Charleroi (rad-net) - Nach der knappen Niederlage beim Amstel Gold Race hat Tom Pidcock verkündet, beim heutigen Flèche Wallonne «Vollgas» geben zu wollen. Der Fahrer von Ineos Grenadiers will damit ein weiteres Fotofinish vermeiden, nachdem er am vergangenen Sonntag einen ersten Sieg bei einem Ardennenklassike. um gerade einmal 0,004 Sekunden verpasst hatte. Pidcock war bereits kurz nach seinem WorldTour-Debüt Mitte Februar aufgefallen, als er beim Klassiker Kuurne-Brüssel-Kuurne den dritten Platz belegte. Den Winter zuvor hatte der Brite noch bei Crossrennen mit Van Aert und Mathieu van der Poel gewetteifert, nur um kurz darauf auch auf der Straße die Kräfte mit den beiden Multitalenten zu messen. Obwohl dabei kaum einer darauf gewettet hatte, dass der 21-Jährige das Niveau seiner Konkurrenten mithalten könnte, zeigte Pidcock seine Stärke und landete auch bei Strade Bianche und Mailand-San Remo eine Topplatzierung.
Bei der Flandern-Rundfahrt ließ die Leistung des Straßen-Neulings dann kurzfristig nach, bevor er vergangenen Mittwoch bei Brabantse Pijl schließlich den ersten Sieg der Saison einfahren konnte. Auch am Sonntag fuhr der Brite beim Amstel Gold Race ein starkes Rennen, das allerdings nach dem Fotofinish und der dadurch denkbar knappen Niederlage gegen Van Aert, einen eher enttäuschenden zweiten Platz für den Fahrer bedeutete. «Wir wussten, dass Tom gut ist, aber wir haben sicherlich nicht diese beiden letzten Ergebnisse erwartet», erklärte Ineos-Sportdirektor Servais Knaven im Gespräch mit «Het Nieuwsblad». «Nach dem Amstel hat er sofort gesagt: 'Ich habe einen Fehler gemacht. In dem Moment als Van Aert angegriffen hat, habe ich zurückgeschaut.' Das wird Tom nicht noch einmal passieren. Er ist begierig darauf, zu lernen, weshalb er auch so rasante Fortschritte macht.»
Auch aus dem vermeintlichen Fehler beim Finish des Amstel Gold Race scheint der Fahrer bereits gelernt zu haben, denn in den sozialen Netzwerken erklärte er, beim Flèche Wallonne «Vollgas» geben zu wollen, «damit kein fehlplatziertes Foto-Finish notwendig ist.»
Der Flèche Wallonne wird das letzte Rennen von Pidcocks Frühjahrssaison sein, bevor sich der Fahrer zurückzieht, um sich auf das Mountainbike-Event der Olympischen Spiele in Tokio vorzubereiten. Eine Rückkehr zur Straßensaison wird erst Ende Juni zur Österreich-Rundfahrt erwartet. Anfang Oktober könnte der Brite dann sogar bei Paris-Roubaix antreten, so Knaven: «Roubaix war ursprünglich nicht in seinem Kalender, aber es wäre schön, wenn wir das Rennen im Oktober probieren könnten.»
Für dem Flèche Wallonne rechnete der Sportdirektor seinem gerade einmal 50 Kilogramm schweren Talent eine besondere Chance aus. Das geringe Gewicht, die hohe Explosivität und die guten Kletter-Fähigkeiten, kombiniert mit den Stärken des Cyclo-Cross machten Pidcock zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten für den Ardennenklassiker: «Vielleicht liegt ihm der Anstieg am besten. Es ist eine Forschungsreise, aber sein Gewicht ist ein großer Vorteil. Und die Länge des Anstiegs, die Dauer der Leistung, ist einfach ideal für Tom.»