Brest (rad-net) - Der belgische Fahrer Wout van Aert fährt in den ersten Tagen der Tour de France auf eigene Ergebnisse. In einer Pressekonferenz seiner Mannschaft Jumbo-Visma verkündete der 26-Jährige, bis zum Zeitfahren der fünften Etappe Freiheiten für eigene Ziele zu haben, bevor er sich im weiteren Verlauf der Frankreich-Rundfahrt in den Dienst seines Teamkapitäns Primož Roglič stellen wird.
«Ich denke, es ist für alle klar, dass ich am besten am Eröffnungswochenende einen Etappensieg oder ein bestmögliches Ergebnis erzielen kann», berichtete Van Aert aus dem Teamhotel in der Bretagne. «Es ist aber auch klar, dass das Team mit einem großen Ziel hier ist und das ist, mit Primož die bestmögliche Gesamtplatzierung zu erreichen. Dieses große Ziel werden wir nie aus den Augen verlieren. Ich sehe da keine Probleme, aber auf der anderen Seite bin ich frei, mich im Finale zu platzieren.»
Van Aert war im Mai in seinen Tour-Vorbereitungen unterbrochen worden, als er seinen Blinddarm operativ entfernen lassen musste. Zunächst spielte der Fahrer danach seine Hoffnungen für die diesjährige Frankreich-Rundfahrt herunter, doch mit seinem Sieg bei den belgischen Meisterschaften vergangenen Sonntag, scheint die Motivation des Profis einen neuen Schub bekommen zu haben. «Wenn ich mir die Zahlen vom letzten Sonntag anschaue, war es der bisher beste Sprint der Saison», blickte Van Aert auf seine Leistungen im Finale der Meisterschaft zurück, in dem er Edward Theuns (Trek-Segafredo) und Remco Evenepoel (Deceuninck-Quick Step) schlug. «Ich bin zufrieden mit meiner Leistung am Sonntag. Ich war vorher skeptisch, aber ich habe während des Rennens viel Selbstvertrauen gewonnen. Ich hoffe, dass ich auf internationaler Ebene hier bei der Tour in den kommenden Tagen auch stark genug bin, um im Finale zu sprinten.»
Besonders in den ersten fünf Etappen des Rennens will Van Aert alles geben, um eventuell in den Genuss zu kommen, das Gelbe Trikot zu tragen: «Auf den ersten Etappen kommt es automatisch, mit guten Ergebnissen, und wenn man in Gesamtklassement nah dran ist. Ich denke, es ist der Traum eines jeden Fahrers, das Gelbe Trikot zu tragen. [...] Ich denke, bis zum Zeitfahren habe ich gute Chancen, nah dran zu sein, und deshalb ist das etwas, was mich beschäftigt.»
Seine persönlichen Chancen schätzte der Fahrer dabei noch sehr vage ein: «Ich habe die Etappen bisher nur online gesehen. Ich denke, wir werden heute oder morgen Etappe 1 erkunden. So wie ich das sehe, wird es den ganzen Tag über eine knifflige Strecke und es gibt einige knackige Anstiege. [...] Wir erwarten den ganzen Samstag über ein hohes Tempo und das Überleben des Stärkeren bei den Schlusssprints, denn es geht bergauf und es wird nur um das Timing gehen und darum, noch etwas Energie übrig zu haben. Normalerweise passt das zu mir, aber es wird definitiv hart.»
Nach den ersten Tagen wird sich der Belgier dann in den Dienst von Kapitän Roglič stellen. Der Slowene hat in den vergangenen Monaten auf Rennen verzichtet, um sich in verschiedenen Trainingslagern optimal auf die Tour vorzubereiten, ein Vorteil, so hofft Van Aert: «Wir haben volles Vertrauen in unseren Anführer. [...[ Es bleibt immer ein kleines Fragezeichen, weil man nie weiß, wie man auf das Renngefühl reagiert, aber er wird mit Sicherheit ganz frisch am Start stehen und das wird hoffentlich am Ende des Rennens ein Vorteil sein.»