Ponferrada (rad-net/dpa) - Der Pole Michael Kwiatkowski ist neuer Straßen-Weltmeister der Männer. Mit einem beherzten Angriff setzte sich Kwiatkowski noch vor dem letzten Anstieg vom restlichen Feld ab und gewann mit knappem Vorsprung als Solist. Dahinter sprinteten Simon Gerrans aus Australien und der Spanier Alejandro Valverde auf die Plätze zwei und drei. John Degenkolb belegte den neunten Platz.
«Ich bin meinen Teamkollegen sehr dankbar. Sie haben toll für mich gearbeitet. Ich habe mich vom Start weg gut gefühlt und so war es unsere Taktik von vorne zu fahren. Es ist unglaublich, ich kann es noch gar nicht fassen», so Kwiatkowski, der für den ersten polnischen Sieg in der 87-jährigen WM-Geschichte sorgte.
Die Entscheidung fiel rund sechs Kilometer vor dem Ziel, als Kwiatkowski alleine attackierte. Der Teamkollege von Tony Martin bei der belgischen Omega Pharma-Quick Step-Mannschaft nahm als Erster den Anstieg und ließ sich auch auf der Abfahrt nicht mehr einholen. Degenkolb, der immer gut im Hauptfeld platziert war, musste am letzten Berg ein wenig den Kontakt abreißen lassen und erreichte mit der zweiten Verfolgergruppe das Ziel.
Bei immer wieder einsetzenden Regen ging es am Sonntag auf den letzten fünf von 14 Runden richtig zur Sache. Zunächst sorgte die italienische Fraktion um Tour-de-France-Sieger Vincenzo Nibali für eine deutliche Tempoverschärfung. Dann ergriff Martin die Initiative und zeigte eine starke Trotzreaktion, nachdem er am Mittwoch noch von Bradley Wiggins als Zeitfahr-Weltmeister entthront worden war.
Gut 60 Kilometer vor dem Ziel attackierte der Deutsche mit dem Hochgeschwindigkeitsmotor und fuhr zwischenzeitlich einen Vorsprung von einer halben Minute heraus. Nach 20 Kilometern an der Spitze musste Martin mit einem Lächeln im Gesicht sein Unterfangen einstellen. Zu der Zeit hatte sich das deutsche Team arg dezimiert. André Greipel, Christian Knees, Paul Voss und Johannes Fröhlinger beendeten das Rennen vorzeitig.
Degenkolb war dagegen im Hauptfeld immer gut positioniert. In den vergangenen Tagen hatte es ein Rätselraten um die Form des WM-Vierten von 2012 gegeben. Schließlich hatte Degenkolb erst vor gut einer Woche das Krankenhaus verlassen, nachdem er wegen eines entzündeten Lymphknotens mit der Größe eines Tischtennisballs außer Gefecht gesetzt worden war.