Köln (dpa) - Juan José Haedo hat dem Kraftpaket André Greipel in Köln die Show gestohlen: Der 29-jährige Argentinier vom dänischen Saxo-Bank-Team gewann die 94. Auflage des Klassikers «Rund um Köln» im Massensprint vor dem Topfavoriten André Greipel aus Rostock und dem Italiener Enrico Rossi.
Nach insgesamt 198 Kilometern war der Sieg im Finish für Haedo, der an gleicher Stelle bereits vor drei Jahren triumphiert hatte, eine relativ klare Angelegenheit. Greipels verbissener Kampf um die Tour-de-France-Nominierung in seinem Team geht weiter. Die unerwartete Niederlage kommentierte Greipel mit versteinerter Miene. «Nein - die drei Wochen Pause vor dem Rennen haben mir nicht geschadet. Ich habe mich gut gefühlt. Leider gibt es im Sprint immer Unvorhersehbares. Ich habe von Haedo eine kleine Welle gekriegt und musste zwei, drei Tritte auslassen. Aber trotzdem gratuliere ich ihm. Er war stark», sagte Greipel, dessen Team im Rennen durch das Bergische Land alles dafür getan hatte, dass es zu einer Massenankunft kam. «Wir wollten heute unbedingt gewinnen», meinte der Rostocker.
Nach den Wirren der vergangenen beide Jahre fand die Traditionsveranstaltung diesmal wieder unter gewohnten Bedingungen statt. 2008 war «Rund um Köln» wegen Schneefalls abgesagt worden. Im Vorjahr waren auf Wunsch des übertragenden TV-Senders WDR nur National-Teams am Start - und die Stars blieben fern. «Wir hatten wieder so viele Zuschauer wie bei Jan Ullrichs Sieg 2003 - Hunderttausende», sagte Veranstaltungs-Chef Artur Tabat.
Der Beginn des Rennens war bei idealen Witterungsbedingungen geprägt von einer fünfköpfigen Ausreißergruppe, die allerdings 60 Kilometer vor dem Ziel mit ihren Kräften am Ende war. Danach versuchten es weitere Ausreißer. Aber die Teams der starken Sprinter waren auf der Hut und ließen die «Flüchtlinge» nur in überschaubarem Rahmen weg. Die letzten 4000 Meter nahm das Feld geschlossen in Angriff. Greipel hatte keinen direkten Anfahrer mehr und im Finish gegen Haedo die schlechteren Karten. «Das Rennen liegt mir. Ich habe mich nur auf Columbia und Greipel konzentriert», erklärte Haedo.
Greipels Teamleitung muss den Drahtseilakt hinbekommen, ihn neben Topsprinter Mark Cavendish ins Tour-Team zu integrieren. «Im vorläufigen Kader ist er dabei. Er fährt auf jeden Fall vorher den Giro d'Italia und da wird sich entscheiden, ob er uns die Wahl für die Tour sehr schwer macht, wenn er weiter so erfolgreich fährt wie zu Beginn dieser Saison», sagte sein Teamchef Rolf Aldag.
Topsprinter Gerald Ciolek unterzog sich nach seiner Schulter-Operation im Jedermann-Rennen einem kleinen Praxistest. Der Milram- Profi will Ende des Monats bei der Tour de Romandie wieder ins reguläre Renngeschehen eingreifen und spätestens zur Tour de France wieder topfit sein. Ciolek hatte sich bei der Katar-Rundfahrt im Februar eine Schultereckgelenksprengung und eine Handverletzung zugezogen.