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André Greipel möchte gerne auch in San Remo jubeln. Foto: Nicolas Bouvy
16.03.2012 10:05
Greipel will in Phalanx der San-Remo-Sieger einbrechen

Mailand (dpa) - Eigentlich ist Mailand-San Remo ein Radrennen für Wiederholungstäter - die Favoriten des ersten Klassikers in dieser Saison wissen, wie man an der Strandpromenade Lungomare jubelt.

Oscar Freire gewann dreimal, der aktuelle Weltmeister Mark Cavendish 2009, Fabian Cancellara im Jahr davor, und Matthew Goss nimmt am Samstag das längste aller klassischen Rennen als Titelverteidiger in Angriff. Sie alle gehören auch am Samstag wieder zu den heißen Sieg-Anwärtern.

Bei der 103. Auflage der «Classicissima» will André Greipel aus Hürth mit seinem Premierensieg den Sprung in den illustren Kreis der San-Remo-Sieger schaffen. «Ich traue ihm das zu. Er hat vom Vorjahr bis heute noch einmal einen gewaltigen Schritt nach vorne gemacht», lobte Erik Zabel, der sich nach seinen vier Erfolgen zwischen 1997 und 2001 schon fast als Ehrenbürger von San Remo fühlen kann.

Greipel ist Optimist. «Zum ersten Mal gehe ich als Mannschaftskapitän in dieses Rennen - das fokussiert», sagte der Fahrer des Teams Lotto Belisol der Deutschen Presse-Agentur. «Ich hatte einen guten Winter und die Form stimmt.» 2012 war Greipel schon sechsmal siegreich und wurde in der unmittelbaren Vorbereitung bei der Fernfahrt Tirreno-Adriatico einmal nur hauchdünn vom Norweger Edvald Boasson Hagen bezwungen.

Im Vorjahr musste der gebürtige Rostocker an der Riviera noch für den Belgier Philippe Gilbert arbeiten und hatte einen bösen Sturz zehn Tage vor Mailand-San Remo noch nicht richtig verdaut. Trotzdem fuhr er bis zum Fuß des letzten Anstiegs auf den Poggio in der Spitzengruppe. Diesmal will er im Mittelmeer-Kurort um den Sieg sprinten. «Von den hoffnungsvollen deutschen Sprintern hat er am ehesten das Zeug dazu. Für Marcel Kittel wird die enorme Distanz vielleicht noch eine zu große Hürde sein», vermutete Zabel angesichts der 298 zu fahrenden Kilometer.

In erster Linie sorgt sich der gebürtige Berliner allerdings um seinen alten Freund Freire. Als Teamchef bei der russischen Katusha-Mannschaft ist Zabel im Begleitwagen zuständig für den dreifachen Weltmeister, der es in San Remo noch einmal wissen will.

«Welchen Tipp soll ich ihm schon geben? Er hat selbst oft genug gewonnen. Ich sage höchstens: Nicht zu früh freuen», meinte Zabel und spielte damit auf die wohl bitterste Niederlage in seiner aktiven Karriere an. 2004 hatte der frühere Telekom-Star den vermeintlichen fünften Sieg schon in der Tasche. Er riss die Arme zum Jubeln hoch - den Bruchteil einer Sekunde zu früh. Freire schob seinen Lenker mit einem Ruck noch ein, zwei Millimeter vor Zabel über die Ziellinie.

Die größten Chancen werden Weltmeister Cavendish eingeräumt, der sein Selbstbewusstsein mit dem jüngsten Tagessieg bei Tirreno-Adriatico aufpolierte. Im Vorjahr sprintete der extravagante Brite noch unter Zabels Regie. In dieser Saison fährt er für die britische Formation Sky, in der er wie 2009 auch wieder auf den blendend aufgelegten Boasson Hagen als Helfer bauen kann.

Cavendish will in diesem Jahr groß auftrumpfen, bei der Tour de France nach bislang schon 20 Etappensiegen möglichst wieder das Grüne Trikot holen und anschließend in London Olympiasieger auf der Straße werden. Alles möglich, meint Zabel: «Als Sprinter stehst du nicht unter dem Druck wie die Klassementfahrer. Ich war eine Woche nach der Tour bei den Hamburg Cyclassics früher auch immer noch in Topform. Das ist genau die Zeitspanne zwischen Tour-Finale und dem olympischen Straßenrennen.»


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