London (dpa) - Nach einem Finale furioso ist der Berliner Roger Kluge nach acht Jahren wieder zu einer WM-Medaille gerast. Der Olympia-Zweite von Peking holte sich bei den Bahnrad-Titelkämpfen in London nach einem hochdramatischen Punktefahren den zweiten Platz im Omnium.
Kluge musste sich dabei nach sechs Disziplinen mit 191 Zählern nur dem punktgleichen kolumbianischen Titelverteidiger Fernando Gaviria Rendon geschlagen geben. Dritter wurde der Australier Glenn O'Shea, der ebenfalls 191 Punkte aufwies.
«Ich bin glücklich über Silber, auch wenn am Ende nicht viel zum WM-Titel gefehlt hat. Das große Ziel kommt im Sommer. Ich freue mich, wenn ich die Jungs bei Olympia wiedersehe. Da habe ich noch eine Rechnung offen», sagte Kluge und ergänzte: «Das waren zwei lange Tage. Das werde ich in den nächsten Tagen spüren.»
Rendon hatte am Ende gegenüber Kluge die Nase vorn, weil er im letzten Sprint vor dem Deutschen ins Ziel gekommen war. Kluge war auf Position sechs liegend in den letzten Wettkampf gegangen, kämpfte sich aber durch zwei Rundengewinne wieder nach vorne. Der britische Superstar Mark Cavendish, der nach sieben Jahren auf die Bahn zurückgekehrt ist, ging dagegen mit 161 Zählern auf dem sechsten Platz leer aus.
Für Kluge war es indes die erste WM-Medaille seit den Titelkämpfen 2008 in Manchester. Nun bescherte er dem Bund Deutscher Radfahrer bereits die sechste Medaille auf der Olympia-Bahn in der englischen Hauptstadt.
Und das nächste Edelmetall kündigt sich auch schon an. Olympiasiegerin Kristina Vogel liegt auch in ihrer dritten Disziplin klar auf Medaillenkurs. Die 25 Jahre alte Erfurterin zog souverän ins Sprint-Viertelfinale ein und trifft dort auf die Neuseeländerin Natasha Hansen. Vogel hatte zuvor schon bei der WM Bronze im Teamsprint mit Miriam Welte (Otterbach) geholt und den Titel im Keirin gewonnen. Im Sprint könnte sie nun ihr achtes WM-Gold einfahren.
Vogel bezwang im Viertelfinallauf die elfmalige Weltmeisterin Anna Meares aus Australien, die über den Hoffnungslauf aber noch weiterkam. Für Welte und WM-Debütantin Emma Hinze (Cottbus) war unterdessen im Sechzehntelfinale Endstation.
Den Sprint der Männer gewann unterdessen der Brite Jason Kenny gegen den Australier Mathew Glaetzer in drei knappen Läufen. Bronze holte sich der Russe Denis Dmitriew.
Das Punktefahren der Frauen wurde unterdessen von einem sschweren Sturz der Irin Caroline Ryan überschattet. Die 36-Jährige kam am Samstag wenige Runden vor Schluss nach einer Kollision dreier Fahrerinnen zu Fall und blieb minutenlang regungslos liegen. Anschließend wurde die WM-Dritte im Punktefahren von 2012 auf einer Trage abtransportiert.
In einer ersten Diagnose bestand bei Ryan der Verdacht auf einen Schlüsselbeinbruch. Zugleich stellten die Ärzte sicherheitshalber den Nacken ruhig.
Stephanie Pohl verpasste in dem Rennen über 100 Runden die erfolgreiche Titelverteidigung und wurde mit sieben Punkten Sechste. Den Sieg holte sich die Polin Katarzyna Pawlowska mit 15 Zählern vor Jasmin Glaesser aus Kanada (14) und der Kubanerin Arlenis Sierra Canadilla (14).
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