Penzberg (rad-net) - Perfekter Start: Sein erster Einsatz bei der Bayern Rundfahrt hat Sprintstar Alessandro Petacchi gleich seinen ersten Sieg gesichert. Der 38-jährige Italiener im Trikot des Teams Lampre-ISD setzte sich nach 215,7 Kilometern und 5:29:01 Stunden vor dem Australier Allan Davis vom Team Orica GreenEdge und dem Weißrussen Yauheni Hutarovich aus der französischen Mannschaft FDJ-Big Mat durch. Bester Deutscher auf der Etappe von Traunstein aus dem Herzen des Chiemgaus hinüber in den Pfaffenwinkel wurde Nachwuchsmann John Degenkolb vom Team Argos-Shimano als Vierter. Damit ist Petacchi auch erster Mann im Gelben Trikot der Volksbanken Raiffeisenbanken. «Ein großes Kompliment an mein Team, wir waren die letzten zwei Kilometer komplett vorne und haben in der letzten Kurve die richtige Linie gehabt. Dann hatte ich die perfekte Position und konnte mit der richtigen Form das Rennen erfolgreich abschließen. Das war ein echt guter Sprint und ich bin sehr glücklich», so der Italiener, mit 22 Etappensiegen beim Giro d‘Italia, 20 Etappen bei der Vuelta und sechs bei der Tour de France einer der erfolgreichsten Sprinter der Welt.
Als bester Sprinter geht allerdings der Franzose David Boucher aus dem Team FDJ-Big Mat im Blauen Trikot der SDK in die zweite Etappe. Der 32-Jährige räumte in den Zwischensprints entsprechend ab und führt in der Sprintwertung mit sechs Punkten vor Petacchi mit fünf Zählern. Erster Träger des Weißen Trikots mit den bunten Würfeln unter dem Patronat der Clear Group, das den besten Bergfahrer auszeichnet, ist der Leipziger Steffen Radochla aus dem Team NSP-Ghost, der ebenso in der Spitzengruppe unterwegs war wie Alexander Schmitt vom Team Nutrixxion-Abus, der erster Spitzenreiter in der Nachwuchswertung um das Weiße Trikot der R+V-Versicherung ist.
«Jetzt ist das Ziel, das Trikot so lange wie möglich zu verteidigen», so der 22-jährige Schmitt. Für Steffen Radochla war die Etappe wohl eine als Sprinter seltene Gelegenheit, ins Bergtrikot zu fahren: «Ich hatte die Möglichkeit, also habe ich alles gegeben. Als am Ende wieder voll gefahren wurde im Feld, hatten wir bei Gegenwind leider keine Chance durchzukommen. Aber es war trotzdem ein großartiges Rennen, hier wo die ganzen Stars dabei sind», so der Leipziger, der sich auch für die zweite Etappe viel vorgenommen hat: «Hier sieht man, wo man steht. Vielleicht versuche ich mal, Alessandros Hinterrad zu erwischen. Morgen werden die Berge ja nicht ganz so hoch, da werden wir uns eine neue Taktik überlegen. Aber wenn man erst einmal in einem Trikot ist, muss man natürlich sehen, es zu verteidigen.»
Über den größten Teil der Distanz wurde die Mammut-Auftaktetappe der Bayern Rundfahrt durch eine zunächst vierköpfige Spitzengruppe bestimmt. Wenige Kilometer nach einem Angriff des 32-jährigen Franzosen Boucher schlossen Schmitt, Sprinter Radochla sowie Zeitfahr-Spezialist Jasha Sütterlin aus Breisach auf. Maximal fuhr das Quartett mit einem Vorsprung von 14:40 Minuten vor dem Feld. Am Sudelfeld, auf über 1000 Metern Höhe das Dach der Tour, hatte dann allerdings zunächst Schmitt Probleme und musste seine drei Fluchtgenossen ziehen lassen.
Unter Führung zunächst der Mannschaften Argos-Shimano und Orica GreenEdge erhöhte das Feld dann das Tempo und verringerte den Abstand in der Anfahrt auf Penzberg immer weiter. Rund 35 Kilometer vor dem Ziel setzten sich nach dem Zusammenschluss dann nochmals drei Fahrer ab. Das Trio mit dem Frankfurter Björn Thurau aus der Mannschaft Europcar, Markus Fothen aus Kaarst im Trikot der Mannschaft NSP-Ghost und NetApp-Profi Michael Schwarzmann aus Kempten fuhr auf der Finalrunde in Penzberg maximal 1:05 Minuten vor dem Feld. Unter Führung von GreenEdge um Olympiasieger Stuart O‘Grady, Argos-Shimano sowie zunehmend Lampre-ISD hatten die Ausreißer aber keine Chance und wurden auf der letzten 7,9 Kilometer langen Schleife durch Penzberg wieder gestellt.
Die zweite Etappe der Bayern Rundfahrt führt am Donnerstag über 195,6 Kilometer von Penzberg nach Kempten. Start ist um 10.45 Uhr auf der Bahnhofstraße, die Zielankunft auf der Kotterner Straße in Kempten wird gegen 15.45 Uhr erwartet. Auf der Allgäu-Etappe warten in Oberellegg und Knottenried gleich zwei Bergwertungen der ersten Kategorie. Sprintwertungen sind für Pfronten, Oy-Mittelberg und Kempten vorgesehen. Eine ganz besondere Etappe wird das Rennen für Michael Schwarzmann vom deutschen Team NetApp. Der 20-Jährige ist in Betzigau nur knapp acht Kilometer vom Etappenziel zu Hause und fuhr bis zu seinem Wechsel zu den Profis beim RSC Kempten. Sein Tipp für das Rennen: «Wer nach der letzten Bergwertung den Anschluss verloren hat, wird es schwer haben, bis zum Ziel nochmal nach vorne zu kommen. Für mich als Sprinter wird das ein richtig hartes Ding.» Ebenfalls unweit seiner Haustür kommt Jonas Schmeiser am Donnerstag vorbei. Die zweite Bergwertung des Tages liegt nur knapp 20 Kilometer von seinem Heimatort Oberstaufen entfernt.