand er in Paris auf dem Podium, aber nie ganz oben. Nicht einen Tag trug Poulidor bei seinen 14 Tour-Teilnahmen das Gelbe Trikot.

Sein Name gilt in Frankreich als Synonym für den ewigen Zweiten. Und trotzdem wurde «Poupou» - wie er gerufen wurde - geliebt und verehrt, viel mehr als sein Rivale und Fünffach-Sieger Jacques Anquetil. Noch im hohen Alter gehörte Poulidor dem Tour-Tross an, ironischerweise für den Sponsor des Gelben Trikots. «Irgendwann wird Mathieu die Tour de France gewinnen», sagte Poulidor dann den Gästen.

Irgendwann war ein bisschen schon am Sonntag, auch wenn Van der Poel aufgrund seiner physischen Eigenschaften wohl nie die Tour gewinnen wird. Dass er Julian Alaphilippe an der Spitze der Gesamtwertung abgelöst hat, haben ihm die Franzosen verziehen. Er ist ja quasi einer von ihnen. Als Kind war Van der Poel in den Sommerferien mit seinem Bruder David immer bei seinem Großvater im Limousin, zu Weihnachten kam Poulidor dann zu Besuch.

Dann konnte er sich vom Talent seines Enkels selbst überzeugen. Denn Van der Poel ist ein Alleskönner. Im Winter kämpfte er sich bei den Cross-Rennen durch den Schlamm. Vier Mal gewann der 26-Jährige schon den WM-Titel, zuletzt drei Mal in Serie. Die Rennen auf der Straße langweilen VdP ein wenig. «Ich muss gewinnen, wenn ich der Beste bin», sagte der Jungstar der «L'Equipe». Er wolle nicht so sehr von anderen - sprich dem Team - abhängig sein.

Dabei sticht er auch in einem mittelmäßigen Team - der Rennstall Alpecin-Fenix zählt nicht zu den besten Teams - deutlich heraus. 2019 gewann er das Amstel Gold Race, 2020 die Flandern-Rundfahrt und in diesem Jahr das Schotterrennen Strade Bianche. Dazu holte er dank seiner Explosivität zahlreiche Etappen bei Rundfahrten, der Tour-Erfolg war da nur logisch.

Nach der Frankreich-Rundfahrt tauscht Van der Poel die Rennmaschine gegen das Mountainbike. Bei Olympia will er im Cross-Country Gold gewinnen. Dass er es kann, hat er mit dem EM-Titel 2019 und diversen Weltcup-Erfolgen bewiesen. Tokio ist auch der Grund, warum er in den nächsten Wochen nicht ans Limit gehen will. «Es ist meine erste Tour, und ich würde sie gerne in Paris beenden. Aber ich will nicht meine Chancen bei Olympia ruinieren.»

Der Siegeshunger treibt Van der Poel an, der die Radsport-Gene nicht nur von seinem Großvater hat. Sein Vater Adrie war auch Radprofi, gewann zwei Tour-Etappen und trug 1984 sogar für einen Tag das Gelbe Trikot. «Er hat es nur ein oder zweimal aus der Kiste geholt», erzählte der Oranje-Star. Überziehen durfte es sich Van der Poel als Kind nicht. Das müsse er sich verdienen. Das hat er am Sonntag gemacht. «Poupou» wäre sicher stolz gewesen.


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